Bild: Nadja Igler

"In High Heels kämpft es sich schlecht"

22.08.2007

Als nächste große Zielgruppe hat die Spieleindustrie Frauen ausgemacht - doch was wollen Frauen in und von Spielen eigentlich? Vor allem Unterhaltung, ist die einhellige Meinung eines Panels im Rahmen der GCDC, und zwar mit guten Spielen.

Bereits einige Panels der derzeit in Leipzig stattfindenden Spieleentwicklerkonferenz GCDC haben versucht, sich dem Thema Frauen in Spielen anzunähern, doch keines war so emotionsgeladen wie jenes zum Thema "Women in Games", das durchwegs mit Frauen aus der Gaming-Branche besetzt war.

Während sich andere Vortragende, übrigens durchwegs männlichen Geschlechts, dem Thema wissenschaftlich und von Seiten der Marktforschung annäherten, ging es bei den Frauen selbst vor allem darum, den "natürlichen" Unterschied zwischen Männern und Frauen einfach in die Spielkultur einfließen zu lassen.

"Wir wollen keine Frauen-Games"

"Wir wollen keine eigenen Frauen-Games, wir wollen einfach gute Games", so die einhellige Meinung der Diskussionsrunde.

Über den Weg dorthin sind sich aber auch die Frauen nicht ganz einig - während Jasmin Kassner von Pixeltamer meint, einfach zu tun, statt darüber zu reden, will Jennifer MacLean von Comcast eine spezielle Frauenförderung.

Einig waren sich die Diskutantinnen, dass sie als Frauen nicht wie eine eigene Zielgruppe behandelt werden und auch keine Sonderbehandlung möchten: "Wenn wir anfangen, die Spiele nach Geschlecht zu trennen, was kommt dann als Nächstes?", fragte etwa Kassner.

Von links nach rechts: Jasmin Kassner [Pixeltamer], Barbara Lippe [Avaloop], Megan Gaiser [Her Interactive] und Jennifer MacLean [Comcast Interactive]. Bild: Nadja Igler.

==Sexobjekte==

Was Frauen in Spielen wollen, dazu gibt es unterschiedliche Forschungergebnisse und Meinungen, auch in dieser Gruppe: Laut Barbara Lippe von Avaloop wollen 90 Prozent der von ihr befragten Frauen hübschere Männer in Games.

Laut Megan Gaiser von Her Interactive wollen Frauen in Spielen keine geradlinigen Lösungen, sondern sich auch gerne das Hirn zermartern und auch mehrere Ansätze verfolgen können.

Was Frauen nicht wollen, dazu gibt es wieder eine gemeinsame Meinung: "Wir wollen in Spielen nicht nur als Sexobjekt auftreten", so MacLean. Und Kassner fügte hinzu: "Auch wenn ich gerne Frauen spiele - ein Tipp: In High Heels kämpft es sich im wirklichen Leben schlecht."

Frauen in die Produktion

Der Schlüssel zu all dem sei eine Diversifizierung der Teams, sind sich die Frauen einig. Es gehe in der Diskussion nicht um die Geschlechter, sondern darum, dass es in der Gesellschaft unterschiedliche Geschmäcker gebe.

Je mehr Input von verschiedenen Seiten es in einem Entwicklerteam gebe, desto eher könnten auch die unterschiedlichen Aspekte der Gamer berücksichtigt werden.

Lippe fügte dem hinzu, dass auch die Entwickler noch dazulernen müssten: "Ein Shooter ist einfach herzustellen, aber es ist deutlich schwieriger, Romantik in einem Spiel ordentlich zu verpacken." Sie würde gerne mehr Frauen in der Produktion und Entwicklung sehen.

Frauen ineffizient?

Der Einwurf eines männlichen Zuhörers, dass Frauen sein Team weniger effizient gemacht hätten und Frauen an Technik nicht genügend Interesse hätten, wurde ebenfalls wieder aus dem Publikum infrage gestellt: So erzählte eine Zuhörerin, dass sie erlebt habe, dass eine Frau nur deshalb in ein Entwicklerteam geholt worden sei, um den Männern was "fürs Auge" zu geben, obwohl sie nicht qualifiziert war.

Wie lange es dauern wird, bis Frauen auch in der Spieleindustrie Fuß fassen und ihre Stärken dort ausspielen können, das konnten auch die Frauen nicht sagen.

Den Weg dorthin schon: "Was immer Ihr macht, macht es aus ganzem Herzen", so McLean, und Lippe fügte hinzu: "Glaubt an das, was Ihr macht, und seid authentisch."

(futurezone | Nadja Igler aus Leipzig)