Langsamer Europa-Start von UMTS
Der Mobilfunkstandard der dritten Generation, UMTS [Universal Mobile Telecommunications Service], kommt in Europa langsam in die Gänge.
Der britische Mobilfunkkonzern Vodafone startet am Montag in 200 deutschen Städten das UMTS-Zeitalter. Allerdings sind die Multimediadienste zunächst nicht über das Handy, sondern nur per Datenkarte am Laptop zu empfangen. Damit bleibt Deutschland in Europa Nachzügler bei der schnellen Mobilfunktechnik.
In mehreren Ländern fiel der Startschuss für die Handy-Nutzung schon im vergangenen Jahr. Probleme mit der Netzstabilität und Lieferschwierigkeiten bei den Geräten brachten bislang aber nur wenige Kunden.
In Österreich ging der Branchenprimus Mobilkom Mitte April vergangenen Jahres an den Start. Bis Mitte Dezember brachte es das Unternehmen nur auf 1500 zahlende Kunden. Besser schnitt die im Mai nachgezogene Hutchison-Tochter 3 ab, die kurz vor Ende des Jahres 15.000 Nutzer vermelden konnte. Ende 2003 gingen auch die anderen Betreiber - aufgrund gesetzlicher Auflagen - auf den Markt.
Großbritannien als erstes UMTS-Land
Das erste Land europaweit, das UMTS einführte, war allerdings
Großbritannien.. Dort ging als erstes Unternehmen Anfang März
vergangenen Jahres der Mobilfunkanbieter 3 auf den Markt. Die
Tochter des Hongkonger Konzerns Hutchison Whampoa konnte in den
ersten sechs Monaten gut 150.000 Kunden gewinnen. Inzwischen bietet
3 auch Video-Telefonate sowie Nachrichten-Clips etwa zu
Rugby-Spielen an. Am Montag kommt Branchenführer Vodafone als
zweiter UMTS-Anbieter hinzu. Wie in Deutschland zielt das Angebot
zunächst auf Geschäftskunden mit Laptop-Zugang, Handys sind vorerst
nicht im Angebot.
Auch Italien als Frühstarter
Auch in Italien preschte als Frühstarter im März vergangenen Jahres der Hutchison-Ableger H3G vor. Die Firma meldete Mitte Dezember 300.000 Kunden und will bis Ende des Jahres zwei Millionen Nutzer für ihre Dienste gewinnen. Vodafone will auch hier in den nächsten Wochen nachziehen, Marktführer Telecom Italia Mobile lässt noch auf sich warten.
In Frankreich will das Unternehmen SFR im Mai erster Anbieter sein. Zunächst sollen "einige tausend" professionelle Nutzer in Paris, Lyon und Lille die Dienste nutzen können. Im Juni soll der UMTS-Standard auch für Privatkunden und zusätzlich in Nantes und Toulouse nutzbar sein. Die SFR-Konkurrentin Orange, eine Tochter des Ex-Monopolisten France Télécom, gab bislang noch keinen Starttermin bekannt. Auch bei Bouygues Télécom, die eine Lizenz erst 2002 und damit ein Jahr nach der Konkurrenz gekauft hatte, ist der Termin noch offen.
In Spanien will Vodafone wie in Deutschland am Montag mit computergestützten UMTS-Diensten auf den Markt. Am Freitag kam den Briten die Mobilfunktochter des Ex-Monopolisten Telefónica zuvor, die nun gleichfalls Laptop-Karten zum Empfang von UMTS anbietet.
In Portugal, wo es ursprünglich bereits Ende Dezember 2001 losgehen sollte, müssen die Multimediadienste nach Angaben der Regulierungsbehörde Anacom nun zum 1. Juli verfügbar sein. Vodafone will auch dort in den nächsten Wochen ans Netz.
In Skandinavien haben Schweden und Dänemark mit 3 von Hutchison die Nase vorn. In Schweden folgt nun Vodafone. In Finnland, dem Heimatland des Handyriesen Nokia, wird noch getestet und herrscht damit vorerst noch offiziell Funkstille.
Die EU-Beitrittsländer und UMTS
Unter den zehn EU-Beitrittskandidaten ist Slowenien in der Pole-Position. Im Dezember startete Mobitel, Tochter des nationalen Telefonunternehmens Telekom, als einzige Lizenzinhaberin erste Dienste. Bis Ende des Jahres will die Firma 100.000 Kunden haben. In Tschechien übt sich Eurotel seit rund einem Jahr in Tests.