Mobilkom startet NFC-Bezahlen mit dem Handy

04.09.2007

Als erster Netzbetreiber führt die mobilkom die Near-Field-Communication-Technologie in Österreich ein. Ausgestattet mit entsprechend ausgerüsteten Handys können A1-Kunden damit mittels Handbewegung Fahr-, Park- und Lottoscheine sowie Snacks aus dem Automaten bezahlen.

Über die SMS-Funktion können Zugfahrkarten oder Parktickets schon seit einigen Jahren mobil erworben werden, die mobilkom austria weitet die mobilen Zahlungsmöglichkeiten nun durch Unterstützung der Nahfunktechnik [Near Field Communication, NFC] aus.

"A1-Kunden mit entsprechendem NFC-Handy können dieses nun auch als Ausweis, Geldbörse und Fahrschein in einem nutzen", erklärte Hannes Ametsreiter, Marketingvorstand der mobilkom am Dienstag bei einem Pressegespräch in Wien.

Bezahlt wird, indem das Handy nahe einem Zahlungsterminal gehalten wird, das mit einem NFC-Chip ausgestattet ist. Die Funktion werde in den nächsten Tagen und Wochen zur Verfügung stehen, so Ametsreiter.

Automatenkaffee, Lotto, Fahrscheine

Anwendungsmöglichkeiten sind der Kauf von ÖBB-Tickets, Fahrscheinen der Wiener Linien, Parkscheinen und Snacks aus Selecta-Automaten sowie Lotto. Die Abrechnung erfolgt wahlweise über die Handyrechnung oder das Bezahlsystem paybox.

In Österreich entwickelt

Near Field Communication [NFC] wurde gemeinsam von NXP Semiconductors [vormals Philips] und Sony im Jahr 2002 im steirischen Gratkorn entwickelt.

Die auch als "Nahfunktechnik" bezeichnete Technologie ermöglicht die Kommunikation zwischen elektronischen Geräten über Distanzen von wenigen Zentimetern - beispielsweise indem man sein Mobiltelefon in die Nähe eines Terminals hält.

"So sicher wie eine Bankomatkarte"

Neben dem Ticketkauf könnte die Technologie beispielsweise für das Einlösen von Gutscheinen eingesetzt werden. Und auch Kundenkarten könnten in ein paar Jahren im Handy abgelegt werden.

"NFC ist mindestens so sicher wie eine Bankomatkarte", zeigte sich Ernst Müllner, Geschäftsführer von NXP Semiconductors Austria, der ehemaligen Halbleitergruppe von Philips, überzeugt.

Sollte man das Handy verlieren, kann man alle Funktionen durch einen Anruf bei der Hotline sperren lassen.

Erst ein NFC-Handy von Nokia

Derzeit ist auf dem österreichischen Markt nur ein NFC-fähiges Mobiltelefon, das Nokia 6131 NFC, verfügbar.

In den kommenden fünf Jahren werde der Anteil der NFC-Handys auf mindestens 20 Prozent steigen, so Müllner weiter. Neben Nokia seien auch Samsung und Motorola "sehr stark interessiert".

"Das Mobiltelefon wird sich in ein bis zwei Jahren zum Schweizer Messer entwickelt haben", so Martin Pedersen, Managing Director von Nokia Alps.

Neben den Mobilfunkern sind auch Kreditkartenunternehmen - wie beispielsweise MasterCard - an der NFC-Technologie interessiert

121 ÖBB-Entwerter bereits NFC-tauglich

"Derzeit verkaufen wir 50.000 Fahrscheine pro Monat über das Handy und insgesamt 60 Prozent der Fahrscheine über Selbstbedienung. Mobil wird künftig eine noch größere Rolle spielen", so Stefan Wehinger, Vorstandsdirektor der ÖBB-Personenverkehr AG.

Inzwischen habe man 121 Stationen zwischen Wiener Neustadt und Wien-Floridsdorf mit NFC ausgestattet, wobei die Touchpoints einfach an den Entwertern angebracht werden.

NFC-Zonenfahrschein bei den Wiener Linien

Die Wiener Linien wollen innerhalb der nächsten Tage in den U-Bahnen mit NFC starten. Neben den Zeitkarten könne nun ein Äquivalent zum Zonenfahrschein angeboten werden, da sich durch NFC der Einstiegsort feststellen lasse, erklärte Michael Lichtenegger, Geschäftsführer der Wiener Linien.

Andere Mobilfunker warten ab

Derzeit ist das NFC Angebot auf A1-Kunden beschränkt, es seien aber alle anderen Mobilfunkbetreiber eingeladen, mitzumachen, so der mobilkom-Marketingleiter Ametsreiter.

T-Mobile Austria hat derzeit keine Pläne bezüglich NFC. One sieht zwar "große Zukunftschancen", will aber - aufgrund der mangelnden Verfügbarkeit von Endgeräten - frühestens nächstes Jahr entsprechende Angebote auf den Markt bringen. Bei "3" [Hutchison] werde das Thema beobachtet, für Österreich bestünden derzeit aber keine Vermarktungsabsichten, hieß es aus dem Unternehmen.

(APA)