Browser versteht ab sofort Chinesisch
Nach jahrelangen Diskussionen und Testphasen sollen Griechen, Araber, Chinesen und Russen Websites ab 2009 in ihrer eigenen Schrift aufrufen können. Die ersten internationalisierten Test-Domains werden dieser Tage freigeschaltet.
Zunächst nur Test-Domains
Vor allem in Ländern wie China sollen die IDNs [Internationalized Domain Names] den Internet-Zugang für die breite Bevölkerung vereinfachen, da viele Menschen dort nur ungenügende Kenntnisse der lateinischen Schrift haben.
In einem ersten Schritt wird in insgesamt elf verschiedenen Sprachen bzw. Schriftarten - Arabisch, Persisch, traditionellem und vereinfachtem Chinesisch, Russisch, Hindi, Griechisch, Koreanisch, Jiddisch, Japanisch und Tamilisch [gesprochen in Südindien und Sri Lanka] - die Domain "example.test" online gestellt.
Die Freischaltung soll in der nächsten Woche erfolgen.
Die elf Schriften seien anhand des Interesses der jeweiligen Communitys ausgewählt worden, sagt Tina Dam von der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers [ICANN], die die Verwaltung von Namen und Adressen im Internet innehat.
Punycode-Übersetzung
Um die IDNs nutzen zu können, muss der sogenannte Punycode unterstützt werden, mit dem die nichtlateinischen Schriftzeichen in für den Nameserver lesbare Zeichenfolgen umgewandelt werden.
Volle Punycode-Unterstützung findet sich bisher nur im Opera-Browser. Nutzer anderer Browser wie Internet Explorer, Firefox und Safari können die internationalisierten Adressen zwar erreichen, es kann jedoch zu unvollständigen Eingaben kommen. Hier müssen die Entwickler noch entsprechende Änderungen vornehmen.
Weitere Entwicklungsarbeit ist zudem bei der E-Mail-Nutzung nötig. Derzeit sind E-Mail-Adressen mit Umlauten vor dem @ noch nicht möglich.
Die ICANN geriet zunehmend unter Druck, die IDNs einzuführen, da Länder wie China bereits eigene Technologie zur Unterstützung ihrer Schriftzeichen entwickeln.
Einführung mit Anfang 2009
Die nun eingerichteten elf internationalisierten Test-Domains richten sich vor allem an Software-Entwickler und Website-Designer, um Anwendungen im neuen Namenssystem ausgiebig testen zu können.
Läuft alles glatt, könnten die IDNs jedoch mit Ende 2008/Anfang 2009 flächendeckend eingeführt werden.
Ob auch österreichische Firmen in Zukunft internationalisierte Domains registrieren können, ist noch nicht klar. "Die Vergabe-Policy ist den nationalen Registraren vorbehalten, sie entscheiden, welche Domain-Inhaber zugelassen sind", erklärt nic.at-Geschäftsführer Richard Wein gegenüber ORF.at.
Technisches Okay erfolgt
Im Frühjahr 2007 wurden bereits von der schwedischen Firma Autonomica AB auf mehreren Test-Rootservern erfolgreich IDN-Erprobungen durchgeführt und verschiedene Software-Szenarien überprüft.
22.000 Sonderzeichen-Domains in AT
Derzeit können in Domains nur die Buchstaben A bis Z, die Zahlen von null bis neun sowie der Bindestrich verwendet werden. In Österreich können seit 2004 zudem Domains mit 34 verschiedenen Sonderzeichen wie etwa Umlauten registriert werden.
In Österreich legte die Zahl der registrierten Sonderzeichen-Domains im Rahmen einer Gratisaktion im Herbst 2006 schlagartig von 15.000 auf 120.000 zu.
"Die Gratis-Domains von vorigem Herbst laufen nun aus. Wir erwarten mit Ende November noch insgesamt 22.000 Sonderzeichen-Domains", sagt Wein. "Ich halte es für wichtig, dass man sich seinen Namen in der richtigen Schreibweise im Internet sichern kann. Wer nun mal Müller heißt, will auch im Netz nicht Mueller heißen."
(futurezone | AP)