Bild: Erich Möchel

Auftakt zum Chaos Communication Camp

08.08.2007

Am Mittwoch ist das Chaos Communication Camp 2007 in Finowfurt bei Berlin gestartet. Über 2.000 Hacker sind angereist, um Spaß am Gerät zu haben und Wissen auszutauschen. Auch 100 Österreicher sind mit dabei.

"Eigentlich ist so etwas unmöglich zu machen", sagte Tim Pritlove von den Veranstaltern Chaos Computer Club zur Eröffnung des Chaos Communication Camps 2007 am Mittwochmittag, deswegen sei das besonders für die Organisatoren ein "emotionaler Event".

In einem Hangar der ehemaligen Sowjetstreitkräfte - das Tor flankiert von zwei MIGs im Zustand malerischer Verwitterung - drängten sich zum Auftakt des Camps mehrere hundert Hacker, die offenbar derselben Ansicht waren und mit Applaus nicht sparten.

Datenklo mit Glasfaser

Besonders viel davon bekam das Personal des nunmehrigen Zivilflughafens Finowfurt nahe Berlin zu hören, das dieses internationale Hacker-Treffen, das noch bis Sonntag dauert, ermöglicht hatte.

"Wir haben jedes Datenklo mit Glasfaser angebunden", sagte Elisa Jasinska von den Veranstaltern zu ORF.at, die meisten davon mit zehn Gigabit/s, an der Peripherie gibt es immerhin noch ein Gigabit/s. Wie schon beim Camp 2003 sorgen überall auf dem Gelände verteilte, mit Routern und Switches aufgerüstete Mobiltoiletten für die nötige Verbindung zum Netz. Dafür wurden von der Aufbautruppe des CCC mehr als sieben Kilometer Glasfaser "in Windeseile im Boden versenkt".

Idylle mit MIG 23

==Finowfurt leuchtet==

Dazu kommen wenigstens ebenso viele Kilometer Elektroinstallationen, zumal das Camp nachts mit farbigen Neonröhren, kreisenden Scheinwerfern,

Lasern, Lichtschlangen und dergleichen mehr in allen Farben des Regenbogens strahlt.

Mit 2.000 Teilnehmern hoffen die Veranstalter das bis jetzt Unmögliche zu schaffen, nämlich ohne deutliche Verluste auszusteigen. Das war auf den beiden vorangegangenen Camps des CCC ebenso wenig gelungen, wie auch die niederländischen Kollegen von "What the Hack" Verluste schrieben.

Eröffnungstreffen im Shelter

==Abheben mit Bodenhaftung==

Zum Auftakt gab es vor allem auf die Eigenheiten des Geländes abgestimmte Verhaltensregeln. Vom Erklettern der Hangars wurde ebenso dringend abgeraten wie vom Überqueren der Landebahn, Außerdem hieß es: "Seid bitte nett zu den Presseleuten", man wolle ja schließlich nicht im eigenen Saft kochen, sondern über die Medien auch nach außen kommunizieren.

Das ist insofern ein Novum, als das Verhältnis zwischen Hackern und der Presse in der Vergangenheit bestenfalls ein gespanntes, wenn nicht ein offen feindseliges war. Allzu oft waren Hacker - die ihre Erkenntnisse etwa über Sicherheitslücken öffentlich machen - mit Virenschreibern, Phishing-Betrügern und anderen Kriminellen von den Medien in einen Topf geworfen worden.

Öffentlich-rechtlich und frei

2007 ist ein Übertragungswagen des öffentlich-rechtlichen RBB auf dem Camp vor Ort, am Donnerstag wird sich die neue Generalsekretärin der ARD, Verena Wiedemann, der Diskussion stellen. Das Thema: Wie frei kann der Online-Zugang zu öffentlich-rechtlichen Inhalten in Zukunft gestaltet werden?

Starke Delegation aus Österreich

Eines der größten Zeltdörfer auf dem Gelände ist das "Leiwand-Village" genannte Camp der etwa hundert Österreicher, die zum Treffen angereist sind. Per Lkw wurden nicht nur mehrere Großzelte herbeigeschafft, sondern auch ein Swimmingpool von respektabler Größe sowie eine echte Telefonzelle heimischer Provenienz.

Wie das Vorhaben, den eingebauten Münzapparat in ein VoIP-Telefon "umzuhacken", ausgeht, wird während der nächsten Tage ebenso berichtet werden wie andere Neuigkeiten von diesem "unmöglichen" Event.

(Erich Moechel aus Finowfurt)