ON überdenkt Position zu OOXML

normen
22.08.2007

Nach ursprünglich positiver Stellungnahme

Bis zum 2. September dürfen alle 103 Vollmitglieder der ISO darüber abstimmen, ob das von Microsoft geschaffene Dateiformat Office Open XML [OOXML, alias ECMA 376] zum internationalen Standard mit der Nummer ISO/IEC 29500 erhoben wird.

In Österreich ist das ON-Komitee ON-K 001 "Informationsverarbeitung" des Österreichischen Normungsinstituts unter seinem Direktor Heinz Wanda für die Stellungnahme zu ISO/IEC 29500 zuständig.

Auf Anfrage von ORF.at teilte der Sprecher des Österreichischen Normungsinstituts mit, dass die Mitglieder des ON-K 001 bereits eine zustimmende Stellungnahme zum Entwurf ISO/IEC 29500 abgegeben hätten. Diese werde aber derzeit nochmals geprüft.

Überprüfung läuft

"Aufgrund von Medienreaktionen und Zuschriften an den zuständigen Komitee-Manager und die Direktion des ON wurden die Experten des ON-K 001 vom Vorsitzenden [Dir. Wanda] gebeten, ihre Stellungnahme nochmals zu überprüfen und - so neue Erkenntnisse/Aspekte aufgetreten sind, diese zu berücksichtigen. Dieser Prozess läuft noch", heißt es in der schriftlichen Stellungnahme des ON. Vor dem 2. September könne man keine weiteren Statements zu dem Thema veröffentlichen.

Das ON weist auch darauf hin, dass das österreichische Komitee im ISO/IEC/JTC1 lediglich Beobachterstatus habe, also ein sogenannter Observing Member sei, dessen Stimme anders gewertet werde als jene der Vollmitglieder [Participating Member]. Vollmitglieder müssten eine Stimme abgeben, während beobachtende Mitglieder eine Stellungnahme abgeben könnten, wenn sie es wünschten. Österreich sei nur Observing Member, weil "Systemprogrammierung im Wesentlichen im Ausland stattfindet".

Verbesserungsvorschläge aus Deutschland

Wie das deutsche IT-Nachrichtenportal Heise Online am Mittwoch unter Berufung auf den deutschen Linux-Verband berichtete, hat das zuständige Arbeitsgremium des Deutschen Instituts für Normung [DIN] mit 17 zu vier Stimmen dafür gestimmt, der ISO die Annahme des Dateiformats Office Open XML alias ECMA 376 als internationalen Standard zu empfehlen. Das DIN ist Vollmitglied im ISO/IEC/JTC1.

Laut Pressemitteilung des DIN zur vorgeschlagenen Norm ISO/IEC 29500 umfassen die Kommentare des deutschen Gremiums allerdings "mehrere Dutzend Seiten" mit umfangreichen Verbesserungsvorschlägen.

Die Free Software Foundation Europe [FSFE] und die Foundation for a Free Information Infrastructure [FFII] wenden sich vehement gegen die ISO-Standardisierung von OOXML. Mit ODF, dem Dateiformat von Open Office, gebe es bereits ein ISO-standardisiertes offenes XML-Dateiformat für Büroanwendungen.

OOXML könne in vollem Umfang nur von Microsoft selbst implementiert werden, ein Standard, der von einer einzelnen Firma abhängig sei, sei kein echter offener Standard.

Microsoft wiederum setzt auf seine neuen Verbündeten in der Linux-Szene und hat etwa mit Novell ein Abkommen über das Programmieren von Konvertern geschlossen, die zwischen OOXML und ODF übersetzen sollen. Über die Qualität dieser Konverter haben Vertreter der freien Software-Szene allerdings wiederholt Zweifel geäußert.