TA kauft Tele2-Handygeschäft

08.10.2007

Die Telekom Austria übernimmt in Österreich das Mobilfunkgeschäft des schwedischen Betreibers Tele2 und gewinnt damit 131.000 neue Kunden. Laut Tele2 war das Geschäft als virtueller Mobilfunkbetreiber nicht rentabel - die TA bezahlt rund sieben Mio. Euro.

Nach einer überraschend schnellen Übernahme des weißrussischen Mobilfunkers MDC - ein in Hinblick auf die weißrussische Politik umstrittenes Geschäft - überrascht die Telekom Austria [TA] mit einem weiteren Deal in Österreich.

Wie der Tele2-Konzern am Montag vor Börsenbeginn mitteilte, wird er sich in Österreich aus dem Mobilfunkgeschäft zurückziehen und für 65 Mio. schwedische Kronen [7,08 Mio. Euro] seine 131.000 Handykunden an die Telekom Austria abgeben. Die Verträge wurden am Freitag unterzeichnet.

Die Genehmigung der Wettbewerbsbehörden ist noch ausständig. Ein Abschluss wird aber noch im vierten Quartal erwartet.

Tele2: "Alles bleibt gleich"

Tele2-Sprecher Jörg Wollmann betonte auf Anfrage von ORF.at, dass die Tele2-Kunden nichts von dem Wechsel bemerken würden. "Telefonnummern, Guthaben, Tarifmodelle - auch vom Festnetz ins Mobilnetz: Alles bleibt gleich."

Die Anrufe würden nach dem Closing lediglich nicht mehr wie bisher über das One-Netz, sondern über die mobilkom austria laufen.

Tele2 schrieb Verluste

Tele2-Chef Lars-Johan Jarnheimer begründete den Schritt damit, dass der harte Wettbewerb im österreichischen Mobilfunk "wenig Raum für profitablen und nachhaltigen Betrieb eines virtuellen Mobilfunkbetreibers" gelassen habe.

Im ersten Halbjahr hatte Tele2 mit seinen Mobilfunkaktivitäten in Österreich rund 30 Mio. Kronen - umgerechnet 3,27 Mio. Euro - Verlust geschrieben, doppelt so viel wie im Jahr 2006.

Die TA-Handysparte mobilkom austria verzeichnete im 2. Quartal 2007 laut Angaben der Regulierungsbehörde RTR 3,67 Mio. Mobilfunkkunden.

Tele2 setzt auf Breitband

An seinem Festnetz- und Internet-Geschäft halte Tele2 in Österreich aber fest und wolle dieses in den nächsten Jahren weiter ausbauen, sagte Tele2-Sprecher Jörg Wollmann am Montag.

Mit knapp einer Million Kunden ist Tele2 seit der Übernahme der UTA vor zwei Jahren nach der Telekom Austria der größte alternative Festnetzbetreiber in Österreich.

Entbündelung geht weiter

Den Schwerpunkt auf Breitband-Internet will Tele2 jetzt fortführen. Das Unternehmen will die Zahl der Breitbandkunden bis Jahresende gegenüber 2006 auf 200.000 verdoppeln. Laut Wollmann waren es Ende August bereits 170.000.

Über 212 entbündelte Wählämter kann Tele2 derzeit etwa 62 Prozent der österreichischen Haushalte Telefon und Breitband anbieten. Bis Jahresende sollen 243 Wählämter entbündelt sein, das entspricht einer Abdeckung von 65 Prozent. Bis 2008/2009 wolle man dann 80 Prozent erreichen, so Wollmann.

Tele2 war seit 2003 in Österreich als virtueller Mobilfunker [MVNO], also ohne eigenes Netz, tätig. Laut Wollmann sei dieses Modell aber aufgrund des "extrem preisgetriebenen" Marktes hier nicht mehr haltbar.

(futurezone | APA | Nayla Haddad)