Radiohead punkten auch in Tauschbörsen
Das jüngste Radiohead-Album "In Rainbows" kann zwar von der Band-Website [fast] kostenlos heruntergeladen werden. Dennoch wurden auch in Online-Tauschbörsen bisher mehr als 500.000 Downloads gezählt.
Bereits am Tag der Veröffentlichung sei "In Rainbows" über Filesharing-Netzwerke rund 240.000-mal heruntergeladen worden, sagte Eric Garland, Chef des auf Peer-to-Peer-Netzwerke spezialisierten Marktforschungsunternehmens Big Champagne, dem Wirtschaftsmagazin "Forbes".
Insgesamt dürfte die Zahl der Downloads in Tauschbörsen bisher rund 500.000 betragen, so Garland. Die Anzahl der Downloads aus Online-Tauschbörsen sollte nach Meinung Garlands bald jene von der Band-Website übertreffen.
1,2 Millionen Downloads von der Website
Nach Angaben der britischen Branchenplattform Gigwise wurde "In Rainbows" in den ersten beiden Tagen nach der Veröffentlichung rund 1,2 Millionen Mal von der Radiohead-Website heruntergeladen.
Die Band selbst machte über die Anzahl der Downloads keine Angaben. Nach Angaben eines Radiohead-Managers hat rund die Hälfte der Fans für die Downloads mehr als die obligatorischen 45 Pence Kreditkartengebühr bezahlt. Beobachter schätzen, dass durchschnittlich fünf bis acht Dollar [3,5 bis 5,5 Euro] pro Download bezahlt wurden.
Radiohead verzichteten beim Vertrieb ihres jüngsten Albums auf die Mithilfe der Musikindustrie. "In Rainbows" kann direkt von der Website der Band heruntergeladen werden. Den Preis können die Fans selbst bestimmen. Daneben wird auch eine zwei CDs, zwei Vinylplatten und ein Booklet umfassende "Discbox" für 40 Pfund [rund 57 Euro] angeboten, die am 3. Dezember ausgeliefert werden soll.
"Frage der Gewohnheit"
Garland vermutete, dass die zahlreichen Downloads über Filesharing-Netzwerke der Gewohnheit geschuldet seien. Viele der Leute, die das Album heruntergeladen haben, würde die Radiohead-Website gar nicht kennen.
Sie hätten das Album einfach über die BitTorrent-Site ihrer Wahl bezogen. Für viele sei das der einfachere Weg gewesen, um an das Album zu kommen, so Garland.
Der Preis eines Albums habe wenig Einfluss auf die Verbreitung in Online-Tauschbörsen, sagte Garland. Ebenso wenig könnten Kopierschutzmechanismen das Auftauchen von Musik in Filesharing-Netzwerken verhindern. Wer ein Album haben will, werde im Internet immer einen Weg finden, es gratis zu bekommen, so Garland.
Der Branchenexperte Gerd Leonhard machte sich vergangene Woche im Gespräch mit ORF.at für eine Pauschalgebühr für Musik aus dem Internet stark. Es werde keine andere Möglichkeit geben, die drei Milliarden Leute in digitalen Netzwerken zum Bezahlen von Inhalten zu bewegen, sagte Leonhard.
Lohnendes Experiment
Für Radiohead hat sich das Experiment nach Meinung von Branchenbeobachtern gelohnt. Selbst wenn die Band statt der kolportierten fünf bis acht Dollar pro Album nur 2,5 US-Dollar eingenommen hätte, wären das immerhin drei Million Dollar, hieß es im Branchen-Weblog Hypebot. Das sei weit mehr, als sie über ein Major-Label lukriert hätten.
Auch die für Anfang nächsten Jahres geplante CD-Veröffentlichung werde von der medialen Aufmerksamkeit rund um das Download-Experiment profitieren.
Radiohead verhandeln nach Angaben des Managers derzeit mit den vier großen Musikkonzernen [Universal Music, Sony BMG, Warner Music und EMI] über die Vertriebsrechte an der CD, die im Jänner in den Handel kommen soll.
(futurezone | Forbes)