Der 100-Milliarden-Dollar-Schaden

27.09.2007

Die Europäische Union verhandelt mit den USA über Handelserleichterungen, um den Ausschluss europäischer Online-Glücksspielanbieter vom US-Markt zu kompensieren. Die europäische Glücksspielindustrie beziffert den ihr entstandenen Schaden mit 100 Milliarden Dollar [71 Mrd. Euro].

Die Welthandelsorganisation [WTO] hatte im Dezember festgestellt, dass ein im vergangenen Jahr erlassenes US-Gesetz, das es amerikanischen Banken und Kreditkartenfirmen verbietet, Geld and Online-Glücksspielbetreiber zu überweisen, gegen die WTO-Regeln verstößt.

US-Präsident George W. Bush unterzeichnete das Gesetz im vergangenen Oktober. Wie zahlreiche andere Anbieter auch zog sich daraufhin der österreichische Wett- und Glücksspielanbieter bwin vom US-Markt zurück.

Milliarden-Wertminderungen

Sigrid Lignet, Generalsekretärin der European Gaming & Betting Association [EGBA], sprach gegenüber ORF.at von 100 Milliarden Dollar Schaden für europäische Online-Glücksspielanbieter.

Darin seien sowohl die Wertminderungen der an der Börse notierenden Unternehmen als auch die entgangenen Geschäfte auf dem US-Markt enthalten.

Europäische Glücksspielunternehmen wie bwin, Partygaming, Sporting Bet und 888 haben seit dem Ausschluss vom US-Markt stark an Börsenwert verloren.

Bwin musste nach der Einstellung des US-Geschäfts im vierten Quartal des vergangenen Geschäftsjahres in seinen Bilanzen auch eine Wertminderung von 515 Millionen Euro verbuchen. Der Rückzug aus den USA kostete das Unternehmen nach eigenen Angaben rund ein Fünftel seiner Umsätze.

Starkes Signal

Die EGBA unterstütze die EU in ihrem Vorgehen gegen den Protektionismus der USA. Sie forderte auch die Rücknahme des US-Online-Glücksspielverbots.

Die EU sende durch ihr Auftreten gegenüber den USA ein starkes Signal, dass sie gegen den Glücksspielbann vorgehen wolle, sagte Lignet.

"Schaden nicht quantifizierbar"

Der von den Unternehmen erlittene Schaden sei nicht quantifizierbar, sagte ein Sprecher von EU-Handelskommissar Peter Mandelson am Mittwoch. Es sei jedoch unbestritten, dass die europäische Industrie geschädigt wurde. Adäquate Kompensationen seien Gegenstand von Verhandlungen.

Neben der EU verhandeln auch die karibischen Inseln Antigua und Barbuda mit den USA über Kompensationen für das Online-Glücksspielverbot. Antigua bezifferte den durch den Bann erlittenen Schaden mit 3,4 Milliarden Dollar. Die USA sprachen hingegen von maximal 500.000 Dollar.

Erleichterung in anderen Handelsbereichen

Der EU hat die USA nun Erleichterungen in anderen Handelsbereichen zur Kompensation angeboten. Das Online-Glücksspielverbot soll nach dem Willen der US-Verhandler jedoch aufrecht bleiben.

Anwälte europäischer Glücksspielunternehmen meinten, dass sich die Verhandlungen über Jahre hinziehen werden. Währenddessen könnten jedoch US-Unternehmen ungehindert in Europa Online-Glücksspiele anbieten, hieß es.

(futurezone | Reuters | AP)