Mobiles Breitband leidet unter Erfolg

31.07.2007

Mobiles Breitband boomt weiter: Rund 500.000 surfen via Mobilfunk im Internet. Damit häufen sich aber auch die Probleme, vor allem bei der Geschwindigkeit. Die mobilkom will nun mit 14,4 MBit starten, T-Mobile setzt auf Kontinuität im Service. Die AK rät, die Angebote genau zu prüfen.

Mit Verbindungsgeschwindigkeiten bis zu 7,2 MBit bewerben manche Mobilfunker ihr mobiles Internet - allein, es bleibt meist ein Versprechen, wie ein Test der Arbeiterkammer [AK] kürzlich zeigte.

Beim AK-Test wurden in Städten durchschnittlich 870 KBit/s, in Landgemeinden 500 KBit/s erreicht und damit ein Bruchteil der versprochenen Bandbreite. Entsprechend häufen sich die Beschwerden der Nutzer, berichten auch die Konsumentenschützer.

In den Handynetzen wird es eng

Dennoch greifen Herr und Frau Österreicher immer öfter zu mobilem Internet, wie die jüngsten Zahlen zeigen: Die mobilkom austria wird mit ihren nächsten Quartalszahlen 200.000 mobile Breitbandkunden vermelden, One zählte jüngst 50.000 HUI-Kunden, 230.000 nutzen Web'n'Walk von T-Mobile [davon 100.000 via Handy], und obwohl "3" sich zu genauen Zahlen in Schweigen hüllt, kann man wohl von rund 500.000 mobilen Internet-Nutzern in Österreich ausgehen.

Mit jedem neuen Nutzer wird aber auch das Problem der tatsächlichen Geschwindigkeit dringender, wobei die Mobilfunker unterschiedliche Lösungsansätze für die Kapazitätsprobleme haben.

Laut Regulierungsbehörde RTR nehmen die Streitschlichtungsverfahren rund um mobiles Breitband mit dem neuen Datenkarten-Boom rapide zu. Ein User hat auf diesem Weg über 9.500 Euro versurft.

Mobilkom rüstet auf 14,4 MBit/s

Die mobilkom austria will demnächst ihre zweite Frequenz aktivieren, erklärte dazu mobilkom-Chef Boris Nemsic gegenüber ORF.at. Damit sollen dann theoretisch Geschwindigkeiten von bis zu 14,4 MBit möglich sein.

Theoretisch, denn auch Nemsic gibt zu: "Wenn viele gleichzeitig das Netz nutzen, geht die Geschwindigkeit hinunter." Zur Spitzenzeit um 21.00 Uhr bekomme zwar jeder Nutzer seine Ressource, dafür mitunter jedoch mit einer langsameren Verbindung.

Keine Konkurrenz zu Festnetz

Eine dritte Frequenz habe der größte heimische Mobilfunker noch in petto, so Nemsic weiter, diese soll dann, "wo notwendig", weitere Kapazitäten liefern.

Als Chef der Telekom-Austria-Holding sieht Nemsic das mobile Breitband naturgemäß nicht als Konkurrenz zur Festleitung, sondern als Ergänzung: "Ich bin überzeugt, dass man in Zukunft beides brauchen wird."

Bis Ende 2006 hatte die mobilkom 140.000 Datenkarten und USB-Modems verkauft, Ende März waren es bereits 170.000. Das Wachstum verzeichnen aber auch alle anderen Mobilfunker.

T-Mobile baut aus, wo notwendig

T-Mobile verfolgt einen anderen Ansatz, um seine 130.000 mobilen Breitband-Nutzer mit Internet zu versorgen. "Es ist nicht unser erklärtes Ziel, dass es überall 7,2 MBit gibt, sondern dass der Kunde überall gleich schnell surfen kann", erklärt dazu Dietmar Pöltl, Netzverantwortlicher beim zweitgrößten heimischen Mobilfunker.

