12.02.2004

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Sony-BMG-Fusion auf Eis gelegt

Die Pläne von Bertelsmann und Sony zur Fusion ihres Musikgeschäfts bleiben vorerst auf Eis. Die EU-Kommission will wegen wettbewerbsrechtlicher Bedenken das Vorhaben genauer prüfen, wie die Behörde am Donnerstag in Brüssel mitteilte.

Der Zusammenschluss könnte demnach auf dem Markt für Musikaufnahmen zu einer beherrschenden Stellung führen oder diese ausbauen. Mögliche Probleme habe die erste Prüfung auch hinsichtlich einer Zusammenlegung von Aktivitäten in anderen Bereichen zu Tage gebracht.

Die Kommission hat nun bis zum 22. Juni Zeit, um abschließend zu entscheiden.

Genaue Prüfung

In der vertieften Untersuchung will die Kommission prüfen, inwieweit durch den Zusammenschluss ein Oligopol von noch vier großen Tonträgergesellschaften entstehen wird.

Neben SonyBMG zählten dazu auch Universal, Warner und EMI. Diese vier Anbieter würden in Europa und auch auf den meisten nationalen Märkten einen Anteil von etwa 80 Prozent erreichen, schätzt die Kommission.

Hindernisse für den Wettbewerb befürchtet Brüssel auch durch die Zusammenwirkung anderer Bereiche beider Unternehmen. Unter anderem habe Bertelsmann über seine RTL-Tochterfirmen eine führende Stellung in der europäischen Hörfunk- und Fernsehlandschaft.

Mehrere Unternehmen hätten die Befürchtung geäußert, dass Bertelsmann in seinen Sendern Musik von Sony bevorzugen und den gleichberechtigten Zugang konkurrierender Anbieter zu nationalen Rundfunkmärkten beeinträchtigen könnte.

Sony habe wiederum angekündigt, im Frühjahr das Programm "Sony Connect" zum Herunterladen von Musik aus dem Internet auf den Markt zu bringen. Zudem verfüge Sony über eine große Produktpalette von elektronischen und insbesondere tragbaren Geräten zum Abspielen digitaler Musikdateien. Auch dazu hätten andere Unternehmen Vorbehalte geltend gemacht. Sony könnte demnach seine Schutzrechte bei Kopiertechnologie für Musik dazu nutzen, Konkurenten den Zugang zum Musikangebot von SonyBMG zu erschweren.

Alles normal

Ein Bertelsmann-Sprecher sagte, das Unternehmen sei von der EU-Entscheidung "nicht überrascht". Der Konzern werde mit den Wettbewerbshütern kooperieren. "Wir fühlen uns gut vorbereitet."

Die EU-Kommission hatte im Jahr 2000 bereits die geplante Fusion von Bertelsmann mit der britischen EMI vereitelt, die damit zum größten Musikkonzern der Welt aufgestiegen wären.