Googles Datenhunger unter Beschuss
Das von Google geplante Freemail-Service Gmail erregt weiter den Widerstand der Datenschützer.
Google verletzte mit den geplanten Datenschutzstandards europäisches Recht, so der Vorwurf der Bürgerrechtsgruppierung Privacy International [PI].
Als besonders kritisch sieht PI, dass Google Kopien der E-Mails auch dann weiter speichern will, wenn der User die E-Mails oder gar den ganzen Account bereits gelöscht hat.
Zudem könne die Suchmaschine über Cookies erfasste persönliche Daten aus der Gmail-Registrierung mit den eingetippten Suchanfragen verknüpfen. Damit entstehe eine große Sammlung persönlicher Daten zu den einzelnen Personen.
Bereits heftig kritisiert wurde Googles Plan, die E-Mails nach Inhalten zu scannen, um kontextbezogene Werbung an die E-Mails anhängen zu können. Google gab jedoch an, dass die Mails von Computern gescannt werden, nicht von Menschen.
Gmail im Visier von DatenschützernVerstoß gegen EU-Recht
"Das ist ein Verstoß gegen geltendes europäisches Datenschutzrecht", so Simon Davies, Direktor von PI. PI hat in England eine Klage gegen Gmail eingebracht, damit der Dienst genauer untersucht wird.
"Wenn der User seine E-Mails löscht, sollte er sicher sein können, dass seine Nachrichten auch tatsächlich gelöscht sind", meint auch Maurice Wessling von Bits of Freedom.
Nach europäischem Recht müssen die User ständige Kontrolle über ihre gespeicherten Daten haben können, die Regelung ist hier wesentlich strikter als beispielsweise in den USA. Derzeit läuft Gmail als geschlossenes Testsystem.
Finanzieren will Google das Mail-Service durch die kostenpflichtigen Werbeeinschaltungen am Ende der Mails. Werbung ist ohnedies Haupteinnahmequelle des Suchmaschinenbetriebers.
Womit Google Geld verdientGoogle weist Vorwürfe zurück
Google hat die Vorwürfe der Datenschützer allerdings bereits zurückgewiesen: Demnach werde hier kritisiert, was Google tun könnte, aber nicht vorhabe, da sich das Unternehmen selbst hohe Datenschutzstandards auferlegt habe.
Google-Vizepräsident Wayne Rosing versicherte vor allem, dass sein Unternehmen nicht plane, die inhaltliche Auswertung der Gmails mit anderen Daten wie etwa Suchbegriffen zu verknüpfen.
Dabei wies Rosing darauf hin, dass Google schon jetzt IP-Adressen und Suchinhalte verknüpfen könnte, davon aber aus Datenschutzgründen absehe.
Google ist laut einer Studie von NetRatings in Europa die führende Suchmaschine. Im Jänner suchten 55 Millionen Europäer Informationen aus dem Netz über Google, MSN liegt mit 27 Milionen an zweiter, Yahoo mit zwölf Millionen an dritter Stelle.