Hohes Potenzial für Wiener Börse
Die im internationalen Vergleich kleine Wiener Börse zählt zu den Stars unter den Aktienhandelsplätzen: Die Kurse der wichtigsten Aktien in Österreich haben seit Herbst vergangenen Jahres um ein Drittel zugelegt.
Zum Vergleich: An der Börse Frankfurt sind die Kurse im Schnitt nur um gut ein Viertel gestiegen. Der Chef der Wiener Börse, Stefan Zapotocky, hält in Wien weitere 20 Prozent Plus durchaus für möglich.
Im Ö1-Mittagsjournal meinte Zapotocky heute, das Vertrauen in die Leistungsfähigkeit der Unternehmen sei massiv gestiegen. Den Markt hält er mittlerweile für leistungsfähig genug, Kapital zu schaffen.
Ziel sei es nun, das Geld das von Anlegerseite in Österreich in großem Maße vorhanden sei, noch mehr als bisher an die Wiener Börse zu binden. Derzeit sei erst ein Prozent [ein bis 1,5 Mrd.Euro] des möglichen Volumens hier investiert.
Altervorsorge ausbaubar
Auch die staatlich geförderte private Altervorsorge mit einem
Pflichtanteil von 40 Prozent österreichischer Aktien hält Zapotocky
für noch stärker ausbaubar. Im ersten Jahr wurden zwar 280.000
Verträge im Wert von etwa 120 Mio. Euro abgeschlossen, der
Börse-Chef hält aber Volumen von 400 Mio. Euro pro Jahr für durchaus
realistisch.
TA-Aktientransaktionen "voll dokumentiert"
Der Wiener-Börse-Chef äußerte sich auch zum umstrittenen Aktienoptionsprogramm der Telekom Austria und verteidigt dabei die Vorgangsweise des Unternehmens, die Entwicklung des TA-Börsenkurses als Benchmark zu verwenden. Zu untersuchen, ob es dabei Trades gegeben habe, die gegen die guten Sitten verstoßen hätten, sei Aufgabe der Finanzmarktaufsicht, sagte Zapotocky. An der Börse könne jedenfalls kein einziger Handelsvorgang "vorbeigeschwindelt" werden, "es ist alles voll dokumentiert".
Ein Aktienoptionsprogramm könne - anders als sonstige Bonus- oder Prämienmodelle - nur am Aktienkurs festgemacht und gemessen werden, meinte Zapotocky und bezeichnete es als erfreulich, dass verstärkt österreichische Firmen auch die Instrumente von Stock Options und Aktienoptionsprogrammen für Führungskräfte und Mitarbeiter wahrnehmen würden, wie dies in voll entwickelten Kapitalmärkten seit langem Gang und Gäbe sei.
Daneben sollte man laut Zapotocky bei der Bewertung einer Führungsmannschaft aber auch andere Maßstäbe heranziehen, etwa Ertragskennzahlen, die zu weiteren Zuteilungen führen könnten.
Finanzmarktaufsicht untersucht
Zum aktuellen Fall des TA-Aktienoptionsprogramms "kann und darf
ich nichts sagen", verwies der Vorstandsdirektor der Wiener Börse AG
auf die Finanzmarktaufsicht, die wie berichtet den Verdacht auf
mögliche Kursmanipulationen bereits prüft: "Der Fall ist einfach zu
untersuchen. Die Ergebnisse werden von der FMA übermittelt werden."
Beim TA-Programm musste für die Auszahlung der rund 9 Mio. Euro schweren Prämien der Kurs der TA-Aktie von 20. bis 26. Februar im Durchschnitt über 11,70 Euro liegen. Lange Zeit bewegte sich der Kurs an diesen fünf Handelstagen unter der kritischen Marke. Erst in der Schlussauktion am Donnerstag, dem 26. Februar, war der Kurs durch eine Riesenorder wieder über 11,70 Euro getrieben worden und hatte dadurch praktisch in letzter Minute die Prämien für rund hundert TA-Manager gerettet.