Warum Skype eBay Sorgen bereitet

03.10.2007

EBay hat am Montag zugegeben, zu viel für den VoIP-Anbieter Skype bezahlt zu haben. Die Einnahmen des Gratisservice lassen zu wünschen übrig, und auch die Nutzerzahlen täuschen. Nun stellt sich die Frage, ob eBay das Ruder noch herumreißen kann.

Als das Online-Auktionshaus eBay vor gut zwei Jahren den VoIP-Anbieter Skype übernahm, ließ der Kaufpreis mehr als Aufhorchen: 4,3 Mrd. Dollar wurden maximal vereinbart - abhängig vom Wachstum.

Die Tatsache, dass es sich bei Skype um ein Unternehmen handelt, das vor allem wegen seiner Gratisservices genutzt wird, rief Zweifler auf den Plan. Kritiker sprachen von der nächsten Dotcom-Blase.

Skype-Potenzial überschätzt

Nun hat eBay zugestanden, das Potenzial von Skype deutlich überschätzt zu haben. Am Montag wurde bekanntgegeben, dass die beiden Skype-Gründer Niklas Zennstrom und Janus Friis aus der Geschäftsleitung des Unternehmens zurückgetreten sind. EBay verkündete zudem, den Kaufpreis nun um 1,2 Mrd. Dollar zu reduzieren.

Ursprünglich hatte eBay gehofft, Skype vollständig in eBay und sein Bezahlservice PayPal zu integrieren. Das ist aber bis heute nicht gelungen. Zu dem kommt, dass Internet-Telefonie durch Skype zwar erst richtig bekannt wurde, Gratistelefonate aber mittlerweile standardmäßig mit allen Instant Messengern möglich sind.

Zennström, der ehemalige CEO des Unternehmens, wechselt in den Aufsichtsrat. Er und sein Freund Friis werden sich in Zukunft mehr um ihre neue Videostreaming-Firma Joost kümmern.

Geringe Einnahmen

Das Skype-Geschäftsmodell, über Gespräche ins Festnetz und "Premium"-Dienste Geld zu verdienen, hat sich bisher nicht wirklich bewährt.

Laut Analysten hat die Zahl der bezahlten Minuten 2007 im Vergleich zum Vorjahr sogar abgenommen und stagniert nun, berichtet "BusinessWeek". Laut Schätzungen zahlen Skype-Nutzer im Monat rund 13 US-Cent für Telefonie.

Ein weiterer Knackpunkt sind die kolportierten Nutzerzahlen. Auch hier gibt es Schätzungen, dass nur rund 20 Prozent der 220 Millionen registrierten Nutzer aktiv sind. Im vergangenen Quartal machte Skype einen Umsatz von nur 90 Mio. Dollar.

Analysten raten zu Werbedeals

Manche Analysten empfehlen nun einen Richtungswechsel, etwa den Versuch, über werbefinanzerte Telefonie Geld zu verdienen. Ob eBay es schaffen wird, mit Umstrukturierungen noch die Kurve zu kratzen, wird sich zeigen.

Mit der Reduzierung des Kaufpreises und einer geplanten Abschreibung von 1,4 Mrd. Dollar konnte das Unternehmen nun zumindest seine Anleger beruhigen: EBay-Aktien kletterten auf rund 40 Dollar - den höchsten Stand seit 18 Monaten. Am Denstag pendelte sich das Papier bei rund 39,4 Dollar ein. Viele Aktionäre hatten die Übernahme von Anfang an als überteuert kritisiert.

Skype hatte Mitte August den größten Ausfall seines Kommunikationssystems zu verzeichnen gehabt.

Was sind Internet-Firmen wert?

Die Schwierigkeiten, in die eBay nun aber gerät, zeigen Parallelen zur Übernahme des Videoportals YouTube, die Google vor etwa einem Jahr vorgenommen hat. Der Kaufpreis von 1,65 Mrd. Euro für ein Unternehmen mit großem Hype, aber keinem Einkommen sorgte für heftige Diskussionen. Dazu kamen jede Menge rechtliche Probleme wegen Urheberrechtsverletzungen.

"Wer YouTube kauft, ist ein Trottel", hieß es etwa von US-Unternehmer Mark Cuban, der selbst Ende der 90er Jahre mit dem Verkauf von Broadcast.com an Yahoo fünf Milliarden Dollar lukriert hatte.

Facebook für kolportierte zehn Mrd. Dollar

Vergangene Woche kamen Gerüchte auf, dass Microsoft an einem Einstieg beim Socal-Networking-Portal Facebook interessiert ist - der Wert des Start-ups wurde dabei auf rund zehn Milliarden Dollar geschätzt.

Positivbeispel bleibt die Facebook-Konkurrenz MySpace, die Rupert Murdoch vor rund drei Jahren für 580 Mio. Dollar gekauft hatte - ein weiterer Deal, der für Kopfschütteln sorgte, sich aber mittlerweile rentiert hat: Murdoch peilt damit in diesem Jahr einen Umsatz von einer Milliarde Dollar an.

(futurezone | APA | Reuters | BusinessWeek)