E-Pass nur noch mit Fingerabdruck

02.10.2007

Ab 1. November werden in Deutschland neue Reisepässe nur noch mit registrierten Fingerabdrücken ausgegeben. In Österreich soll die Erfassung frühestens 2008 beginnen.

Deutsche Staatsbürger, die ab 1. November einen neuen Reisepass beantragen, müssen in der Regel die Abdrücke ihrer beiden Zeigefinger bei den Passämtern elektronisch erfassen lassen. Stempelfarbe wird dazu nicht benötigt. Wenn nötig, können auch andere Finger genommen werden. Die kleinen Finger werden nie herangezogen, weil sie zu wenige Merkmale enthalten. Die deutschen E-Pässe werden für Erwachsene sowie Jugendliche ab zwölf Jahren ausgestellt.

Mit der Einführung des neuen E-Passes müssen sich deutsche Eltern umstellen. Nach dem Grundsatz "Eine Person, ein Dokument" können Kinder nicht mehr in den Pässen der Eltern eingetragen werden. Für Kinder unter zwölf Jahren kann auf Wunsch der Eltern ein E-Pass ausgestellt werden, wobei von Kleinkindern unter sechs Jahren keine Fingerabdrücke genommen werden.

Die Sicherheit der E-Pässe

Die USA haben die Erfassung von zwei Fingern "flach" bei der Grenzkontrolle bereits Anfang 2007 wegen mangelnder Effizienz wieder eingestellt. Die Erkennungsquote lag zu niedrig. Die deutsche EU-Ratspräsidentschaft trieb das Biometriepass-Projekt im Frühjahr 2007 trotzdem mit Entschiedenheit weiter.

Wie umfangreiche Recherchen von ORF.at ergeben haben, stehen Nutzen und Sicherheit der mit biometrischen Merkmalen versehenen E-Pässe auch nach Meinung zahlreicher Sicherheitsexperten infrage.

Der voll erfasste Bürger

Die Fingerabdrücke werden wie das Bild auf einem Chip gespeichert, der im Passdeckel untergebracht ist. Ein frontal aufgenommenes digitales Foto mit neutralem Gesichtsausdruck ist seit dem 1. November 2005 vorgeschrieben.

Der "passive" Chip im E-Pass kann laut Hersteller im Nahbereich kontaktlos bis zu einer Entfernung von maximal zehn Zentimetern mit einem von deutschen Behörden zertifizierten Spezialgerät ausgelesen werden. Der Pass könne nicht von sich aus Daten senden. Der Chip unterscheide sich von der RFID-Technologie. Mit RFID [Radio Frequency Identification] werden Daten per Funk über eine Entfernung bis zu sieben Metern gesendet und automatisch ausgelesen.

In Österreich ab 2008

In Österreich gibt es derzeit keinen exakten Fahrplan für die Erfassung von Fingerabdrücken für E-Pässe. Laut Aussagen eines Sprechers des Innenministeriums ist frühestens 2008 mit Einführung entsprechender Maßnahmen zu rechnen.

Kritiker warnen vor Identitätsdiebstahl

Kritiker wie der Bielefelder Datenschützerverband FoeBuD und der Chaos Computer Club haben in der Vergangenheit immer wieder auf die mangelnde Sicherheit der Daten auf RFID-Chips hingewiesen. Wiederholt gelang es Hackern, die angeblich sicheren Daten auf E-Pässen verschiedener Länder mit selbst gebastelten Geräten auszulesen.

(dpa | APA | futurezone)