TA weiter auf Einkaufstour

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16.10.2007

Der Hunger nach Zukäufen ist bei der Telekom Austria [TA] noch nicht gestillt. Nach Weißrussland will Konzernchef Boris Nemsic weiter zukaufen - das notwendige Geld sei vorhanden.

"Wir haben unsere nächste Chance in Bosnien", sagte Nemsic am Dienstag beim Reuters Central European Investment Summit in Wien. Der Telekom-Chef hofft, dass der immer wieder verschobene Privatisierungsprozess für den größten Netzbetreiber Bosniens, die BH Telecom, noch heuer beginne.

"Der natürliche Partner sind definitiv wir", sagte Nemsic. Die Chancen, die BH Telecom zu bekommen, schätzt er jetzt besser ein als noch vor zwei Monaten. Neben der TA würden sich wohl noch andere bewerben, Private-Equity-Fonds stuft Nemsic aber als geringere Konkurrenz ein, weil diese zunehmend als weniger attraktiv angesehen würden.

MDC war größter TA-Kauf bisher

Der Kauf der weißrussischen MDC mit 2,7 Millionen Kunden und einem vorläufigen Preis von 1,05 Milliarden Euro war Nemsics größter Zukauf bisher.

Die TA setzte sich dabei gegen die Konkurrenz aus Russland - Vimpelcom - durch. Mit Weißrussland kommt die TA derzeit auf 13,7 Millionen Mobilfunkkunden.

"Sind aggressiv, aber nicht verrückt"

Seit Jahresmitte ist die TA in Serbien tätig. Nach der Niederlage gegen Telenor bei der Auktion um die Mobi 63 wurde eine Lizenz erworben und ein eigenes Netz gebaut.

"Ich glaube, das war die bessere Entscheidung", sagte Nemsic. "Wir sind aggressiv, aber wir sind nicht verrückt." Finanzielle Disziplin gelte deswegen auch für weitere Akquisitionen.

Für weitere Übernahmen hat der TA-Chef eher kleinere Länder im Blickpunkt. "Wir müssen vorsichtig in Bezug auf die Größe sein. Wenn ein Land mehr als 40 Millionen Einwohner hat, dann ist das zu groß für uns."

Die Telekom Austria konnte ihre Zahlen im zweiten Quartal dieses Jahres wieder leicht verbessern. Investitionen in die Auslandstöchter senkten den Gewinn.

Sparmaßnahmen im Festnetz

Laut "WirtschaftsBlatt" hat sich die Telekom Austria für kommendes Jahr ein Sparprogramm vorgenommen und will 2008 rund 100 Mio. Euro weniger ausgeben. Hintergrund des Sparpakets von Festnetzvorstand Rudolf Fischer sei der Einbruch bei den Festnetzanschlüssen.

Offiziell bestätigt wird der Plan nicht. Wo die 100 Millionen an Einsparungen herkommen sollen, sei noch nicht fix, derzeit arbeiteten gerade Berater von McKinsey in der Telekom. Erste Einsparvorschläge sollen bis Mitte November vorliegen.

Derzeit arbeiten im Festnetz der Telekom knapp 10.000 Leute, 7.000 davon haben den Beamtenstatus. Allein von Ende 2004 bis zum Halbjahr 2007 hat die Telekom fast 400.000 Festnetzkunden verloren. Zuletzt waren es laut Zeitung 20.000 minus pro Monat.

(APA | Reuters)