MP3s erhalten Kopierschutz
Das Kompressionsformat MP3 [MPEG Audio Layer 3] hat bekanntlich einen erheblichen Anteil am Siegeszug des digitalen Musiktauschs im Netz.
Mit der Reduktion der Daten eines Audiotracks auf rund ein Zehntel bei gleichzeitig kaum hörbaren Qualitätsverlust konnten Audiodateien bequem und schnell heruntergeladen und vervielfältigt werden.
Vor allem der illegale Download in Tauschbörsen wie Napster profitierte davon, was jedoch die Musikindustrie weniger erfreute.
Um den Vorbehalt der Industrie gegen das Format zu minimieren und es auch für die immer stärker genutzten legalen Musikangebote im Netz attraktiv zu machen, wollen nun Thomson und das Fraunhofer-Institut einen Kopierschutz [Digital Rights Management - DRM] in MP3s integrieren.
Der Mitentwickler des Kompressions-Formats, Karlheinz Brandenburg, sieht sich, und MP3, nicht als Verursacher für die heutige Misere der Musikindustrie, die Raubkopien und den Songtausch übers Netz als Grund für ihre schlechten Verkaufszahlen heranzieht. Die Idee hinter Napster, dass Musik für alle kostenlos sein soll, mag Brandenburg jedoch nicht.
"MP3 nicht schuld an der Misere"Limitierung bei Kopien und Playern
Damit sollen Musikfirmen die Möglichkeit erhalten die Zahl der möglichen Kopien eines Songs zu limitieren sowie die Anzahl der Player, auf denen ein Song abgespielt werden kann.
Doch die Erfolgschancen eines kopiergeschützten MP3-Formats sind derzeit als eher schwach einzuschätzen. Auf dem Online-Musikmarkt haben sich bereits andere DRM-Formate durchgesetzt. Die Inkompatibilität der Formate von Microsoft, Apple, Real und Sony bereiten der Musikindustrie bereits jetzt Kopfschmerzen.
Thomsons DRM-MP3s soll zu den bereits bestehenden Formaten ebenfalls inkompatibel sein, zudem sollen viele ältere Abspielgeräte das Format nicht abspielen können. Softwareupdates sollen dies zwar teilweise beheben können.
Um einen Song jedoch auf mehreren Geräten abspielen zu können, muss der User eine mindere Qualität der Songs in Kauf nehmen. Diesem Feature muss die Musikindustrie allerdings erst zustimmen.
Das Fraunhofer Institut entwickelt derzeit auch eine gemäßigte Variante des Kopierschutzes. "Light Weight DRM" beruht auf einer einfachen Idee: Der Nutzer hat die Möglichkeit seine Files beliebig oft zu kopieren und weiterzugeben, wenn er sie mit einem Signaturschlüssel sozusagen "unterschreibt".
DRM als LeichtgewichtThomson ist zuversichtlich
Thomson ist dennoch zuversichtlich, dass die Industrie das neue Format unterstützen wird. Es verbinde das Beste aus zwei Welten: die Vertrautheit eines lange bekannten Formats und die Sicherheit eines Kopierschutzes, meint Rocky Caldwell von Thomson.
Caldwell meint weiter, dass die Musikservices damit die User von den illegalen Downloads zu legalen Angeboten überleiten kann. "MP3 ist eine Marke, die der durchschnittliche Käufer auf einem Musikservice erwartet", so Caldwell.
Mit der Eingrenzung der Kopier- und Abspielmöglichkeiten von MP3s, ein Hauptfeature des Formats, ist aber zu erwarten, dass die Verwirrung unter den User eher ansteigt und diese Rechnung für Thomson nicht aufgeht könnte.