FSF: "GPLv3 gilt auch für Microsoft"
Die Free Software Foundation [FSF] antwortet auf den Microsoft-Novell-Deal. In einem offenen Brief wirft die Organisation dem Software-Konzern wettbewerbsschädigendes Verhalten vor. Den Begriff "geistiges Eigentum" bezeichnet die FSF als "Propaganda".
In einer am Dienstag veröffentlichten Mitteilung drohte die FSF Microsoft indirekt mit Klage, sollte sich der Software-Konzern aus Redmond weiterhin nicht an die Bestimmungen der GNU General Public Licence v3 [GPLv3] gebunden fühlen.
Teile und herrsche
Die GPLv3 war am 29. Juni 2007 von der FSF publiziert und unter anderem zur Abwehr des Patentabkommens von Microsoft mit Novell aus dem Jahr 2006 formuliert worden. "Microsofts Ziel war es, sich die freie Software de facto einzuverleiben: Es hoffte, dass die eingeschüchterten Nutzer zu dem einen geschützten Distributor flüchten würden, um vor Microsofts Klagen sicher zu sein." Microsoft habe sich schon jahrelang wettbewerbsschädigend verhalten, so die FSF.
In der Tat hatte Microsoft-Anwalt Brad Smith in einem Gespräch mit dem US-Wirtschaftsmagazin "Fortune" im Mai 2007 behauptet, dass sich im Linux-Kernel und in anderer freier Software Code befinde, der in 235 Fällen Patente von Microsoft verletze. Das Unternehmen ist bisher jeden Beweis für diese Behauptung schuldig geblieben.
Microsoft hat auch Anfang Juli, nach der Publikation der GPLv3, eine Stellungnahme veröffentlicht, nach der sich das Unternehmen nicht an die Lizenz gebunden fühle.
Microsoft lehnte in diesem Statement die Rechtsmeinung der FSF ab, dass die Firma über ihr Abkommen mit Novell automatisch die GPLv3 anerkenne und sich daraus Folgen für eigene Patente ergeben würden.
Microsoft verkauft "Zertifikate" für Support-Leistungen für Novells Linux-Distribution Suse. Aus Sicht der FSF macht das Microsoft zum Linux-Distributor, der an die GPLv3 gebunden ist.
FSF signalisiert Abwehrbereitschaft
Die FSF stellt in ihrem offenen Brief nun fest, dass sie Microsoft als Distributor von GPLv3-Software betrachte, Redmond damit an die Bestimmungen dieser Lizenz gebunden sei - und dass sie dafür sorgen werde, dass Microsoft diese auch einhalten werde. Die GPLv3 legt fest, dass ein Distributor keine Abkommen schließen darf, die bestimmte Nutzergruppen diskriminieren.
Mit diesem juristischen Manöver sei Microsoft nun an die eigene Ideologie rückgebunden. "Microsoft hat gesagt, dass es Respekt für sein sogenanntes 'geistiges Eigentum' erwartet - ein Propagandabegriff, der dazu geschaffen wurde, das Patentrecht mit dem Copyright und anderen Gesetzen zu vermischen, die nichts miteinander zu tun haben, um ihr Vorgehen zu verschleiern", schreibt die FSF. "Wir werden dafür sorgen [...], dass Microsoft unser Copyright respektiert und unsere Lizenzen achtet."