TA schließt Weißrussland-Deal ab
Die Telekom Austria [TA] hat den zweitgrößten weißrussischen Mobilfunkanbieter MDC für rund eine Milliarde Euro gekauft. Der Aufsichtsrat hatte erst am Dienstag das Geschäft genehmigt.
Der Einstieg der TA in Weißrussland ist perfekt. Die Telekom kauft den zweitgrößten weißrussischen Mobilfunkanbieter MDC für in Summe 1,05 Mrd. Euro.
Nach zähen nächtlichen Verhandlungen haben die TA und der bisherige Eigentümer, die zypriotische SB Telecom des syrischen Geschäftsmanns Id Samawi, Mittwochfrüh die Kaufverträge unterzeichnet.
Erst am Dienstag hatte der Aufsichtsrat der TA den Weg für das Geschäft frei gemacht.
Stichwort MDC
MDC ist 1999 als erster Mobilfunkanbieter in Weißrussland gestartet. Heute kommt das Unternehmen mit mehr als 2,7 Millionen Kunden auf einen Marktanteil von rund 42 Prozent und ist damit der zweitgrößte Anbieter in Weißrussland hinter dem jetzigen Marktführer MTC, der zu 49 Prozent dem gleichnamigen größten russischen Mobilfunker und zu 51 Prozent dem weißrussischen Staat gehört.
Auch bei MDC war der weißrussische Staat bis Ende August noch mit 51 Prozent Mehrheitseigentümer. Vor der Übernahme durch die Telekom Austria hat die SB Telecom, die zuvor schon 49 Prozent hielt, die Staatsanteile aber aufgekauft.
Kaufoption für Restanteile
In einem ersten Schritt erwirbt die TA demnach zunächst 70 Prozent der MDC für 730 Mio. Euro. Für die übrigen 30 Prozent hat die TA eine Kaufoption, wonach sie die Anteile im 4. Quartal 2010 um einen Betrag von ungefähr 320 Mio. Euro erwerben kann, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit.
Von diesen 30 Prozent hält dem Vernehmen nach Samawi jetzt noch die Hälfte, die andere Hälfte soll laut TA-Kreisen dem österreichischen Geschäftsmann Martin Schlaff gehören, der als Türöffner für die TA fungiert haben soll.
Starker Euro reduziert den Preis
Gezahlt wird in Dollar. Der starke Euro hat deshalb den Kaufpreis für die TA zuletzt reduziert. Der Unternehmenswert entspreche, so die TA, etwa dem 5,9-fachen des für das Jahr 2008 zu erwartenden Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen [EBITDA]. Für den Abschluss der Transaktion ist noch die Genehmigung durch die zuständigen Kartellbehörden erforderlich.
Die TA will nach der Unterzeichnung der Kaufverträge noch im heurigen Jahr die Übernahme abschließen. Das Closing werde für das vierte Quartal dieses Jahres erwartet, erklärte der Konzern am Mittwoch bei einer Pressekonferenz.
Stichwort Weißrussland
Weißrussland hat insgesamt rund 9,7 Millionen Einwohner. Das Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt [BIP] liegt mit 6.950 Dollar [4.906 Euro] noch deutlich unter dem osteuropäischen Durchschnitt.
Die ehemalige Sowjetrepublik wird von ihrem Präsidenten Alexander Lukaschenko diktatorisch geführt. Laut dem Jahresbericht 2006 der Menschenrechtsorganisation Amnesty International ist in Weißrussland das Recht auf freie Meinungsäußerung stark eingeschränkt, Mitglieder von Oppositionsparteien lässt das Lukaschenko-Regime gern "verschwinden". Auch die Todesstrafe ist in Weißrussland in Kraft und wird, so Amnesty, weiterhin angewendet.
Wirtschaft sieht Wachstumspotenzial
Der weißrussische Mobilfunkmarktführer MTS kam im zweiten Quartal 2007 auf einen durchschnittlichen Monatsumsatz pro Kunde von von 9,8 Dollar [6,92 Euro].
Auch die Mobilfunkpenetration liegt mit 66 Prozent noch weit unter jener anderer europäischer Länder. In Kroatien und Bulgarien, wo die TA mit VIPnet und MobilTel aktiv ist, liegt die Mobilfunkpenetration wie in Österreich über 100 Prozent, viele Kunden haben schon mehr als ein Handy. Auch in Slowenien, wo die mobilkom mit Si.Mobil auf demm Markt ist, liegt die Durchdringung bereits bei knapp 90 Prozent.
Analysten sehen daher in Weißrussland noch ein großes Wachstumspotenzial.
Über 1.100 Mitarbeiter
MDC bietet Mobilkommunikationsdienste für Vertragskunden unter den Markennamen "Velcom" und für Wertkartenkunden unter der Marke "Privet" an und beschäftigt nach eigenen Angaben derzeit über 1.100 Mitarbeiter. Sowohl Kundenzahlen als auch Umsatz und Gewinne des Unternehmens sind laut TA-Angaben zuletzt stark gestiegen. Die Marktanteile von MDC dagegen waren demnach zuletzt leicht rückläufig.
(APA | futurezone | Reuters)