Heißer Mobilfunkherbst steht bevor

08.08.2007

Anfang September wird ein Entwurf zur Neuordnung der Zusammenschaltungsgebühren für Mobilfunker kommen. Bereits jetzt sorgen diese Entgelte dafür, dass "3" bei der Konkurrenz nicht als Gratis-Wahlnetz gewählt werden kann - zu Recht, wie die Mobilfunker meinen, denn "3" finanziere damit sein "SixBack".

Seit Jahren sorgen die Zusammenschaltungsentgelte [Interconnection Fees] auf dem heimischen Mobilfunkmarkt regelmäßig für Wirbel und Aufregung. Diese legen fest, wie viel ein Mobilfunker der Konkurrenz für die Anrufzustellung zahlen muss.

Ruft ein One-Kunde einen Teilnehmer im A1-Netz an, muss One der mobilkom austria dafür einen festgelegten Betrag zahlen. Umgekehrt muss auch die mobilkom für jeden Anruf eines A1-Nutzers ins One-Netz an One einen bestimmten Betrag zahlen.

Letzter Bescheid wurde aufgehoben

Diese grundsätzlich privatrechtlich ausgehandelten Beträge sorgten in der Vergangenheit immer wieder für Unstimmigkeiten, vor allem aufgrund ihrer unterschiedlichen Höhe. Schlussendlich wurden sie von der Telekom-Control-Kommission [TKK] festgelegt, wobei der Verwaltungsgerichtshof den letzten Bescheid wegen fehlender Rechtsgrundlage im Februar aufhob.

Anfang September sollen nun auf der Website der RTR neue Entscheidungsentwürfe veröffentlicht und damit zur nationalen und internationalen Konsultation freigegeben werden, erklärte die RTR auf Anfrage von ORF.at.

Dann wird auch die Diskussion über die Höhe der Interconnetions Fees von neuem losgehen - die Mobilfunker bringen sich bereits in Stellung. Aktuell steht vor allem "3" mit seinem "SixBack"-Tarif in der Kritik.

Derzeit bekommt die mobilkom austria laut RTR-Website für jede Anrufzustellung 8,34 Cent, T-Mobile 10,66, One 11,28, tele.ring 11,80 und Hutchison ["3"] 15,95 Cent. Die Entgelte sollen die jeweiligen Kosten für die Zusammenschaltung abdecken.

"SixBack" soll Kunden umlenken

Kunden von "3" bekommen beim "SixBack"-Tarif bei jedem eingehenden Anruf sechs Cent pro volle Minute gutgeschrieben. Der Vorwurf der Konkurrenz lautet nun, dass "3" diesen Incentive vor allem über seine höheren Interconnection Fees finanziere.

Hutchison weist das naturgemäß von sich und argumentiert, dass "3" mit "SixBack" versuche, die Verkehrsströme zwischen den Mobilfunknetzen zu lenken und auszugleichen, erklärt Bernhard Wiesinger, Director of Regulatory Affairs, Carrier Relations & Roaming, auf Anfrage von ORF.at.

Unausgeglichene Verkehrsströme

Derzeit würden bei "3" 30 bis 40 Prozent mehr Anrufe aus- als eingehen, so Wiesinger. Damit muss "3" öfter Interconnection Fees an die Konkurrenz zahlen als umgekehrt, bekommt aber dafür selbst höhere Gebühren als der Rest.

Damit nun mehr Anrufe ins "3"-Netz kommen, biete "3" seinen Kunden das "Zuckerl" mit "SixBack" an, so Wiesinger, der weiter ausführt, dass bereits jetzt der Verkehrstrom deutlich ausgeglichener sein sollte.

Erst bei einem ausgeglichenen Verkehr will "3" der allgemein angestrebten Absenkung der Interconnection Fees zustimmen, auf die die Konkurrenz, je nach eigenem Profit mehr oder weniger intensiv, bereits seit Jahren dängt.

Konkurrenz meidet "3"

Die Konkurrenz sieht das erwartungsgemäß völlig anders und hat ihrerseits "3" als Option für ein Gratis-Wahlnetz explizit ausgeschlossen - bereits vor einem Jahr, als "3" ein ähnlich gelagertes Wertkartenangebot auf den Markt brachte, erklärten überraschend einmütig sowohl One als auch die mobilkom austria auf Nachfrage von ORF.at.

"SixBack" habe nur bewiesen, dass man damit eine richtige Entscheidung getroffen habe, so die Mobilfunker weiter. Ihr Argument: Wäre "3" als Wahlnetz gratis, würde die Konkurrenz doppelt draufzahlen, erstens über die Interconnection Fees, zweitens über "SixBack", das praktisch durch die Konkurrenz finanziert werde.

Damit bleiben die Verkehrsströme aber weiterhin auf dem unausgeglichenen Niveau, hält Wiesinger entgegen, und weiter: "SixBack ist unsere Antwort auf den Ausschluss aus dem 0-Tarif."

Wachstum im "Hyper-Wettbewerb"

Die mobilkom austria "erspare" sich bei Anrufen aus dem A1-Netz zur eigenen Billigmarke "Bob" die Zusammenschaltungsgebühren, beziehungsweise seien diese reine Durchlaufposten, argumentiert Wiesinger zudem die bei "3" höheren Interconnection Fees.

Ob sich der "SixBack"-Tarif auch wirtschaftlich rechne, konnte Wiesinger nicht sagen, dazu sei der Tarif noch zu kurz auf dem Markt. Als börsennotiertes Unternehmen habe "3" aber die "Pflicht zu wachsen", auch in einem "Hyper-Wettbewerb" wie dem heimischen Mobilfunkmarkt.

Wie auch immer der Entwurf der RTR aussehen wird, eines ist sicher: Für weiteren Gesprächsstoff in Sachen Interconnection Fees ist gesorgt.

Auch Marktführer mobilkom austria leidet laut eigenen Angaben unter den Zusammenschaltungsgebühren: Die letzte Senkung habe das Ergebnis der mobilkom mit einem zweistelligen Mio.-Euro-Betrag belastet.

(futurezone | Nadja Igler)