ÖIAG verhandelt TA-Privatisierung
Nicht nur das Aktienoptionsprogramm für Manager, auch Gerüchte über einen Rückzug der Staatsholding ÖIAG sorgen unterdessen weiter für Turbulenzen bei der Telekom Austria [TA].
Der TA-Betriebsratsvorsitzende Michael Kolek erklärte am Dienstag, er gehe davon aus, dass die ÖIAG am Freitag im Aufsichtsrat ein neues Privatisierungskonzept vorlegen werde.
Auf der Liste mit dem Titel "Vorgesehene Privatisierungsmaßnahmen 2004" sollen die TA, die Österreichische Post AG, die VA Tech und die Bergbauholding [ÖBAG] stehen, war aus internen Kreisen zu erfahren.
Bei der TA stehen laut Papier jetzt sämtliche verbliebenen ÖIAG-Anteile [42,2 Prozent exklusive der platzierten Wandelanleihe] "zur Disposition". Im Budget für das heurige Jahr war zuletzt lediglich von einem Verkauf von 15 Prozent die Rede gewesen.
Der Betriebsratvorsitzende kritisierte heute auch das letzte Woche beendete Aktienoptionsprogramm, das 100 TA-Managern neun Mio. Euro einbrachte. Der Betriebsrat verlangt nun eine Erfolgsbeteiligung für alle Mitarbeiter. Die Geschäftsführung brachte der Forderung "Unverständnis" entgegen.
TA soll Prämien an alle Mitarbeiter zahlenDrei Varianten für Aussteig
Nach dem neuen Konzept prüft die ÖIAG für die TA-Privatisierung nun drei Varianten: Nach der ersten Variante könnte für die gesamte TA-Gruppe ein strategischer Partner gesucht werden. Die Swisscom hat dafür bereits Interesse angemeldet, Gespräche sind aber bisher an unterschiedlichen Preisvorstellungen gescheitert.
Nach der zweiten Variante würde nur die mobilkom an einen strategischen Partner veräußert. Die mobilkom kooperiert bereits mit der britischen Vodafone. Die dritte Variante würde einen neuerlichen Verkauf von TA-Anteilen über die Börse vorsehen.
Wie viele Anteile in den einzelnen Fällen abgegeben werden sollen, davon ist dem Vernehmen nach im Entwurf noch keine Rede. Nach dem Ausstieg der Telecom Italia Mitte Jänner dieses Jahres könnte die ÖIAG aber heuer - nach Ablauf der lockup period nach dem 31. Mai - bereits alle ihre TA-Anteile veräußern.
Noch kein Beschluss am Freitag
Beschlossen werden dürfte das Privatisierungskonzept 2004 am
Freitag allerdings noch nicht. Beobachter gehen davon aus, dass das
Konzept erst noch dem Privatisierungsausschuss des Aufsichtsrats
zugewiesen werden wird.
Gewerkschaft gegen Totalverkauf
Die Gewerkschaft spricht sich nach wie vor gegen den Verkauf der TA an einen strategischen Partner aus. Sie fürchtet in diesem Fall einen weiteren Personalabbau sowie Schaden für die österreichische Wirtschaft. Immerhin habe die TA im Vorjahr Aufträge im Volumen von 760 Mio. Euro an Zulieferbetriebe vergeben, so Kolek.
Als "spannende Aussage" bezeichnete der Betriebsrat Überlegungen der ÖIAG, die mobilkom getrennt von der TA zu verkaufen. Die mobilkom gehöre der TA, nicht der ÖIAG, und könne daher auch nur von der TA verkauft werden, so der Betriebsrat.
Die Belegschaftsvertretung kann sich grundsätzlich nur einen weiteren Rückzug der ÖIAG über die Börse vorstellen. Ihre Rolle als Kernaktionär solle die ÖIAG aber behalten und die Anteile allenfalls später in eine neue staatliche Infrastrukturholding übertragen, so der Betriebsrat.
Die Anteile der TA
Die ÖIAG hält derzeit 42,2 Prozent an der TA, weitere 5 Prozent
sind in einer Wandelanleihe platziert, der Rest - 52,8 Prozent -
sind seit dem Rückzug der Telecom Italia im Jänner dieses Jahres im
Streubesitz.
AK befürchtet Arbeitsplatzverlust
Auch die Arbeiterkammer [AK] hat sich "vehement gegen die von der Regierung geplante vollständige Privatisierung" und für ein öffentliches Mehrheitseigentum der TA mit einem ÖIAG-Kernaktionär ausgesprochen.
Durch den Verkauf dieses wichtigen österreichischen Infrastrukturunternehmens wäre eine qualitativ hochwertige, flächendeckende Versorgung der Bevölkerung gefährdet, so die AK.
Auch sie befürchtet "eine Abwanderung eines Teils der Wertschöpfung", was zusätzlich Arbeitsplätze massiv gefährden und österreichische Zulieferfirmen massiv treffen würde. Die AK trete für die Sicherung einer leistbaren, hochwertigen und flächendeckenden Versorgung der Bevölkerung mit öffentlichen Basisdiensten ein.