Polizei schließt Musiktausch-Website Oink

musik
23.10.2007

Im Rahmen von Razzien in Middlesbrough und Amsterdam haben die britische und die niederländische Polizei die Musiktausch-Website Oink geschlossen und einen 24-jährigen Mann verhaftet. Die IFPI droht nun damit, die Oink-Nutzer verfolgen zu wollen.

Auf der mittlerweile nicht mehr erreichbaren Torrent-Tracker-Site Oink.cd hätten geschätzte 180.000 Mitglieder Musik getauscht, so die Nachrichtenagentur Reuters in einer Meldung vom Dienstag. Die Polizei habe im britischen Middlesbrough einen 24-jährigen Angestellten im IT-Bereich wegen Verschwörung zum Betrug und Copyright-Verletzung verhaftet. Die niederländische Polizei habe Server und andere Computerausrüstung in Amsterdam beschlagnahmt.

Die BBC meldet, dass auch der Arbeitsplatz des 24-Jährigen bei einem multinationalen Konzern sowie das Haus seines Vaters von der Polizei durchsucht worden seien.

IFPI zufrieden

Der Razzia seien zweijährige Ermittlungen unter der Leitung von Interpol vorangegangen. Die hinter den Ermittlungen stehende Musikindustrie-Organisation International Federation of the Phonographic Industry [IFPI] zeigte sich in einer ersten Reaktion zufrieden. Ihr britischer Sprecher Jeremy Banks ließ sich mit der Aussage zitieren, dass Oink einer der wichtigsten illegalen Verteiler von Pre-Releases gewesen sei, also von Musik, die noch nicht offiziell auf dem Markt erschienen ist. IFPI-Experten schätzten, dass über Oink 2007 bereits über 60 solcher nicht lizenzierter Vorveröffentlichungen erhältlich waren.

Reuters schreibt, dass die Mitglieder von Oink das Netzwerk über "Spenden" via Kreditkarte finanziert haben sollen. Die IFPI wirft den Betreibern der Website wiederum vor, über einen PayPal-Account Geld gemacht zu haben. Tatsächlich stand es den Usern offen, Geld für den Betrieb der Server zu spenden, sie mussten aber nichts für ihre Aktivitäten auf Oink bezahlen.

Das Besondere an Oink war allerdings sein Charakter als geschlossener Club. Neue Mitglieder wurden nur über Empfehlungen aufgenommen und das Verhältnis von Up- und Downloads genau registriert. Wer über längere Zeit keine Musik zur Verfügung stellte, wurde aus dem Netzwerk entfernt.

Der Server unter der Adresse Oink.cd ist nicht mehr erreichbar [Dienstag, 13.30 Uhr]. Laut dem Fachweblog Torrentfreak.com hatte Oink erst im Juli auf Druck des Domain-Registrars seine Adresse von Oink.me.uk auf Oink.cd wechseln müssen.

Im weiteren Verlauf des Dienstagnachmittags erschien unter der Adresse von Oink.cd eine Mitteilung der IFPI und ihres britischen Ablegers BPI mit folgendem Wortlaut:

This site has been closed as a result of a criminal investigation by IFPI, BPI,

Cleveland Police and the Fiscal Investigation Unit of the Dutch Police [FIOD ECD] into

suspected illegal music distribution.

A criminal investigation continues into the identities and activities of the site's

users.

Polizei und IFPI wollen also die Oink-Nutzer ausforschen und verfolgen. Laut Torrentfreak.com war die holländische Finanzpolizei in der Vergangenheit schon bei ähnlichen Fällen um die Sites ShareConnector und Release4u nicht besonders erfolgreich.

Sie habe zwei Jahre gebraucht, um den Fall vor Gericht zu bringen. Der Administrator von ShareConnector sei ohne Strafe davongekommen und die Release4u-Macher hätten kleinere Strafen in Höhe von etwa 350 US-Dollar zahlen müssen.

(Reuters | BBC | futurezone)