One kündigt ein Fünftel seiner Mitarbeiter
Die Preisschlacht auf dem österreichischen Handysektor schlägt sich nun auch auf den Arbeitsmarkt nieder.
Der drittgrößte österreichische Mobilfunkanbieter One kündigt bis zu 225 seiner 1.104 Mitarbeiter, wie die Austria Presse Agentur berichtet.
Betroffen seien laut One-Chef Jorgen Bang-Jensen alle Bereiche mit Ausnahme des Call-Centers und der Handy-Shops. Ein Sozialplan sei in Ausarbeitung, zusätzlich werde ein Härtefonds eingerichtet, der durch einen teilweisen Gehaltsverzicht von rund 30 Managern finanziert werde. Die überraschten Mitarbeiter wurden am Mittwoch um 14.00 Uhr informiert. Wer gekündigt wird, soll Ende Juni feststehen.
Christian Riener, Leiter des von One gekauften Unternehmens eWave, soll neuer Marketingchef werden. Der bisherige Marketingleiter Christian Czech übernimmt die Leitung der Abteilung Sales und Operations.
EWave übernimmt funknetz-HotspotsDie technische Leitung, bisher von Bang-Jensen mitbetreut, soll von Peter Pedersen übernommen werden. Insgesamt wird durch die Personalrochaden die Position von Bang-Jensen gestärkt.
"Seit dem Sommer 2003 herrscht ein verschärfter Wettbewerb, der noch die nächsten Jahre anhalten wird. Wir werden uns aber nicht rausdrängen lassen", begründet Bang-Jensen die "erhebliche Reduktion" des Mitarbeiterstandes. Nicht davon betroffen sei die Tochter eWave mit 36 Mitarbeitern. Eine Auslagerung des Bereichs "IT-Operations" werde seit einiger Zeit geprüft, weitere Personalreduktionen seien nicht geplant, versicherte Bang-Jensen.
Die erzielten Einsparungen will er vorwiegend in das Marketing investieren, an den ursprünglich genannten Geschäftszielen soll sich nichts ändern. "Das hat keine negativen Auswirkungen auf das Ergebnis, sondern ist eine Vorbereitung auf die nächsten drei Jahre", versicherte der gebürtige Däne.
Nach der internen Infoveranstaltung ist klar, dass der Löwenanteil der Kündigungen im Marketing erfolgt. Die Abteilungen sollen stark zusammengekürzt werden, es ist von einer Verkürzung des Headcounts von 120 auf 50 Personen die Rede. Die Einsparungen wandern wohl in Werbung und Consulting.
Betriebsrat Hartmut Liese meinte in einer ersten Stellungnahme, dass man nun alles unternehmen werde, um die gekündigten Mitarbeiter sozial abzusichern. Mehr lasse sich im Moment nicht sagen, er habe erst am Vormittag vom Mitarbeiterabbau erfahren.
One glaubt an UMTSDruck durch 1-Cent-Tarif
Dass One zu spät auf den 1-Cent-Tarif von Mitbewerber tele.ring reagiert habe, verneinte Bang-Jensen, der seit dem Start von One im Jahr 1998 an der Spitze des Unternehmens steht. Es sei nicht absehbar gewesen, dass es sich dabei nicht um eine kurzfristige Werbeaktion, sondern um einen Dauertarif handelte, betonte er.
Bang-Jensen geht davon aus, dass sich auf dem heimischen Mobilfunkmarkt lediglich drei Komplettanbieter und ein regionaler UMTS-Betreiber halten werden.
Die Entscheidung für die Kündigungswelle sei bei One und nicht auf Druck der Eigentümer gefallen, versicherte Bang-Jensen. An eine immer wieder kolportierte Änderung bei der Eigentümerstruktur sei nicht gedacht.
One gehört zu 50,1 Prozent dem deutschen Energiekonzern E.ON, den Rest halten Telenor, Orange und TDC. Nach Eigenangaben hat One 1,8 Mio. Kunden und erzielte 2003 einen Umsatz von rund 664 Mio. Euro.