Chip im Hirn soll Bewegungen steuern
Das US-Unternehmen Cyberkinetics will gelähmten Menschen in Zukunft durch ein Chipimplantat direkt im Gehirn die Steuerung eines Computers durch Gedanken ermöglichen. Dafür erhielt man nun auch die Zustimmung der US-Behörde Food and Drug Association [FDA].
Das neun Millionen USD teure Projekt wurde 2001 in Massachusetts begonnen, bisher wurden Versuche an 18 Affen durchgeführt.
Diese konnten, nachdem ihnen die Chips implantiert wurden, allein durch Willenskraft Cursor an Computern bedienen und Roboterarme bewegen. Nebenwirkungen traten dabei laut Angaben kaum auf.
Cyberkinetics-CEO Tim Surgenor erklärt: "Ein Computer ist der Zugang zu allem, was der Patient gerne tun will. Dazu gehört auch die Anregung der eigenen Muskeln durch elektrische Stimulation."
Die FDA gab in den USA bereits 2002 den Weg für den so genannten "VeriChip" der US-Firma Applied Digital Solutions frei. Dieser etwa reiskorngroße Chip wird unter der Haut eingepflanzt und kann diverse Informationen speichern, die über einen speziellen Scanner ausgelesen werden können.
Weg frei für Chip-ImplantatePatienten werden verkabelt
Die vier Quadratmillimeter großen Chips, die Teil des so genannten "BrainGate"-Systems sind, sollen Patienten mit Querschnittslähmung, Schlaganfall und seltenen Nervenkrankheiten wie der Lou-Gehirg-Krankheit ermöglichen, wieder zu kommunizieren, Lichtschalter zu betätigen und Schreibmaschine schreiben zu können.
Dafür wird unterhalb des Ohrs ein Schnitt vorgenommen und der Chip an der Oberfläche des Gehirns platziert. Dies geschieht in der Nähe der motorischen Rinde, die die Bewegung steuert. Elektroden, die wie Stacheln auf der Oberfläche des Chips sitzen, sollen circa einen Millimeter in das Gehirn vorstoßen und die Aktivitäten kleiner Neuronen-Gruppen messen.
Nach der Operation wird den Patienten ein Kabel aus ihrem Kopf hängen, über das sie mit einem Computer vernetzt werden. An einer kabellosen Version wird bereits gearbeitet. Vorerst will man BrainGate an fünf Personen testen, die bis jetzt noch nicht ausgewählt wurden.
Kritik für "Cyborg-Professor"
Im Jahr 2002 erntete der britische "Cyborg-Professor" Kevin
Warwick ausreichend Kritik für seine Experimente mit
Chipimplantaten. Warwick, der als erster "Cyborg" gilt, hat sich
einen Chip im Arm über dem Nervenstrang, der seine linke Hand
steuert, einpflanzen lassen.
Einschulung nach Operation
Nach dem Eingriff sollen die Patienten regelmäßig von Technikern im Umgang mit dem System geschult werden. "Wir fordern den Patienten dann auf, sich vorzustellen, dass er seine Hand beispielsweise nach rechts bewegt", erklärt Surgenor.
In weiterer Folge untersuchen die Wissenschaftler die Gehirnaktivität, die mit dieser Vorstellung in Verbindung steht. In Zukunft könnten dadurch auch verschiedenste Geräte, etwa ein Roboterarm, direkt betrieben werden.
Cyberkinetics ist nicht die erste Firma, die sich auf diesem Feld engagiert. Das Unternehmen Neutral Signals hat bereits mehrere Chipimplantationen, jedoch mit relativ simplen Elektroden, durchgeführt. Experten glauben deshalb, dass Cyberkinetics als erstes längerfristige Erfolge erzielen wird.
Chancen gegen Risiken
Kritiker stellen jedoch in Frage, ob die Risiken, die mit dem Eingriff verbunden sind, das Experiment als sinnvoll erscheinen lassen.