Siemens Österreich: Ruhe vor Verkauf
Laut Brigitte Ederer, der Chefin von Siemens Österreich, wird die hiesige Niederlassung von den Plänen zum Stellenabbau in der Enterprise-Sparte verschont werden. Allerdings würde ein Verkauf des Bereichs auch in Österreich Folgen haben.
Wie am Montag bekannt wurde, plant die Siemens-Zentrale in München den Abbau von 600 Arbeitsplätzen in der Sparte Enterprise Communications [SEN] in Deutschland.
Restrukturierung bereits erfolgt
Siemens-Österreich-Chefin Brigitte Ederer betonte am Dienstag am Rande einer Pressekonferenz, dass die Österreich-Niederlassung die Restrukturierung bereits im Vorjahr vorgenommen habe und der Telefon-Nebenstellenbereich nun gut laufe.
"Die Zahlen stimmen, es passt alles", so Ederer. Im Vorjahr wurden demnach rund 115 Mitarbeiter abgebaut, sozial abgefedert unter anderem über Altersteilzeit, interne Umschichtungen und Abfindungsprogramme, wie Ederer betonte.
Mitverkauft
Derzeit beschäftige der Bereich etwa 600 Mitarbeiter. Sollte der gesamte SEN-Bereich allerdings verkauft werden, dann wäre natürlich auch Österreich davon betroffen.
Ederer betonte bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Verkehrsminister Werner Faymann [SPÖ], dass sich Siemens Österreich bemühe, weitere Kompetenzzentren und die damit verbundene Forschung hierher zu bringen. Dabei stehe man aber im konzerninternen Wettbewerb und da seien Forschungsförderungen oder Steuererleichterungen für Forschungsausgaben ein wichtiger Standortfaktor.
Ederer verwies auf das Beispiel Singapur, wo Siemens ein Wasserkompetenzzentrum vom Staat zu 80 Prozent gefördert bekomme. Für Österreich wünscht sie sich, dass alles bleibt wie bisher, "was ohnehin schon schwierig genug ist", so Ederer.
Maut und Biometrie
Siemens ist hierzulande Kompetenzzentrum für Biometrie und Mautsysteme. Derzeit rittert das Unternehmen gerade um Mautaufträge in der Slowakei und Ungarn. Mitbewerber dabei ist die österreichische Kapsch TrafficCom, die auch das österreichische Mautsystem errichtet hat. Sollte Siemens den Zuschlag erhalten, würde das rund 300 bis 400 neue Jobs in Wien bedeuten, rechnete Ederer vor.
Außerdem hofft die Österreich-Chefin, Teilbereiche anderer Kompetenzzentren nach Wien zu holen - wie dies bei der Maut gelungen sei. So setzt sie große Hoffnungen in den Medizin- und Energiesektor. Wichtig sei, wie bei allen Forschungsmaßnahmen, ein "Schulterschluss" zwischen Ministerien, Universitäten und Privatwirtschaft, betonte sie.
Forschungskapazitäten fehlen
Dafür ist auch eine entsprechende Zahl von ausländischen Forschern erforderlich, und diese sollen auch für die Privatwirtschaft zur Verfügung stehen, bekräftigte Faymann einen entsprechenden Vorschlag von Wirtschaftsminister Martin Bartenstein [ÖVP].
Siemens Österreich beschäftigt nach Eigenangaben knapp 3.000 Menschen in Forschung und Entwicklung. Das seien etwa zehn Prozent aller Mitarbeiter der Siemens Gruppe Österreich.
(APA)