Kundenansturm dank Gratistelefonie
Nach zwei Wochen Preiskampf unter den Handybetreibern mit netzinternem 1-Cent-Tarif oder Gratistelefonie hat die Nachfrage einen neuen Höhepunkt erreicht.
Mobilkom Austria, T-Mobile und schon zuvor One haben auf den seit eineinhalb Jahren geltenden 1 Cent-Tarif von tele.ring reagiert. Der kleinste heimische GSM-Netzbetreiber hatte mit seiner "Der Speck muss weg"-Kampagne massiv im Revier der etablierten Anbieter gewildert.
Die neue Runde in der Handy-Preisschlacht hat am Wochenende dazu geführt, dass es in einem Wiener T-Mobile Shop zu Wartezeiten von eineinhalb Stunden gekommen ist, bei der Elektronikkette Niedermeyer wurde in einer Filiale in der Bundeshauptstadt für Gratishandys eine Lieferzeit von zwei Wochen angegeben.
"Unser Relax-Tarif ist richtig eingeschlagen", erklärte heute, Montag, T-Mobile-Sprecherin Manuela Bruck. Die Neuanmelder für den netzinternen Null-Cent-Tarif seien ebenso Umsteiger von bestehenden T-Mobile-Tarifen wie Neukunden.
Erhöhte Nachfrage
Bei Marktführer mobilkom austria merkt man zwar auch eine erhöhte
Nachfrage, Wartezeiten oder Handyengpässe gäbe es aber nicht. Auch
glaubt man nicht, dass es alleine die Preise sind, die die
Konsumenten in die Handyshops bringen. "Unsere Kunden wissen, dass
sie bei uns Qualität bekommen", betont mobilkom-Sprecherin Ursula
Novotny.
Lieferengpässe bei High End-Handys
Eine "deutliche Belebung des Marktes" sieht One-Marketingleiter Christian Czech. Seit Einführung des 108-Minuten-Gratistarifs habe man 12.000 Neukunden dazugewonnen. Der "Ansturm" habe dazu geführt, dass es bei zwei High End-Handys zu Lieferengpässen gekommen ist, so Czech.
Bei tele.ring sieht man den Angriff der Mitbewerber entspannt, schließlich sei der eigene 1-Cent-Tarif kein Aktions-Angebot wie bei den anderen Mobilfunkern, so tele.ring-Sprecher Walter Sattlberger. Außerdem handle es sich bei tele.ring um ein Komplettpaket inklusive 180 Freiminuten, während es bei manchen Mitbewerbern eine Telefonminutenbeschränkung gebe.
Konsumentenschützer warnen davor, nur auf das Minutenentgelt zu achten. Die Kostenfallen würden sich im "Kleingedruckten" verbergen, wie beispielsweise nur eine kurze Laufzeit für den günstigen Tarif, lange Vertragsbindungszeiten oder teure Tarife für Telefonate in andere Netze oder ins Ausland.
"Wirtschaftliche Unvernunft"
Die Freude der Konsumenten über die jüngste Preisschlacht am
österreichischen Mobilfunkmarkt könnte eine kurze sein, fürchtet der
Chef der Telekom-Regulierungsbehörde RTR, Georg Serentschy. Er sieht
in den Null-Cent und 1-Cent-Tarifen sowie Gratishandys eine
"Marktzerstörung", die die Konsumenten langfristig mit weniger
Service bezahlen werden. Außerdem würde die "wirtschaftliche
Unvernunft" der Unternehmenslenker zum Verlust von Arbeitsplätzen in
der Telekombranche führen.
Nicht alle Mobilfunker sollen übrig bleiben
Offiziell gehen die Mobilfunker jedoch davon aus, dass der Preiskampf noch länger anhalten werde, hinter vorgehaltener Hand wächst allerdings die Sorge um die schwindenden Margen. "Das ist wirtschaftlich verrückt", so eine Branchenvertreterin. Dabei hatten die Mobilfunker schon vor Jahren angekündigt, dass die Zeit der Gratishandys vorbei sei.
Wie das Nachrichtenmagazin Format in seiner aktuellen Ausgabe berichtet, wird jedes Handy von den Netzbetreibern mit bis zu 200 Euro subventioniert, dazu kämen noch 100 Euro Händlerprovision pro abgeschlossenem Vertrag.
Branchenintern wird damit gerechnet, dass von den heimischen sechs Mobilfunkanbieter in den nächsten Jahren nicht unbedingt alle übrig bleiben. Insbesondere für den UMTS-Markt gäbe es nicht genug Nachfrage für mehr Betreiber.
Nach Angaben der RTR hat die mobilkom derzeit einen Marktanteil von rund 44 Prozent, gefolgt von T-Mobile mit 29, One mit 19 und tele.ring mit 8 Prozent. UMTS-Anbieter "3" [Hutchison] hält bei 0,3 Prozent, zu Tele2 liegen keine Zahlen vor.
Eine stärkere Verschiebung der Marktanteile zu den kleineren Anbietern erwartet sich die Mobilfunkbranche durch die Rufnummernmitnahme beim Betreiberwechsel.