EMI: Online-Musik fördern oder sterben

08.10.2007

Wie der britische "Telegraph" berichtet, hat der neue Besitzer des Musikkonzerns EMI, Terra Firma, in einer E-Mail an seine Mitarbeiter gewarnt, dass die Musikindustrie auf dem falschen Weg ist und nicht überleben wird, wenn sie sich nur auf CD-Verkäufe verlässt.

Guy Hands, der EMI mit seiner Private-Equity-Gruppe Terra Firma im August übernommen hatte, reagierte mit dem Schreiben auf die Ankündigung der Rockband Radiohead, ihr neues Album auf eigene Faust auf den Markt zu bringen und die Fans beim Download selbst über den Preis entscheiden zu lassen.

"Weckruf von Radiohead"

Hands nannte auch den jüngsten Plan Radioheads [ehemals bei EMI], die Käufer entscheiden zu lassen, wie viel sie für die Musik bezahlen wollen, einen "Weckruf, auf den wir alle mit Kreativität und Energie reagieren sollten".

"Die Musikindustrie war zu lange davon abhängig, wie viele CDs verkauft werden." Anstatt die Digitalisierung und die Möglichkeiten, die sie für Promotion und Vertrieb mit sich bringt, zu fördern, habe die Industrie einfach den Kopf in den Sand gesteckt.

Radiohead und Charlatans gehen neue Wege

Radiohead hatten vergangene Woche angekündigt, dass ihr neues Album "In Rainbows" vorab auf der Website der Band veröffentlicht werde und Fans selber bestimmen könnten, wie viel ihnen der Download wert ist. Die Charlatans verschenken unterdessen ihr neues Album.

Weg von Mega-Vorschüssen

Bei vielen Musikmanagern herrsche die Meinung, dass erfolgreiche Künstler ihren Labels treu bleiben müssen, damit durch ihre Erfolge neue Talente gefördert werden können.

Hands schlägt nun vor, von dem bisherigen Modell mit extrem hohen Vorschüssen abzugehen. Stattdessen sollen die Musikfirmen die Produktion eines Albums oder die Organisation einer Tour mitfinanzieren und dann Gewinne - oder Verluste - mit den Künstlern teilen.

Zufrieden mit EMIs Musikverlag

EMI hat unter anderen große Namen wie David Bowie, Coldplay, Kylie Minogue und Robbie Williams - der 2002 einen 80-Millionen-Pfund-Vorschuss von EMI kassierte - unter Vertrag.

Beeindruckt zeigte sich Hands laut "Telegraph" jedoch von der Strategie von EMIs Musikverlag beim Erschließen neuer Einnahmequellen. Die Abteilung habe etwa Lizenzen vergeben, um Musiktexte ihrer Künstler auf Kleidungsstücke zu drucken, und damit Geld verdient, dass Musikvideos auf YouTube gespielt wurden.

EMI hatte im Frühjahr die gesamte Branche mit der Ankündigung erschüttert, künftig DRM-freie Musik zu verkaufen.

(futurezone | Telegraph)