Übernahmegerüchte um die mobilkom
Angeblich steht eines der beiden großen weißrussischen Mobilfunkunternehmen als Nächstes auf dem Speiseplan der österreichischen mobilkom. Nach der Papierform wäre die von einer zypriotischen Firma kürzlich übernommene Velcom [2,77 Millionen Kunden] der wahrscheinlichste Kandidat.
Die Telekom Austria [TA] steht mit ihrer Mobilfunktochter mobilkom austria offenbar vor einem milliardenschweren Zukauf in Weißrussland.
Wie die Austria Presse Agentur aus Finanzkreisen erfuhr, plant die TA die Übernahme eines großen weißrussischen Mobilfunkanbieters.
Für 2. Oktober soll deshalb kurzfristig eine Aufsichtsratssitzung bei der TA angesetzt worden sein. Offiziell hieß es aus der Telekom-Austria-Gruppe dazu auf APA-Anfrage nur: "No Comment."
Mehr als 1,6 Mrd. Euro
Für die TA wäre das die größte Übernahme in der Firmengeschichte, denn der Kaufpreis soll sogar über den 1,6 Milliarden Euro liegen, die 2005 für den bulgarischen Marktführer MobilTel bezahlt wurden.
Das betroffene weißrussische Unternehmen soll derzeit mehrheitlich in staatlichem Besitz stehen. Die Gespräche liefen schon länger, und die TA verhandle exklusiv.
Die Kandidaten
Konkreter Unternehmensname wurde vorerst keiner genannt. Die größten weißrussischen Mobilfunker sind Velcom und MTS [Mobile TeleSystems].
Laut einer Marktstudie des deutschen German Economic Team in Weißrussland sind die beiden Mobilfunker ebenso mehrheitlich in Staatsbesitz wie die kleineren Konkurrenten BelCel und BNT - Letztere sogar zu 100 Prozent.
Kandidat MTS
Die MTS sieht so gar nicht wie der Übernahmekandidat für die mobilkom aus. Das weissrussische Unternehmen ist nur eine Tochterfirma des gleichnamigen, größten russischen Mobilfunkers MTS, an dem die russische Sistema eine 53-Prozent Mehrheit hält.
Die Sistema wiederum gehört dem "Oligarchen" Viktor Ewtuschenkow. Der Rest der Anteile ist über die New Yorker Börse in Streubesitz.
Die SB Telecom
Die Velcom wiederum wurde vor nicht einmal drei Wochen zu hundert Prozent von der in Zypern ansässigen SB Telecom übernommen, die bereits seit 1999 über 49 Prozent verfügt hatte. Die Velcom hat nach eigenen Angaben 2,77 Millionen Kunden.
Das Unternehmen gehört den aus Syrien stammenden Gebrüdern Samauwi. 2003 war das Top-Management der Velcom kurzfristig inhaftiert, im Frühjahr 2007 gab es jedoch für einen der beiden Eigentümer einen hochoffiziellen Empfang bei Diktator Lukaschenko, der den Beitrag der SB Telecom zur weissrussischen Wirtschaft pries.
Schon 2005
Die Telekom Austria hat schon 2005 Weißrussland im Visier gehabt. "Ich denke an Rumänien, Weißrussland, Russland oder auch die Ukraine", erklärte der seinerzeitige Telekom Austria-Generaldirektor Heinz Sundt.
Damals standen Anteile der drei Mobilfunker BeST, MDC und MTS zum Verkauf. Der jetzige TA-General Boris Nemsic hat im August dieses Jahres Pläne zu einer Übernahme in Weißrussland noch dementiert.
Beträchtliches Wachstumspotential
Politisch ein relativ sensibles Pflaster [Diktatur] würde Weißrussland der TA-Tochter mobilkom ein beträchtliches zusätzliches Wachstumspotenzial bringen.
2005 besaßen von 9,7 Millionen Weißrussen 4,1 Millionen ein Handy, damit wurden bereits damals die Festnetzanschlüsse überflügelt. Bis Ende 2006 sei der Markt auf knapp sechs Millionen Kunden gewachsen, heißt es im Infodienst "Global Insight".
In Kroatien und Bulgarien, wo die mobilkom mit VIPnet und MobilTel aktiv ist, liegt die Mobilfunkpenetration wie am Heimmarkt Österreich über 100 Prozent, viele Kunden haben schon mehr als ein Handy.
Die Finanzkraft
Auch in Slowenien, wo die mobilkom mit Si.Mobil am Markt ist, liegt die Durchdringung bereits bei knapp 90 Prozent. Erst vor Kurzem ist die mobilkom mit einem selbst aufgebauten Netz in Serbien gestartet. Im Herbst ist der Markteintritt in Bosnien-Herzegowina geplant. Auch dort baut die mobilkom selbst ein neues Netz auf.
Ihre Finanzkraft aus Cash-Flow und Verschuldungspotenzial für Übernahmen hatte die TA zuletzt bei der Halbjahres-Pressekonferenz für die nächsten vier Jahre mit 4,2 Mrd. Euro beziffert.
(APA | Reuters)