Glasfaser für Wiens Wohnzimmer

08.08.2007

50.000 Haushalte sollen bis Ende 2009 an das Glasfasernetz der Wienstrom angeschlossen sein. Wienstrom bietet dabei nur die Infrastruktur, die jedem Provider gegen Entgelt offensteht. Der Kunde hat die freie Betreiberwahl und bezahlt nur die Leistungen, die tatsächlich genutzt werden.

Die Wienstrom GmbH baut ihr Glasfaserangebot blizznet im Rahmen einer "Breitbandoffensive" aus und will bis 2009 rund 50.000 Haushalte an die Glasfaser-Infrastruktur anschließen.

Das kündigten Wiens Vizebürgermeisterin Renate Brauner [SPÖ] und der Geschäftsführer der Wien Energie, Friedrich Pink, am Mittwoch an.

100 Megabit pro Sekunde

Dank Glasfaserleitungen bis ins Wohnzimmer stehen blizznet-Kunden dabei Up- und Download-Raten von bis zu 100 Megabit pro Sekunde zur Verfügung.

Auch eine hohe Nutzeranzahl führe zu kaum einer Drosselung der Geschwindigkeit, so Robert Grüneis, Pressesprecher von Wien Energie, zu ORF.at. Eher sei es die privat genutzte Hardware, die zu einer Ausbremsung führe.

Derzeit 1.400 Kilometer Glasfaser

Derzeit beträgt die Gesamtlänge des Breitbandnetzes der Wien Energie rund 1.400 Kilometer. Dieses Netz werde sukzessive weiter ausgebaut, erklärt Grüneis. Rund 20 Prozent der Wiener Haushalte lägen bereits in Reichweite.

Investition von zehn Millionen Euro

Insgesamt rund zehn Millionen Euro werden in den Ausbau investiert, wobei Wienstrom diesen ohne Subventionen selbst finanziert. Wienstrom nutzt auch die bestehende Infrastruktur von Wien Energie Fernwärme und den Wiener Linien.

Vormerkliste

Der Ausbau erfolgt nach Kundeninteresse und technischer Machbarkeit. Interessierte können sich auf der blizznet-Website für einen Anschluss unverbindlich vormerken lassen und werden bei Verfügbarkeit informiert.

Offenes Glasfasernetz für alle Provider

Das Netz selbst ist als Open-Access-Netz konzipiert, es steht damit allen Providern offen. Für die Nutzung der Infrastrukturmieten bezahlen die Provider pro Kunden eine bestimmte Gebühr.

Der Kunde kann damit seine Produkte frei aus den vorhanden Wien-Energie-Partnern wählen und ist nicht mehr an einzelne Anbieter gebunden. Auch die Nutzung verschiedener Produkte von verschiedenen Anbietern ist möglich.

Der Kunde bezahlt die Leistungen, die von den einzelnen Providern genutzt werden.

Drei Partner fix, zehn weitere in Verhandlungen

Derzeit zählen erst drei Unternehmen - die Telekom Austria, NeoTel und Conova.com - zu den Partnern von blizznet. Man stehe aber mit zehn weiteren potenziellen Partnern in Verhandlungen, so Grüneis gegenüber ORF.at.

Pakete & Preise

Doch noch ist man bei den Angeboten von den beworbenen 100 Megabit pro Sekunde weit entfernt.

Das schnellste Produktpaket der TA umfasst unlimitertes Surfen mit zehn Megabit pro Sekunde um 39,90 Euro. Etwas schneller geht es bei NeoTel: Unlimitierten Up- und Download mit 20 Megabit pro Sekunde gibt es dort ab 69,90 Euro.

Die Preisgestaltung ist noch ausbaufähig. "Wir erwarten, dass der Wettbewerb mit der wachsenden Zahl der Partnerprovider angekurbelt wird", so Grüneis.

In Skandinavien sind derartige Open-Access-Netze bereits üblich. Beispielsweise betreibt Schweden ein offenes Netz mit 30 Providern und über 100 angebotenen Services.

Ab 20. August erhältlich

Blizznet ist ab 20. August erhältlich, wenn auch im ersten Schritt nur in einigen Gebäuden in den Bezirken 3, 10, 11, 12, 16, 22 und 23.

Entscheidet sich ein Kunde für blizznet, wird binnen zwei Tagen ein Anschluss bis in das Wohnzimmer verlegt. Die Länge vom Eintritt des Kabels in die Wohnung bis zur Dose an der Wand darf dabei maximal 15 Meter betragen.

Anschluss kostenlos

An dem Anschluss wird die blizznet-Box betrieben, an die bis zu acht Geräte angeschlossen werden können. Die erste blizznet-Box ist wie auch der Glasfaseranschluss kostenlos, eine zweite Box kann für 90 Euro erworben werden.

Blizznet bot seit 2002 bis Juni diese Jahres auch als Provider Breitband-Internet über Glasfaser mit Up- und Download-Raten von zehn Mbit/s an. Mit dem Ausstieg aus dem Provider-Bereich übernahm die Telekom Austria nach einem umstrittenen Ausschreibeverfahren die 800 Kunden der blizznet.

(futurezone | Beate Zaussinger)