Mobilkom-Vorwürfe an RTR und T-Mobile

wettbewerb
30.08.2007

Im Vorfeld der Neuregulierung der Zusammenschaltungsgebühren im Mobilfunk hat TA-Chef Boris Nemsic die Regulierungsbehörde RTR und Hauptkonkurrent T-Mobile attackiert. T-Mobile-Chef Robert Chvatal weist Nemsics Äußerungen als polemisch zurück.

Der österreichische Mobilfunk-Marktführer mobilkom austria wirft der Telekom-Regulierungsbehörde RTR vor, sie ungerecht zu behandeln. Auslöser ist die derzeitige und geplante Regelung der Zusammenschaltungsgebühren [Terminierungsentgelte, Interconnection-Fees]. Diese Gebühren müssen Mobilfunker bei der Weitergabe eines Gesprächs an einen Mitbewerber an diesen zahlen.

Umsatzrückgang bei mobilkom

Die mobilkom fühlt sich gegenüber dem Mitbewerb benachteiligt und warnt bereits vor Auswirkungen auf die Zahl der Arbeitsplätze. In den vergangenen beiden Quartalen sei der mobilkom-Umsatz bereits wesentlich zurückgegangen, so Nemsic am Donnerstag vor Journalisten.

In Österreich wie in zahlreichen anderen europäischen Ländern hängt die Höhe der IC-Gebühr von der Marktposition ab: Der Größte, also hierzulande die mobilkom, zahlt am meisten. Damit wollen die Regulierungsbehörden auch Spätstartern eine Chance auf Wachstum und Gewinn geben.

Zuletzt herrschte in Mobilfunkkreisen Aufregung über Hutchisons ["3"] Tarifangebot "SixBack", bei dessen Nutzung der Kunde bei Anrufen aus einem Fremdnetz sechs Cent pro volle Minute auf seinem Konto gutgeschrieben bekommt. Die Konkurrenz wirft Hutchison vor, dieses Angebot über die Diskrepanz bei den Interconnection-Fees zu finanzieren.

Entgelte wichtig für den Umsatz

Nemsic präsentierte eine Studie, die das Beratungsunternehmen A.T. Kearney Austria in Zusammenarbeit mit der mobilkom erstellt hat. Danach bekommt die TA-Tochter pro übernommenes Gespräch und je Minute 7,3 Cent von den Konkurrenten. Verfolger T-Mobile erhält 9,7 Cent, One 10,3 Cent und "3" 14,1 Cent.

Wobei T-Mobile durch die Übernahme von tele.ring mittlerweile fast so groß wie die mobilkom sei. Durch die Spreizung zahle die mobilkom an T-Mobile jährlich acht bis zehn Mio. Euro an Zusammenschaltungsgebühr, so Nemsic. Laut Studie machen die Terminierungsentgelte zehn bis 20 Prozent des Umsatzes eines Mobilfunkers aus.

Gebührensenkung beabsichtigt

Weiters ärgert Nemsic, dass der Regulator plane, die IC-Gebühr für alle Mobilfunkbetreiber auf 6,8 Cent und ab 2009 möglicherweise weiter auf 5,7 Cent zu senken. "Wir laufen wie ein Hamster, und dann wird uns mit einem Federstrich alles weggenommen", so Nemsic. Und er gab sich verbittert: "Die bisherige konziliante Art hat uns nirgends hingeführt."

Bleibe die Regulierung so, wie sie ist, dann hätte das negative Auswirkungen auf den Wirtschaftsstandort, warnte Nemsic. Denn schon bis jetzt habe sie zu Arbeitsabbau geführt, verwies er auf Kündigungswellen bei den Mitbewerbern in der Vergangenheit. Bei der mobilkom sei zwar die Zahl der Beschäftigten in den vergangenen fünf Jahren gleich geblieben - allerdings habe das Unternehmen in diesem Zeitraum um eine Million Kunden zugelegt. Der mobilkom-Mutterkonzern Telekom Austria hatte in der Vergangenheit auch kräftig den Personalstand reduziert.

Neue Tarife kommen am Dienstag

Die RTR selbst wollte auf Anfrage von ORF.at die von Nemsic angeführten Zahlen nicht kommentieren. Man wolle nicht in ein laufendes Verfahren eingreifen, sagte eine Sprecherin der Regulierungsbehörde am Donnerstag.

Die RTR werde zum Thema Zusammenschaltungsentgelte am Dienstag eine Pressekonferenz abhalten, bei der sie die neuen Tarife publizieren werde. Die Gebühren werden nicht von der RTR selbst festgesetzt, sondern von der Telekom-Control-Kommission [TKK].

Empörung bei T-Mobile

T-Mobile-Chef Chvatal bezeichnete Nemsics Aussage als "bislang letzten einer Reihe von Angriffen der mobilkom auf die Regulierungsbehörde und T-Mobile". Die mobilkom profitiere seit Jahren von ihrer vormaligen Monopolstellung, Nemsics Aussagen seien polemisch und gegen die Interessen des Wettbewerbs gerichtet. Chvatal sei überzeugt, dass sich die TKK nicht von Nemsics Äußerungen beeindrucken lassen werde.

Auch Nemsics Hinweis auf die Übernahme von tele.ring durch T-Mobile lässt Chvatal nicht gelten. Auch die beiden Unternehmen zusammen seien nicht so groß wie die mobilkom. Laut RTR hatte die mobilkom im 1. Quartal 2007 3.697.300 Teilnehmer, T-Mobile und tele.ring kamen gemeinsam auf 3.139.000 Teilnehmer.

Da das bestehende Gleitpfad-Regulierungsmodell für die Zusammenschaltungsentgelte Marktgröße und Netzkosten nicht berücksichtige und in diesem bereits der Zusammenschluss von T-Mobile und tele.ring berücksichtigt sei, bedeute eine Umsetzung von Nemsics Forderung nach einer Absenkung der Zahlungen an T-Mobile eine "unzulässige nachträgliche neue Auflage" an das Unternehmen, so Chvatal.

(futurezone | APA)