EU-Kommission startet Roaming-Portal
Die EU-Kommission hat eine Liste mit 95 Mobilfunkanbietern aus den Mitgliedsstaaten der Union publiziert und die "schwarzen Schafe" unter den Providern gebrandmarkt. Konsumentenschützer kritisieren die EU-Tarife als immer noch zu hoch. Juristen der AK prüfen die Umstellungspraxis der mobilkom.
Insgesamt zeigt sich EU-Kommissarin Viviane Reding in ihrer Aussendung vom Donnerstag damit zufrieden, wie die Roaming-Regulierung in den Mitgliedsstaaten umgesetzt wurde. Die Kommission hatte Fragebögen an 95 in der EU tätige Mobilfunkanbieter geschickt und nach deren Umsetzungsplänen gefragt.
Bis Donnerstag seien 74 Antworten bei der Kommission eingetroffen. Viele Anbieter hätten ihre Konsumenten rechtzeitig automatisch auf die Eurotarife umgestellt. Nur einige Provider in Zypern, Belgien, Lettland, Estland und Finnland hätten noch nicht geantwortet oder die Tarifvorgaben unzureichend umgesetzt.
Fehler in der Darstellung Österreichs
Die EU hat auch eine Tabelle mit dem Status der Roaming-Umsetzung ins Netz gestellt. Interessanterweise erscheint die mobilkom austria darin als vorbildlicher Provider, der seine Tarife rechtzeitig umgestellt hat.
Recherchen des ORF-Konsumentenschutzmagazins "help" haben jedoch ergeben, dass die mobilkom ihre Kunden über ein fragwürdiges Opt-out-Verfahren via SMS auf den Sondertarif "Traveler" umgestellt hat. Wer in diesem Tarif ist, wird nicht Ende September automatisch auf die EU-Roaming-Tarife migriert, was nicht im Sinne der Kommission sein dürfte.
One ist noch grau
Mobilfunker One scheint in der Tabelle noch als eines jener Unternehmen auf, von denen die Kommission noch keine Antwort erhalten hat. Laut Auskunft von RTR und One gegenüber ORF.at hat das Unternehmen jedoch die Vorschriften korrekt eingehalten.
Besonders positiv hebt die Kommission die Tarife von Hutchison "3" hervor. Sie liegen unter den Vorgaben der EU und sind daher grün markiert.
Bis zum 30. September müssen die Mobilfunkanbieter in der EU ihren Kunden die neuen Eurotarife fürs Roaming anbieten.
Günstigere Tarife angemahnt
Die Senkung der Tarife für Handygespräche im Ausland geht europäischen Konsumentenschützern nicht weit genug. "Wir sind sehr weit von den wahren Kosten entfernt", sagte Tariffachmann Levi Nietvelt von der Europäischen Konsumentenorganisation BEUC am Donnerstag in Brüssel.
"Kosten liegen bei zehn Cent"
Die EU-Verordnung zur Senkung der Handygebühren im Ausland sei zwar "insgesamt eine vernünftige Vereinbarung", sagte Nietvelt. Gut sei auch die verbesserte Information über die Tarife. Der Konsumentenschützer findet 49 Cent für selbst gewählte und 24 Cent für angenommene Gespräche im EU-Ausland plus Mehrwertsteuer aber zu hoch: "Die Kosten liegen bei zehn bis 14 Cent für die Anbieter." Zudem würden diese Kosten für die Firmen stets zwei Monate vor den nächsten Gebührensenkungen für die Konsumenten verringert.
Deutlich zu hoch seien nach wie vor auch die Tarife für die Datenübertragung im Mobilfunk, meinte der Roaming-Experte. An den Kosten für SMS, MMS und Computerdaten ändere die EU-Verordnung nichts. Die Kunden seien Umfragen zufolge durchaus daran interessiert, über ihr Handy das Internet zu nutzen. Vielen sei das aber zu teuer. "Wenn die Kommission will, dass die Verbraucher das Internet mobil nutzen, dann muss sie dies angehen", sagte Nietvelt.
AK-Juristen prüfen mobilkom
Nach Anfragen von ORF.at sind bisher bei der Regulierungsbehörde RTR noch keine Konsumentenbeschwerden zum Thema EU-Roaming eingegangen.
Bei der Arbeiterkammer gab es vereinzelte Anfragen von Konsumenten, so eine Sprecherin der Organisation gegenüber ORF.at, einige Verbraucher hätten nachgefragt, warum die Umstellung in Österreich im Vergleich zu Deutschland so langsam laufe.
Die Juristen der AK befassen sich unterdessen intensiv mit dem Traveler-Tarif der mobilkom austria. Sie prüfen, ob die Art der Umstellung mit geltendem Recht vereinbar ist.
(futurezone | dpa)