OOXML im "Fast Track" gescheitert

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04.09.2007

Microsoft ist vorerst damit gescheitert, sein Dateiformat Office Open XML im "Fast Track"-Verfahren von der ISO zertifizieren zu lassen.

Wie die International Organization for Standardization [ISO] am Dienstag Abend mitgeteilt hat, hat das von Microsoft geschaffene Dateiformat Office Open XML [OOXML] bei der Abstimmung im sogenannten Fast-Track-Standardisierungsverfahren nicht die notwendige Anzahl von Stimmen der nationalen Standardisierungsgremien erhalten.

Damit das Dateiformat für Office-Anwendungen zum internationalen Standard hätte erhoben werden können, wäre eine Zweidrittelmehrheit bei den Stimmen der teilnehmenden ISO/JTC-1-Ausschussmitgliedern [Participating Members; P-Members] nötig gewesen. Außerdem hätten nicht mehr als ein Viertel der Gesamtmitglieder ablehnende Stimmen abgeben dürfen.

Beide Annahmekriterien verfehlt

Weder das eine noch das andere Kriterium wurde erfüllt. Lediglich 53 Prozent der P-Mitglieder stimmten für die Annahme von OOXML als ISO-Standard. Insgesamt knappe 26 Prozent aller Mitglieder lehnten den Standard ab.

Die Abstimmungsperiode war am 2. September zu Ende gegangen. Die ISO stellt nun ein Vermittlungstreffen [Ballot Resolution Meeting] in Aussicht, das im Februar 2008 am Sitz der Organisation in Genf stattfinden wird.

Am Dienstagnachmittag gegen 14:30 [MESZ], also bereits vor der offiziellen Bekanntgabe des Ergebnisses durch die ISO, gab Microsoft eine Pressemitteilung heraus, in der das Unternehmen bekanntgab, dass 51 von "mindestens" 87 nationalen Standardisierungsorganisationen sich für die Verabschiedung von OOXML als ISO-Standard ausgesprochen hätten. Das Format stünde nun im März zur Abstimmung, so Microsoft. Letztere Aussage hat die ISO in ihrer Meldung bereits korrigiert.

Die Microsoft-Presseabteilung unterschied dabei allerdings nicht zwischen teilnehmenden und beobachtenden Mitgliedern des Ausschusses. Die Stimmen der beobachtenden Mitglieder [wie Österreich] zählen nämlich erst in der finalen Phase der Stimmenauszählung.

Groklaw, ein Open-Source-freundliches Weblog, hat bereits von ISO-Insidern die Abstimmungsergebnisse zugespielt bekommen. Demnach haben 17 der 32 P-Mitglieder der Standardisierung von OOXML zugestimmt. Groklaw hat auch schon eine exakte Liste des Abstimmungsverhaltens der einzelnen Länder veröffentlicht. Diese ist kein offizielles Dokument der ISO.

Das österreichische Komitee hatte im Abstimmungsprozess "Ja, mit Änderungsvorschlägen" gestimmt. Details zur Abstimmung hat das Österreichische Normeninstitut auf wiederholte Anfrage von ORF.at nicht bekanntgegeben.

Microsofts OOXML-Format steht in Konkurrenz zu ODF, dem Dateiformat der freien Office-Suite Open Office. ODF ist bereits ISO-Standard.