Wettstreit der iPhone-Hacker
Berichte von Hacks, die eine Entsperrung des Multimedia-Handys iPhone ermöglichen, häufen sich. Auch erste kommerzielle Lösungen sind bereits in Vorbereitung. Das Apple-Geschäftsmodell, das eine exklusive Bindung des Handys an einen Netzbetreiber vorsieht, wird dadurch infrage gestellt.
In den vergangenen Tagen wurden im Netz mehrere Methoden veröffentlicht, die es ermöglichen, die Bindung des Apple-Multimedia-Handys iPhone an den US-Mobilfunkbetreiber AT&T aufzuheben.
"Rein Software-basierte Lösung"
Am Freitag gab die Hacker-Gruppe iPhoneSIMFree bekannt, dass es ihr gelungen sei, eine Software zu entwickeln, mit der sich die SIM-Lock-Sperre des iPhone komplett überwinden lässt. Das sei die erste rein Software-basierte Lösung zur Entsperrung des Multimedia-Handys, ließ iPhoneSIMFree wissen.
Mit Hilfe der Software könne das iPhone mit jeder beliebigen SIM-Karte weltweit genutzt werden, heißt es auf der Website der Hacker. Die Entsperrung des Handys habe nur wenige Minuten gedauert und sei "vollkommen schmerzlos" vonstatten gegangen, berichtete das US-Weblog Engadget, dessen Mitarbeiter die Software testeten.
Das Programm soll ab Anfang nächster Wocher kostenpflichtig zum Kauf angeboten werden, kündigte iPhoneSIMFree an.
Bereits am Samstag will das nordirische Unternehmen Uniquephones laut Engadget ein kostenpflichtiges Programm zur Entsperrung des iPhone anbieten. Der Download der Software soll zwischen 25 und 50 Dollar kosten und registrierten Nutzern der Seite zur Verfügung stehen.
Seit dem Verkaufsstart des iPhone haben sich nach Angaben von Uniquephones-Gründer John McLaughlin bereits mehr als 450.000 Interessenten für dessen "Freischaltung" angemeldet, berichtete das Online-Magazin Macworld.
Auch US-Blogger veröffentlicht Methode
Der 17-jährige US-Blogger George Hotz veröffentlichte bereits vergangenen Mittwoch eine Methode zur Entsperrung des Handys auf seinem Weblog.
Darin bechreibt er eine Reihe komplizierter Schritte, für die Ungeübte mehrere Stunden benötigen. "Einfacher habe ich es nicht hinbekommen", sagte er US-Medien.
In seiner Anleitung warnt er davor, dass das iPhone bei der Aktion auch kapputtgehen könne, vor allem beim Einlöten eines Umgehungskabels. Sein Trick ist, in mehreren komplizierten Schritten mit speziellen Programmen den Speicher des iPhone so neu zu beschreiben, dass er auch "fremde" SIM-Karten akzeptiert.
"Teil der Mobilfunkgeschichte"
Das entsperrte iPhone bietet Hotz nun zum Verkauf an, als "Teil der Mobilfunkgeschichte", wie er auf seinem Weblog schreibt.
Geschäfte mit der "Freischaltung" des iPhone will Hotz jedoch nicht machen. "Ich will nicht, dass Leute damit Geld machen", erklärte Hotz.
Seit Verkaufsbeginn des iPhone im Juni versucht die internationale Hacker-Gruppe iPhone Dev Team, der auch Hotz angehört, die iPhone-Sperre zu umgehen.
Bereits wenige Tage nachdem das iPhone Ende Juni auf den Markt kam, veröffentlichte der als "DVD-Jon" bekanntgewordene Hacker Jon Lech Johanson in seinem Weblog eine Methode, wie sich das Handy zumindest für den Gebrauch als WLAN-Surfgerät und iPod freischalten lässt, ohne seine persönlichen Daten an Apple oder AT&T übermitteln zu müssen.
Geschäftsmodell in Gefahr
AT&T hat mit Apple einen exklusiven Zweijahresvertrag für das iPhone abgeschlossen. Von AT&T und Apple gab es zu den Hacks bisher keinen Kommentar.
Sollte sich aber das "Freischalten" der iPhone-Geräte zu einem Markt entwickeln, könnte das Geschäftsmodell, das die Bindung von zwei Jahren an einen Mobilfunkanbieter vorsieht, infrage gestellt werden.
Europa-Start im Herbst
Für den in im Herbst geplanten Europa-Start hatte Apple laut Medienberichten bereits Exklusivverträge mit den Mobilfunkbetreibern T-Mobile [Deutschland], O2 [Großbritannien] und Orange [Frankreich] abgeschlossen und sich dabei zehn Prozent der Umsätze mit dem iPhone gesichert.
Für Österreich soll ebenfalls T-Mobile den Zuschlag bekommen haben. Zuletzt wurde jedoch kolportiert, dass auch die Telekom Austria [A1] mit Apple verhandelt.
(futurezone | APA | Reuters| dpa)