Hälfte der Radiohead-Fans zahlen
50 Prozent der Radiohead-Fans zeigen sich beim Download des jüngsten Albums der Band, dessen Preis sie selbst bestimmen können, freigiebig. Laut einem Manager der Band sollen mit der Aktion die CD-Verkäufe angekurbelt werden.
Rund die Hälfte der Radiohead-Fans, die bisher das jüngste Album der Band, "In Rainbows", von der Radiohead-Website heruntergeladen haben, hätten dafür mehr als die obligatorischen 45 Pence für Kreditkartengebühren bezahlt, sagte Radiohead-Manager Bryce Edge am Mittwoch der "Financial Times".
Promotion-Taktik
Die heftig diskutierte Entscheidung der Band, die Fans selbst bestimmen zu lassen, wie viel sie für die Downloads bezahlen wollen, sei eine Promotion-Taktik gewesen, um die CD-Verkäufe des Albums anzukurbeln, sagte Edge.
1,2 Millionen Downloads kolportiert
Über die Anzahl der "In Rainbows"-Downloads hielt sich Edge bedeckt. Die Branchenplattform Gigwise will unterdessen herausgefunden haben, dass das Album bisher 1,2 Millionen Mal herunter geladen wurde.
Radiohead verhandeln nach Angaben des Managers derzeit mit den vier großen Musikkonzernen [Universal Music, Sony BMG, Warner Music und EMI] über die Vertriebsrechte an der CD, die im Jänner in den Handel kommen soll.
Daneben wird auf der Website der Band auch eine "Discbox" des Albums angeboten, die zwei CDs, zwei Vinylplatten und ein Booklet enthält. Die "Discbox" schlägt mit 40 Pfund [rund 57 Euro] zu Buche und soll am 3. Dezember ausgeliefert werden.
MP3-Format wird der Band nicht gerecht
Man könne Radiohead-Alben nicht im MP3-Format hören, sagte der Manager. Dabei würden die Details verloren gehen. "Wir verstehen auch nicht, warum Plattenfirmen das CD-Format nicht offensiver bewerben", so Edge: CDs seien Downloads weit überlegen und würden unter ihrem Wert verkauft, kritisierte der Manager.
Radiohead lieferen Downloads des Albums mit einer Bitrate von 160 kBit/s, ohne Artwork und ohne digitales Booklets aus. Die vergleichsweise niedrige Bitrate der MP3s stieß bei zahlreichen Fans auf Kritik.
Die Website der Band wurde am Donnerstag dennoch gestürmt. Der Run auf das Album stellte die Server vor eine Belastungsprobe.
Durchschnittlich vier Pfund bezahlt
Gegenüber dem britischen Branchenblatt "Record of the Day" gaben unterdessen zwei Drittel, der von dem Magazin befragten Fans an, für den Album-Download bezahlt zu haben, berichtete die britische Tageszeitung "The Times".
Der Durchschnittspreis belief sich der Umfrage zufolge auf vier Pfund [5,78 Euro].
Schlag für die Musikindustrie
Das Radiohead-Experiment wurde von Marktbeobachtern als "Schlag für die Musikindustrie" bewertet. Viele sahen darin eine Strategie, mit kostenlosen Downloads aus Online-Tauschbörsen zu konkurrieren.
Nach Radiohead haben bereits zahlreiche andere Bands und Musiker - darunter die Charlatans und Nine Inch Nails [NIN] - angekündigt, beim Vertrieb ihrer Musik künftig auf die Mithilfe der Musikindustrie verzichten zu wollen. Auch David Bowie und Oasis sollen sich Medienberichten zufolge an ähnlichen Vertriebsmöglichkeiten interessiert zeigen.