Die Alternativen zu Skype

23.08.2007

Statt mit Kopfhörer, Mikrofon und PC a la Skype kann man auch mit einem VoIP-Telefon und schnellem Internet-Zugang billig über österreichische und internationale Anbieter in alle Fest- und Mobilnetze telefonieren. Anders als bei Skype hat man die Wahl zwischen den Providern und ist gegen Ausfälle abgesichert.

Der Totalzusammenbruch von Skype in der vergangenen Woche hat gezeigt, wie viele Benutzer unter Internet-Telefonie [Voice over Internet-Protocol, VoIP] noch immer ausschließlich "Skype" verstehen.

Wer seine Telefonkommunikation weitgehend auf Skype verlagert hatte, war arm dran, denn die Ausfälle betrugen bis zu 36 Stunden.

Der Standard SIP

Dabei hat sich weltweit im Geschäftsbereich längst ein anderes Protokoll für Internet-Telefonie namens SIP [Session Initiation Protocol] durchgesetzt, das für den Benutzer deutlich mehr Möglichkeiten bietet als das geheime Protokoll von Skype.

Neben Headset und PC kann ebenso gut einer der vielen mittlerweile um weniger als 100 Euro erhältlichen VoIP-Telefonapparate an ein Heimnetzwerk angeschlossen werden. Die folgen dem SIP-Standard der IETF [Internet Engineering Task Force], die auch die meisten anderen offenen Internet-Standards verantwortet.

Über den Webbrowser lässt sich das Telefon einfach konfigurieren, das gute alte Excel-Sheet hat als Rufnummernverzeichnis damit ausgedient.

Normiertes, offenenes System

Da es sich mittlerweile um ein fast vollständig normiertes, offenes System handelt, kann man sich die VoIP-Provider weltweit im Netz aussuchen bzw. mehrere Konten bei mehreren Anbietern unterhalten.

Solange die eigene Breitbandanbindung keine Probleme macht, ist es damit praktisch ausgeschlossen, dass man via Internet nicht telefonieren kann.

Dazu kommen Sonderaktionen, in denen verschiedene VoIP-Provider Festnetzanrufe in bestimmte Länder gratis anbieten, um Neukunden zu akquirieren.

Proprietär

Für Skype-Benutzer gibt es hingegen keine Alternativen, denn "skypen" kann man nur mit Skype.

Skype sei nun einmal ein proprietäres System, so dass von außen weder eine seriöse Analyse möglich sei noch die Software von Dritten auf Fehler untersucht werden könne, meint Georg Hitsch von Mitacs, einem österreichischen Anbieter von VoIP-Minutenkontingenten und anderen Services für E-Commerce-Betreiber.

"Wir setzen ausschließlich auf offene Standards [SIP, IAX2 etc.], die dokumentiert sind und deren Quellcode für jedermann einsichtig ist", sagt Hitsch.

UPC Austria

Bei bereits einem Drittel aller Telefoniekunden von UPC Austria komme ebenfalls schon VoIP-Technologie zum Einsatz, schreibt Gustav Soucek von UPC.

"Der Vorteil unserer Voice-over-Broadband-Technologie liegt vor allem darin, dass wir wissen, wann, wo und vor allem warum etwas passiert. Unser Telefonsystem ist redundant aufgebaut und mit hochverfügbaren Komponenten [99,999 Prozent], also Carrier Class Equipment ausgestattet."

Das SIP-Protokoll wurde von der Internet Engineering Task Force erstellt.

Typische Parameter

Alle Systeme würden laufend auf die Einhaltung aller typischen Parameter überprüft, damit ein Problem idealerweise behoben werden könne, bevor die Kunden etwas bemerkten, so Soucek weiter.

Der Hauptvorteil sei, dass die UPC-Kunden nicht über irgendwelche Internet-Verbindungen von irgendwo daherkämen, sondern über den hochverfügbaren IP-Backbone von UPC Austria.

Der Unterschied

Das sei alles in allem auch der Unterschied zwischen einer günstigen Telefonlösung mittels IP und dem Angebot von "Gratistelefonie im Internet", wie sie Skype Netz anbiete, so Soucek.

"Was nichts kostet, ist nichts wert", schreibt Hitsch.

"Wir setzen intern voll auf VoIP", schreibt Bert Estl vom Breitbandanbieter Silver Server, und deshalb habe man die Software-Telefonanlage Silver:VoIP:PBX entwickelt.

"Unified Communications" I

Die 3.500 VoIP-Kunden könnten dadurch Vorteile wie ENUM-Registrierung [0780-Wunschnummer bzw. Festnetznummer] nutzen, dazu kämen eine sekundengenaue Abrechnung, Faxempfang via E-Mail als PDF, Voicebox-Nachrichten per E-Mail als MP3 und natürlich ein Online-Interface zur Konfiguration des Telefonverzeichnisses.

Im Techsprech der IT-Branche wird derlei als "Unified Communications" bezeichnet.

Garantierte Bandbreite

VoIP sei mittlerweile vollwertiger Ersatz der klassischen Telefonie, also mit Apparat, Festnetznummer und Notruffähigkeit, die über eine dafür optimierte Leitung laufe, schreibt Estl.

Auch bei gleichzeitigen massiven Downloads wird damit die für VoIP benötigte Bandbreite beibehalten.

Bei aller Verschiedenheit der Dienste sei der Skype-Ausfall dennoch als Rückschlag für die Verbreitung von VoIP in Österreich anzusehen, schreibt Hitsch. Die meisten Nutzer verstünden unter VoIP eben noch immer PC-zu-PC-Telefonie wie bei Skype.

"Unified Communications" II

Während man bei Skype gerade dabei ist, den ersten, dafür umso katastrophaler verlaufenen Netzzusammenbruch zu verdauen, tagen die Großen der IT-Branche auf der VoiceCon in San Francisco.

Unter der Schirmherrschaft des Routing-Giganten Cisco diskutieren die Experten für "Unified Communications" von IBM, Oracle, Microsoft und anderen über die weitere Entwicklung von VoIP-Telefonie mit offenen Standards wie SIP.

(futurezone | Erich Moechel)