MDC-Übernahme könnte TA mehr kosten

weissrussland
05.10.2007

Die Telekom Austria [TA] dürfte für die weißrussische MDC deutlich mehr zahlen als bisher angegeben. Das wurde aus Analystenkreisen bekannt.

Wie TA-Finanzvorstand Hans Tschuden in einer Telefonkonferenz mit Analysten erklärt haben soll, könnte der Kaufpreis für das Gesamtunternehmen bei Komplettübernahme 2010 auf 1,8 bis 1,9 Mrd. Dollar steigen [nach heutigem Euro-Kurs 1,28 bis 1,35 Mrd. Euro].

Das berichteten mehrere Analysten unter anderem von Raiffeisen, UniCredit [CA-IB], Dresdner Kleinwort und Goldman Sachs am Freitag übereinstimmend.

Kaufpreis vom Erfolg abhängig

Am Mittwoch hatte die TA in ihren Presseerklärungen von 1,05 Mrd. Euro Kaufpreis gesprochen, dabei allerdings bereits auf eine erfolgsabhängige Kaufpreiskomponente hingewiesen.

Als oberstes Limit nannte die TA das 6,5-fache des operativen Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen [EBITDA] der MDC 2010. Eine Sprecherin der TA wollte die zusätzlichen Aussagen Tschudens am Freitag "weder bestätigen noch dementieren".

"Kein neues Bulgarien"

"Das ist kein neues Bulgarien", kommentierten die Dresdner-Kleinwort-Analysten die neuen Erkenntnisse. Die bulgarische MobilTel hatte die Telekom Austria 2005 für 1,6 Mrd. Euro gekauft. Heute ist das Unternehmen 2,8 Mrd. Euro wert.

In Weißrussland werde den früheren Eigentümern ein beträchtlicher Teil des Wachstumspotenzials abgegolten, so Dresdner Kleinwort.

200 Mio. Euro an Schlaff

Rund 200 Mio. Euro gehen an den MDC-Investor und österreichischen Geschäftsmann Martin Schlaff, der wie schon in Bulgarien als Türöffner für die TA fungiert haben soll und derzeit noch 15 Prozent an MDC hält.

Operativer Gewinn sinkt

Dennoch, betont Raiffeisen-Analyst Damaska, dürfte auch vom zusätzlichen MDC-Gewinn bis 2010 nicht alles in den Kaufpreis, sondern ein Teil davon auch an die TA fließen.

Denn bei einem Maximal-Multiple von 6,5 auf das EBITDA 2010 würde der von Tschuden kommunizierte Kaufpreis bedeuten, dass die operativen Gewinne des weißrussischen Unternehmens pro Jahr nur um acht Prozent steigen würden. In den vergangenen drei Jahren dagegen habe MDC Umsatz und Gewinne durchschnittlich jährlich um 30 Prozent erhöht.

Die Analystenmeinung

Damaska geht davon aus, dass der Kaufpreis letztlich unter dem 6,5-fachen MDC-EBITDA 2010 liegen wird. Umgelegt auf die operativen Gewinne 2008 würden 1,8 bis 1,9 Mrd. Dollar jedoch einen deutlichen Aufschlag bedeuten - nach Raiffeisen-Rechnung das 8,5-fache des EBITDA.

Zum Vergleich: Für die erste Tranche - 70 Prozent der MDC - hat die AT aliquot einen Multiple von 5,9 auf das nächstjährige MDC-EBITDA gezahlt.

Kaufpreis "okay"

Auch UniCredit [CA IB]-Chefanalyst Alfred Reisenberger sagte, der Kaufpreis scheine "okay zu sein". Noch wisse man aber relativ wenig über das weißrussische Unternehmen.

Die Kaufpreisangaben Tschudens sehe er als "Upside Limit". Es sei aber auch zu hoffen, dass es nicht weniger werde, zumal das hieße, dass die MDC-Gewinne hinter den Erwartungen zurückbleiben würden.

(APA)