Dazu würden das Netz und die Sendestationen regelmäßig überwacht. Zeichne sich an einem Punkt ein kontinuierlich steigender Bedarf ab, dann werde dort auf 3,6 bzw. 7,2 MBit aufgestockt. Die höhere Bandbreite ermögliche es dann, mehr Kunden zu versorgen.

Festnetz verliert weiter an Bedeutung

Es sei nicht sinnvoll, das ganze Netz mit einer hohen Bandbreite auszurüsten, so Pöltl weiter, denn über einem MBit merke der Kunde außer bei Downloads keinen Unterschied in der Geschwindigkeit.

Als Ersatz für das Festnetz sieht Pöltl mobiles Breitband noch nicht, bestehende Kunden, die schon länger Festleitung-Breitband hätten, würden es eher zur Ergänzung nehmen. Allerdings reduziere Handy-Breitband die Wichtigkeit von Festleitungen als Voraussetzung für Breitband.

Sollte UMTS einmal nicht verfügbar sein, fällt die Verbindung bei T-Mobile wie auch bei der mobilkom austria übrigens auf EDGE mit rund 230 KBit/s zurück.

Entsprechend ist die Ausbaustufe von T-Mobiles mobilem Internet: 75 Prozent könnten HSDPA mit bis zu 1,8 MBit/s nutzen, in Ballungsräumen auch mal bis zu 7,2 MBit - je nach aktueller Nutzerzahl.

One muss Bandbreite zukaufen

Im Gegensatz zu T-Mobile und der mobilkom kann One nicht auf eigene Infrastruktur für die Anbindung seiner Sendestationen ans "echte" Internet setzen, sondern muss diese zukaufen, erklärte der scheidende One-Chef Jorgen Bang-Jensen kürzlich.

Entsprechend sei nicht nur die Datenmenge, die sich bei allen Mobilfunkern durchschnittlich um die 500 MB pro Kunde bewege, sondern auch der Backbone das entscheidende Kriterium für die tatsächliche Geschwindigkeit im One-Netz, so Bang-Jensen.

Aktuell betrage das Datenvolumen 16 Prozent des gesamten Mobilfunkverkehrs, Tendenz steigend. Wie die Konkurrenz verspricht One laufende Investitionen in sein Netz.

Auch der Wiener Internet-Provider Silver Server startete kürzlich mit einem eigenen Angebot für mobiles Breitband, allerdings mit einer fixen IP-Adresse. Damit sollen vor allem Firmenkunden angesprochen werden, erste interessante Anfragen wurden laut Anbieter bereits gestellt.

AK rät zu Tests und Protokollen

Wer sich für mobiles Breitband interessiert, sollte sich, bevor er einen Vertrag auf zwei Jahre unterschreibt, beim Mobilfunker vergewissern, dass er überall dort, wo er es braucht, auch wirklich via UMTS surfen kann.

Die AK rät zudem, mit dem angestrebten Mobilfunker eine Art Testvertrag auszuhandeln, also eine auf 14 Tage oder kürzer befristete Testdauer, wo der Nutzer prüfen kann, ob er die gewünschte Geschwindigkeit auch wirklich erreichen kann.

All jenen, die bereits einen Vertrag haben und mit der Bandbreite unzufrieden sind, rät Daniela Zimmer von der AK, Minutenprotokolle zu führen, denn die Gewährleistungspflicht verpflichtet den Verbraucher zu beweisen, dass das gekaufte Produkt nicht wie versprochen funktioniert. In der Werbung sichern sich die Mobilfunker mit dem Zusatz "bis zu" bereits entsprechend ab.

Die AK warnt auch davor, mobile Datenkarten im Ausland bzw. in Grenznähe einzusetzen: Überlicherweise ist Roaming bei den Pauschalangeboten namentlich ausgeschlossen. Bei Preisen von bis zu zehn Euro pro MB können so schnell einige Tausend Euro zusammenkommen.

(futurezone | Nadja Igler)