14.02.2004

MICROSOFT

Windows-Code soll von Partner stammen

Seit bekannt wurde, dass Teile des Quellcodes von Microsofts Betriebssystem Windows im Netz verfügbar sind, kursierten Spekulationen über den möglichen Ursprung.

Mittlerweile verdichten sich die Hinweise dahingehend, dass der Code von einem offiziellen Partner von Microsoft stammt könnte.

Der nun im Netz kursierende Code soll von einem Linux-Rechner der US-Firma Mainsoft stammen, der für Entwicklerzwecke verwendet wird. Datiert ist das Paket mit dem 25. Juli 2000 und enthält laut Betanews 30.915 Files aus dem Windows 2000 Service Pack 1.

Mainsoft hat für die Entwicklung von "Mainwin" seit 1994 Zugang zum Source-Code des Redmonder Softwareherstellers. Mainwin nutzt den Code für Unix-Versionen von Windows-Applikationen.

WISE-Partner

Mainsoft war einer von zwei Partnern in Microsofts Programm "Windows Interface Source Environment" [WISE]. Ziel von WISE ist es, Entwicklern Windows APIs für die Anwendung in Unix-Systemen zur Verfügung zustellen.

Mainsoft hat die Vereinbarung im März 2000 auf den Source Code von Windows 2000 ausgeweitet und für Microsoft die Portierung des Media Players 6.3 und des Internet Explorers auf Unix-Systeme durchgeführt.

Mittlerweile dürfte sich der Code im Netz bereits weit verbreitet haben. Vor allem in P2P-Netzen und IRCs soll das 203 MB bzw. 229 MB große Datenpaket bereits auf großes Interesse gestoßen sein.

Die 203 MB ergeben entpackt nicht ganz 660 MB, laut Microsoft soll das rund 15 Prozent des gesamten Codes entsprechen.

Bei Microsoft spielt man den Vorfall hinunter. "Es stimmt, dass Teile des Source Codes online sind. Wir sehen dadurch jedoch in keinster Weise die Windows-Sicherheit bedroht", betont Alexander Holy von Microsoft Österreich im Gespräch mit der futurezone. Er weist darauf hin, dass weltweit rund 900 Unternehmen, Behörden und Unis Zugriff auf den Windows-Quellcode haben. Es wird dafür bloß ein Non-Disclosure-Agreement unterzeichnet.

Laut Holy wurde bereits früh ausgeschlossen, dass der Code aus einer internen Quelle stammen könnte.

Keine Auswirkung auf Sicherheit

Ein internationaler MS-Sprecher sagte, der freigesetzte Code sollte keinerlei Auswirkungen auf seine Kunden haben. Angesprochen auf die mögliche Einflüsse in Sachen Sicherheit verwies er darauf, dass der Code weder komplett noch in der Art ausführbar sei.

Noch im Mai 2002 verteidigte jedoch der Windows-Chef bei Microsoft, Jim Allchin, die Herausgabe des Source Codes anlässlich des Kartellprozesses gegen Microsoft in den USA.

Je mehr Virenschreiber über die Mechanismen gegen Angriffe in Windows-Betriebsystemen wüssten, umso einfacher sei es für sie entsprechende Viren zu schreiben oder diese Mechanismen zu zerstören, so damals sein Argument.