Intel, Linux und das mobile Internet

21.09.2007

Die nähere Zukunft der mobilen Datenkommunikation hat sich in dieser Woche nicht nur auf Intels Entwicklerkonferenz abgezeichnet. Die von Nokia angeführte Open Mobile Alliance hat sich zeitgleich mit dem Linux Phone Standards Forum zusammengetan.

Auf Intels Entwicklerforum, das am Donnerstag zu Ende ging, standen neben den üblichen Nanometer-Schrumpfrekorden Prozessoren für mobile Geräte und natürlich der kommende Funkstandard WiMAX im Mittelpunkt.

David Perlmutter, Chef der Intel Mobile Group, erneuerte das Versprechen der Chipweltmacht, im ersten Halbjahr 2008 die ersten Notebook-Chipsätze auf den Markt zu bringen, die neben WLAN auch WiMAX integriert haben.

Paradigma iPhone

Dazu wird Intel selbst ein mobiles Gerätchen auf den Markt bringen, das dem vom iPhone vorgegebenen Geräte-Paradigma für die Westentasche folgt: Gesteuert wird über einen Touchscreen, der fast ebenso groß ist wie das Gerät.

Der Unterschied: Intels Mobilgerät hat WiMAX integriert, der am Mittwoch präsentierte Protoyp läuft unter Linux [siehe unten].

WiMAX und seine Antreiber

Der von Intel, Motorola, Sprint, Cisco und Google vorangetriebene neue Funkstandard für drahtloses Internet ist dem bisher gebräuchlichen WLAN sehr überlegen.

Es sind weit höhere Sendeleistungen erlaubt, und während WLAN in einem freien, auch von anderen drahtlosen Geräten benutzten Frequenzbereich angesiedelt ist, sind die WiMAX-Bänder für ebendiesen Funkdienst reserviert.

Und: Wenigstens in den USA werden bald noch mehr und vielversprechende Frequenzen zur Verfügung stehen.

Analoge TV-Frequenzen

Nach Abschaltung der analogen TV-Sender in den USA wird das 700-MHz-Band für mobile Dienste 2008 neu versteigert.

Während die bereits zugeteilten WiMAX-Frequenzen - 2,5 GHz in den USA, 3,5 GHz in Europa - ähnlichen frequenzbedingten Ausbreitungsbeschränkungen wie WLAN unterliegen, kommt man im 700-MHz-Bereich nicht nur viel weiter, sondern auch mit ausreichender Feldstärke in Gebäude hinein.

"Entfesselung des Internets"

Intel, Cisco und Google forcieren auf 700 MHZ ein Netz nach den Regeln des Internets, dass es unter dem WiMAX-Standard funktionieren wird, daran besteht kein Zweifel.

Die von Intels Topmanagern Perlmutter und Anand Chandrasekher gehaltenen Keynotes ließen denn auch an martialischem Optimismus nichts zu wünschen übrig: "Die Barriere der Mobilität durchbrechen zur Entfesselung des Internets".

Intels Menlow, Ubuntu Linux

Welches Betriebssystem und welcher Browser im Mobilbereich eine Hauptrolle spielen werden, wurde am Mittwoch ebenfalls recht deutlich.

Ein Prototyp des für 2008 angesagten, noch namenlosen Intel-Gadgets, das auf der neuen Hardware-Plattform Menlow basiert, wurde vom südafrikanischen Unternehmen Canonical vorgestellt. Diese Firma vertreibt die derzeit populärste Linux-Distribution Ubuntu, deren mobile Version derzeit noch in der Anfangsphase ist.

Smartphone bis Sub-Notebook

Menlow wurde von Intel extra für mobile Geräte entwickelt - vom Smartphone bis zum Sub-Notebook - und ist für das erste Halbjahr 2008 angekündigt, neben WLAN und WiMAX soll auch eine Schnittstelle für UMTS enhalten sein.

Der Chipsatz selbst verbraucht nach Angaben des Herstellers im Ruhezustand nur einen Bruchteil der bisherigen mobilen Prozessor-Sets an Strom.

Linux-Plattformen des Ostens

Am Dienstag aber tat sich noch weiteres, das für die Entwicklung des mobilen Internets mindestens ebenso bedeutsam ist. Das Linux Phone Standards Forum und die Open Mobile Alliance taten sich zusammen, um übergreifende Standards für die nächste Generation mobiler Services zu entwickeln.

Während das Linux-Forum daran arbeitet, die vor allem im Fernen Osten bereits existenten mobilen Linux-Plattformen unter einen Hut zu bringen, erstellt die Allianz Spezifikationen für Interoperabilität zwischen beliebigen Software-Plattformen.

Die Schwergewichte

Es geht um Schnittstellen für Daten-Synchronisation, Instant Messaging, und Web-Browser, um nur die Wichtigsten zu nennen.

Der von Nokia dominierten Open Mobile Alliance gehören AT&T und Vodafone bis Ericsson, von Motorola, Samsung bis NTT DoCoMo so gut wie alle Schwergewichte der Mobilfunkbranche an.

Mobiler Firefox

Was den kommenden mobilen Browser anbetrifft, so hat die von Google unterstützte Mozilla Foundation im Mai herausgelassen, dass man an einer mobilen Version des Firefox arbeite.

Google-Chef Eric Schmidt wiederum hatte um dieselbe Zeit so nebenbei erwähnt, dass sich seine Firma gerade auf die Entwicklung mobiler Applikationen konzentriere.

(Futurezone | Telecoms.com)