Krammer: "One wird nicht tele.ring"

17.10.2007

Am 2. Oktober hat Michael Krammer - ehemaliger tele.ring-Chef - das Ruder beim heimischen Mobilfunker One übernommen. Seine Strategie für das Unternehmen, das schon bald in Orange umbenannt werden soll, präsentierte er am Mittwoch.

"Nach eineinhalb Jahren Abstinenz vom österreichischen Mobilfunkmarkt hatte ich schon fast Entzugserscheinungen", eröffnete Krammer, der nach einem Ausflug zum deutschen Anbieter E-Plus in seine Hemat zurückgekehrt ist, am Mittwochabend bei einem Pressegespräch in Wien.

Wie sein Vorgänger Jorgen Bang-Jensen bereits gesagt habe, breche für One nun "eine neue "Ära" an. Die neuen Eigentümer - die France-Telecom-Tochter Orange und der Finanzinvestor Mid Europa Partners - böten laut Krammer das "Beste aus beiden Welten":

Auf der einen Seite sei durch den Finanzinvestor ein sehr unternehmerischer Ansatz gewährleistet, auf der anderen Seite biete die France Telecom mit 160 Mio. Kunden weltweit Ressourcen, die ein kleines Unternehmen nicht aufbringen könne.

Der international tätige Mobilfunkkonzern Orange, der bereits bisher 17,45 Prozent an One gehalten hatte, und der auf Osteuropa spezialisierte Finanzinvestor Mid Europa Partners [MEP] hatten sich vor knapp vier Monaten in einem Versteigerungsverfahren gegen die niederländische KPN durchgesetzt.

Künftig wird MEP zunächst 65 Prozent an One halten, Orange 35 Prozent. Der bisherige Mehrheitsaktionär, der deutsche Energiekonzern E.ON, bezifferte den Kaufpreis damals mit einem Gesamtunternehmenswert von 1,4 Milliarden Euro.

Orange ab 2. Jahreshälfte 2008

Den Markenwechsel von One zu Orange bezeichnete Krammer als "sehr sensiblen Prozess", der kurzfristig zwar ein Risiko berge, langfristig aber auch eine große Chance sein könne. Derzeit werde der beste Weg geprüft, wie sich bestehende Kunden in "die neue orange Welt" mitgenommen fühlen und auch Neukunden angesprochen werden könten.

Ob es dabei eine Übergangsphase mit Ko-Branding geben oder ein harter Schnitt gemacht werde, sei noch nicht klar. Mit dem endgültigen Wechsel rechnet Krammer in der 2. Jahreshälfte 2008 - als Budget für das "Re-Branding" seien rund 15 Mio. Euro veranschlagt worden. Vor einem Kundenverlust durch die Neupositionierung fürchtet sich Krammer nicht: "Wir gewinnen noch Kunden dazu."

One soll profitabler werden

"Wir wollen stärker als der Markt wachsen und profitabler werden", erklärte Krammer seine Strategie. Seitdem er als tele.ring-Chef mit der "Weg mit dem Speck"-Kampagne den Markt aufgemischt hat, habe sich einiges verändert. So gebe es heute eine deutlichere Marktkonzentration und eine dramatische Entwicklung der Minutenpreise nach unten.

"Wir haben jetzt nicht nur die dritte Mobilfunkgeneration, sondern stehen auch in der dritten Entwicklungsphase", so Krammer. Nach der ersten Phase des Wachstums und der zweiten Phase des beginnenden Wettbewerbs wachse der Markt nun seit einiger Zeit nicht mehr wertmäßig.

Deshalb wolle man nun weggehen von Produkten für den Massenmarkt und hin zu "segmentspezifischen Angeboten". Einen klaren Fokus werde man auf Businesskunden legen. Bei den Produkten solle es eine Vereinfachung und Verschlankung geben. Weiters setze er auf neue Wege der Distribution, verstärkt über das Internet, aber auch über "Communitys".

Kurz vor der endgültigen Übernahme des drittgrößten heimischen Mobilfunkers durch Orange legte One die beste Halbjahresbilanz seit seinem Bestehen vor. Im ersten Halbjahr konnte One ein Net Income von 20,1 Mio. Euro erzielen, eine Verdreifachung im Vergleich zum Vorjahresquartal.

Vorerst kein iPhone

One investiert 2007 157 Mio. Euro in den Netzausbau - der Großteil davon laut Krammer für UMTS. "Bis Jahresende sollen alle Gemeinden über 3.000 Einwohner mit HSDPA versorgt werden und 98 Prozent der Gemeinden über 4.000 'Indoor-Versorgung' haben", erklärte Krammer die Ausbaupläne. Die Indoor-Versorgung sei seiner Meinung nach weitaus relevanter als der Streit darüber, wer das flächenmäßig größte Netz besitze.

Bei der One-Submarke Yesss werde sich nichts ändern: "Yesss ist europaweit der erfolgreichste Diskontbetreiber - das werden wir sicher nicht angreifen, sondern weiterführen."

Auch wenn Orange in Frankreich der exklusive Vertriebspartner für Apples iPhone ist, heißt das für Österreich nichts. "Wir hoffen, dass Apple offener wird und wir das iPhone irgendwann anbieten können, aber sicher nicht exklusiv zum Start", so Krammer.

(futurezone | Nayla Haddad)