Touchscreen-Handys auf dem Vormarsch

28.09.2007

Tastaturlosen Geräten, die wie das iPhone intuitiv zu bedienen sind, wird eine glänzende Zukunft vorausgesagt. Allein 2008 sollen 100 Millionen Stück verkauft werden, bis 2012 soll sich der Absatz verfünffachen.

An Apple und seinem obersten Produkt-Evangelisten Steve Jobs scheiden sich bekanntlich die Geister, im gesamten IT-Bereich für Endverbraucher existiert keine zweite Marke, die dermaßen polarisiert.

Die weltweit ziemlich große - und wachsende - Fangemeinde bejubelt und kauft mit schöner Regelmäßigkeit dann jedes Apple-Produkt, ein absolutes Musterbeispiel dafür ist das iPhone.

Jobs' bester Freund

Die Kritiker wiederum bemängeln ebenso regelmäßig die hermetische Geschlossenheit von Apples Betriebssystemen, im Fall des iPhone steht die exklusive Bindung des Geräts an den US-Mobilfunkbetreiber AT&T natürlich im Zentrum.

In einem einzigen Punkt treffen die Meinungen der Apple-Fans mit denen der Kritiker jedoch zusammen: Jobs weiß wirklich, wo es in Technologie- und Produktentwicklung langgeht, sein bester Freund ist immer der gerade herrschende Trend.

100 Millionen ohne Tasten

Die neueste Prognose der Mobilfunkanalysten ABI Research bestätigt Apples Entscheidung, ein Handy ohne herkömmliche Tatstatur, sondern mit einem Touchscreen anzubieten.

Laut ABI werden allein 2008 um die 100 Millionen tastenlose mobile Endgeräte weltweit abgesetzt, die über das Display gesteuert werden.

Und das ist nur der Anfang, denn bis 2012 sollen es 500 Millionen Stück sein - und das im teuersten Segment des globalen Markts für mobile Handheld-Endgeräte, der vom seit Jahren beobachtbaren allgemeinen Preisverfall im Bereich der normalen Handys weitgehend verschont bleiben wird.

Motorolas neues Razr

Diesen Trend haben neben "St. Jobs" noch andere Hersteller ausgemacht. Für Anfang November ist etwa der europäische Markstart für Motorolas Touchscreen-Handy Razr2 V8 angesagt.

Es basiert auf dem Betriebssystem Mobilinux 5.0 des Herstellers MontaVista, das laut Herstellerangaben mit sehr niedrigen Bootzeiten aufwarten kann. Im Regelfall sollen Handys mit dem Mobilinux-Betriebssystem in weniger als fünf Sekunden booten, nach weiteren fünf können bereits Anrufe getätigt werden.

Linux von der NSA

Im Betriebssystem werkt der Linux-Kernel 2.6.2.1 dank neuem, "dynamischem" Power-Management soll der Akku besonders lange halten.

Dazu wartet Motorolas neues Modell - das ebenso wenig wie das iPhone UMTS/HSPA-tauglich ist - mit einem nicht alltäglichen Schmankerl auf.

Durch Integration von Elementen der hochsicheren, vom Geheimdienst National Security Agency [NSA] entwickelten SElinux-Variante des freien Betriebssystems ist das Gerät auch in Umgebungen mit hohen Sicherheitsauflagen verwendbar.

Die leidige Hackerei

Zudem wird die Integrität der Hard- und Software laufend überprüft - will heißen, es zu hacken und für andere Anbieter freizuschalten dürfte ziemlich schwierig werden.

Apple hat mit dem iPhone genau dieses Problem. Es aus dem Zwangsverbund mit dem Netzbetreiber AT&T zu lösen ist mittlerweile ziemlich trivial geworden. Das kann AT&T genauso wenig freuen wie der Umstand, dass der britische Software-Anbieter Truphone vor zwei Tagen die erste Demonstration eines Internet-Telefonats zwischen zwei iPhones durchgeführt hat.

Benutzt wurde dabei die eingebaute WLAN-Funktion, nach Angaben des Unternehmens wurde das iPhone dabei nicht gehackt.

Die Warnung

In Anbetracht der vielen Smartphone-Modelle, die in der Vergangenheit trotz vieler neuer Funktionen auf dem Markt nicht eingeschlagen haben, warnen die ABI-Analysten vor dem Glauben, dass Touchscreen-Handys automatisch zum Verkaufsschlager würden.

Nur solche Geräte, die nicht kompliziert, sondern tatsächlich intuitiv bedienbar seien, würden Erfolg haben.

Es seien zwei verschiedene paar Schuhe, ob ein über Berührung steuerbarer Bildschirm auf einer Software aufsetze, die eigentlich nicht für Touchscreens, sondern für herkömmliche Tastenhandys entwickelt worden sei oder ob es sich eben um eine Neuentwicklung handle.

Mit "OpenMoko" kommt im Oktober das erste einer Serie von Linux-Handys auf den Markt, die in allen GSM-Netzen funktionieren. Weltweit schreiben Linux-Entwickler an einer Software-Suite, die das Handy mit Linux-PCs kompatibel macht. WLAN, Bluetooth und GPS sind inkludiert.

(Futurezone | 3G.co.uk | linuxdevices.com)