Universal Music macht gegen iTunes mobil
Der Musikkonzern Universal Music will mit dem Musikabodienst TotalMusic die Dominanz Apples auf dem Online-Musikmarkt brechen. Internet-Nutzer sollen dabei kostenlos auf ein breites Repertoire an Musik zugreifen können.
Der Plan von Universal-Music-Chef Doug Morris sehe vor, dass Hardware-Hersteller oder Internet-Anbieter die Kosten für das Musikabo von monatlich fünf Dollar übernehmen, berichtete das US-Wirtschaftsmagazin "BusinessWeek" in seiner aktuellen Ausgabe.
Sony BMG mit an Bord
Der weltgrößte Musikkonzern hat laut "BusinessWeek" bereits den Major Sony BMG an Bord. Mit einem weiteren großen Musikkonzern, Warner Music, werde derzeit verhandelt, hieß es.
Universal rechnet sich mit dem für Nutzer kostenlosen Service gute Chancen aus, zum ernsthaften Konkurrenten des iTunes Store zu werden. Über iTunes werden derzeit rund 70 Prozent der Musik-Downloads in den USA verkauft.
Die großen Musikkonzerne stoßen sich seit längerem an der Preisgestaltung im iTunes Store und sehnen ein Gegengewicht zum Marktführer herbei.
Universal Music hat zuletzt eine für zwei Jahre anberaumte Vertragsverlängerung mit dem Apple-Online-Musik-Shop abgelehnt. Stattdessen entschloss sich der Musikkonzern dazu, die Verträge mit dem Marktführer im Online-Musikgeschäft im Monatsrhythmus zu verlängern.
Subvention durch Gerätehersteller ...
Die Geschäftsidee ist einfach: Mit dem Kauf eines Musik-Players oder Handys soll der Zugang zur Musik nach der Geschäftsidee des Universal-Music-Chefs bereits bezahlt sein.
Die zusätzlichen Kosten für einen Musik-Player oder ein Handy sollen sich dabei auf 90 Dollar belaufen. Damit soll das Abo für den durchschnittlichen Lebenszyklus eines Geräts von 18 Monaten abgedeckt sein, rechneten Analysten nach.
Fraglich ist, ob die Hardware-Hersteller die Kosten übernehmen. Morris versucht die Hersteller damit zu locken, dass mit Hilfe des Musikabos der iPod, der derzeit den Markt dominiert, in die Schranken gewiesen werden könnte.
Mit dem Zune-Hersteller Microsoft gab es laut "Business Week" bereits erste Gespräche.
... oder Internet-Anbieter
Möglich sei jedoch auch, dass etwa Internet-Anbieter für das Musikabo aufkommen, hieß es.
In Frankreich hat Universal Music vor kurzem gemeinsam mit dem Internet-Anbieter Neuf Cegetel ein ähnliches Modell gestartet.
Kunden des Providers, die ein Paket aus DSL-Leitung, Telefon und Kabel-TV für knapp 30 Euro im Monat gebucht haben, bekommen auch Zugang zu einer Auswahl von Songs aus dem Universal-Music-Katalog. Für fünf Euro im Monat extra können beliebig viele Titel aus einer Auswahl von 150.000 Liedern und 3.000 Musikvideos heruntergeladen werden.
Musikabos bisher mit wenig Zugkraft
Musikabodienste wie Napster und RealNetworks Rhapsody galten zwar unter Branchenbeobachtern lange Zeit als die Zukunft des Online-Musikvertriebs. Sie blieben bisher jedoch weit hinter den in sie gesteckten Erwartungen zurück.
Experten machen dafür die hohen Preise sowie die mangelnde Nutzerfreundlichkeit der Angebote verantwortlich.
Musik zur Miete
Songs der Abodienste können auf dem Computer sowie auf kompatiblen Musik-Playern und Handys abgespielt werden.
Die Songs sind jedoch mit Kopierschutz versehen und für den Kunden nur so lange nutzbar, wie für das Abo bezahlt wird.
"Kein Allheilmittel"
Marktbeobachter sind über die Erfolgsaussichten der Universal-Pläne geteilter Meinung. TotalMusic werde zwar kein Allheilmittel gegen die fallenden Umsätze der Tonträgerindustrie sein, Musikabos könne mit einem solchen Modell jedoch der lange erwartete Durchbruch gelingen, sagte ein mit den Plänen vertrauter Musikmanager der britischen Tageszeitung "The Telegraph".
Der US-Industrieexperte Bob Lefsetz zeigte sich hingegen skeptisch. Die Leute wollten Musik besitzen, anstatt sie zu mieten, wandte Lefsitz ein. Darüber hinaus könne ein solcher Plan ohne die Mitwirkung von Apple nicht funktionieren.
Anstatt Apple zu bekämpfen, sollte Universal-Chef Morris versuchen, den Marktführer im Online-Musikgeschäft mit an Bord zu holen. Nur Steve Jobs könne Internet-Nutzer heute von einem Musikabomodell überzeugen, notierte Lefsetz in seinem Branchen-Newsletter: Jobs würde es auch schaffen, Eskimos Eis zu verkaufen.
Der Branchenexperte Gerd Leonhard sprach sich im Interview mit ORF.at für eine Flatrate für Musik aus dem Netz aus, allerdings ohne Beschränkungen durch Kopierschutztechnologien: "Wenn wir nicht das Netzwerk lizenzieren, ähnlich wie beim Radio, bekommen wir gar nichts mehr." Die Idee, dass man Musik schützen kann, sei fehlgeleitet, sagte er.