RIAA-Jury wollte "Botschaft senden"
Ein Jurymitglied im Thomas-Prozess plaudert Interna aus.
In einem Interview mit dem Wired-Weblog Threat Level hat Michael Hegg, Mitglied der Jury im Prozess der US-Musikindustrie gegen Jammie Thomas, berichtet, wie das Laiengremium die 30-jährige alleinerziehende Mutter am Donnerstag zu einer Strafe von 222.000 US-Dollar für das Filesharing von 24 Musikstücken verurteilt hatte.
Nach fünf Minuten schuldig
Laut Hegg, einem 38-jährigen Arbeiter in einem Stahlwerk in Duluth in Minnesota, der nach eigenen Angaben das Internet nicht nutzt, hätte die Jury Thomas bereits nach fünf Minuten für schuldig befunden.
Danach habe man fünf Stunden lang über die Höhe der Strafe debattiert und sich dabei auf 9.250 Dollar pro Song geeinigt. Zwei der Jurymitglieder, darunter ein Bestattungsunternehmer, hätten für die Höchststrafe von 150.000 Dollar pro Lied plädiert, nur ein Jurymitglied war dafür, Thomas nur die Minimalstrafe von 750 Dollar pro Datei zahlen zu lassen.
Indizien reichten aus
Obwohl die Anklage nicht nachweisen konnte, dass es tatsächlich Thomas gewesen ist, die die fraglichen Songs unter dem Nick "Tereastarr" zum Download bereitgestellt hatte, seien die von den RIAA-Anwälten präsentierten Indizien völlig ausreichend gewesen, um Thomas zu verurteilen.
Hegg sagte Wired, dass er Thomas' Verteidigung nicht hatte glauben können: "Spoofing? Wir dachten, die wollten uns lächerlich machen." Thomas hätte ihren Nick für ihre Mail-, Shopping-, Partnersuche- und MySpace-Konten benutzt. "Sie hat gelogen", sagte Hegg, "Es gab keine Verteidigung. Ihre Verteidigung war Schrott."
Zu der Frage, warum die Strafe für Thomas so hart ausgefallen ist, sagte Hegg, dass die Jury "eine Nachricht aussenden" und die Leute "warnen" wollte.
Am Montag hatte Thomas bekanntgegeben, dass sie gegen das Urteil in Berufung gehen werde. Sie wird dabei von der Bürgerrechtsorganisation Electronic Frontier Foundation [EFF] unterstützt.
(Wired | futurezone)