Uniqa startet GPS-Autoversicherung

22.10.2007

Nach einer langen Vorlaufzeit startet der Versicherungskonzern Uniqa im November eine GPS-basierte Autoversicherung mit einem kilometerabhängigen Tarifmodell und will diese über zusätzliche Sicherheitsservices attraktiver machen. Datenschützer warnen vor "Überwachung rund um die Uhr".

Ab November will Uniqa die GPS-basierte Autoversicherung "SafeLine" anbieten, die nicht nur die Summe der gefahrenen Kilometer misst, sondern dank Satellitennavigation auch jederzeit den Standort des Autos feststellen kann.

Ermöglicht werden die Features der neuen Kfz-Versicherung durch den "SafeLiner", ein kleines Gerät, das nicht sichtbar im Kfz eingebaut wird und laut Uniqa "Satellitennavigation, Handynetz und IT verbindet" und so die Berechnung einer kilometer- und straßentypabhängigen Prämie sowie zusätzliche Sicherheitsservices erlaubt.

Dazu zählen Angebote wie ein "CrashSensor", der im Notfall einen Alarm an die Einsatzzentrale sendet und dort den Standort des Wagens bekannt gibt, und ein Notfallknopf, über den in "bedrohlichen Situationen" Hilfe gerufen werden kann. Im Diebstahlsfall kann das Auto über den "SafeLiner" aufgespürt werden.

Das neue Tarifmodell

Neu ist an der Versicherung auch das fahrtkilometerabhängige Tarifmodell: "SafeLine" misst nicht nur die gefahrenen Kilometer, es erkennt auch, ob es sich um Stadt-, Land- oder Autobahnstrecken handelt.

Wenigfahrer sparen Prämie [bis zu 35 Prozent unter 5.000 Kilometern], zusätzlich werden die zurückgelegten Kilometer auf Autobahnen und Schnellstraßen um 20 Prozent günstiger bewertet, weil dort die Unfallhäufigkeit geringer ist.

Das Gerät werde den Kunden von der Versicherung "zur Verfügung gestellt", sagte Andreas Kößl, Leiter der Uniqa-Kfz-Versicherung, im Gespräch mit ORF.at. Es würden lediglich 69 Euro als "Beitrag für den Einbau" fällig. Die Nutzung der zusätzlichen Sicherheitsservices kostet 9,50 Euro extra im Monat.

Uniqa erwartet, dass sich etwa zehn bis 15 Prozent der Neukunden in den nächsten drei Jahren für "SafeLine" entscheiden werden. "Das sind etwa 30.000 bis 50.000 Kunden. Das Potenzial ist aber groß: In Österreich gibt es laut Schätzungen etwa 900.000 Wenigfahrer", so Kößl.

Der "SafeLiner" im Auto stellt die Position durch Satellitennavigation fest. Er übermittelt Daten und Alarmmeldungen über das Handynetz mit GPRS an ein Rechenzentrum. Dort werden die Informationen ausgewertet, Alarmmeldungen lösen einen Notruf aus. "SafeLine"-Kunden können im Netz ihre persönliche Kilometerstatistik nach Stadt/Land/Autobahn einsehen.

"Himmlische Section-Control"

Die Uniqa startete bereits im August 2006 einen Pilotversuch mit 300 Fahrzeugen, schon damals geriet das System in die Kritik: "Das Auto wird rund um die Uhr überwacht", warnte etwa Hans Zeger, Obmann der ARGE Daten. Mit Zustimmung des Kunden sei die Datensammlung jedoch erlaubt, da sie dem Zweck des Unternehmens diene. "Der Kunde muss jedoch 'in Kenntnis der Sachlage' unterschreiben. Dabei weiß nicht jeder Autofahrer, worauf er sich bei diesem Versicherungsmodell einlässt."

Als "himmlische Section-Control" wird das System aufgrund der Dichte an aufgezeichneten Daten nun in einer neuerlichen Aussendung der ARGE Daten bezeichnet. Laut der Datenschutzorganisation widerspricht das Projekt dem Datenschutzgesetz und bringt dem Kunden Nachteile:

Rückschlüsse auf Freizeit und Geschwindigkeit?

Aufgrund der umfassenden Datenaufzeichnung könne leicht errechnet werden, welche Strecken ein Autofahrer regelmäßig zurücklegt, das lasse Rückschlüsse auf Beruf und Freizeitverhalten, Fahrgewohnheiten und auch die Fahrtgeschwindigkeit zu.

Das sei laut Kößl aber nicht der Fall: "Für die Erechnung erfassen wir lediglich die Summe der am Tag gefahrenen Kilometer, alles andere wäre zu kostspielig." Die genaue Position würde nur in Ausnahmefällen ermittelt. Um zu erkennen, ob eine Strecke in der Stadt oder auf dem Land zurückgelegt werde, sei keine Ortung nötig.

Das geschehe über GPS-Punkte, wie sie in gängigen Navigationssystemen eingesetzt werden. Einer Stadtfahrt in Wien könnten demnach keine Straßennamen zugeordnet werden. In puncto Geschwindigkeit habe die Uniqa laut Kößl mit ihrem technischen Partner vertraglich ausgeschlossen, diese zu ermitteln und die entsprechenden Daten zu übertragen, weil es ein so sensibles Thema sei.

ARGE Daten warnt vor Polizeizugriff

Neben den verkehrs- und zivilrechtlichen Aspekten warnt die ARGE Daten auch, dass auch die Polizei sich über das Sicherheitspolizeigesetz unter gewissen Umständen Zugriff auf die Daten verlangen könne. Kößl betont, dass das nur über einen richterlichen Beschluss möglich sei.

Seit die Uniqa öffentlich über ihr System diskutiert, gibt es auch Bedenken, dass die ermittelten Daten auch zu anderen Zwecken als der Prämienabrechnung verwendet werden könnte. Für Versicherungen, die in mehreren Sparten arbeiten, wäre es lukrativ, die gesammelten Daten über ihre Kunden zur Berechnung der verschiedenen Prämien miteinander abzugleichen.

Business-Version geplant

Für Gerät und Datenaufbereitung wählte man die niederösterreichische Dolphin Technologies, die Einsatzzentrale betreut der ÖAMTC, die Notfallmeldungen gehen über das A1-Netz der mobilkom austria. Die Uniqa-Tochter call us Assistance International GmbH verwaltet die Serviceverträge für die Kunden.

Für die nahe Zukunft plant Uniqa laut eigenen Angaben auch eine Version dieser Autoversicherung für Unternehmen. Die Business-Variante soll Mitte 2008 herauskommen und speziell die Betreiber eines Fuhrparks ansprechen, beispielsweise durch zusätzliche Services für das Flottenmanagement.