Viele offene Fragen nach Oink-Schließung
Die britischen und niederländischen Piratenparteien kritisieren das Vorgehen der Behörden und der Tonträgerindustrieverbände IFPI und BPI bei der Schließung der Torrent-Tracker-Site Oink. Auch in Weblogs wird darüber rege diskutiert.
In einem am Dienstag veröffentlichten gemeinsamen Statement stellten die britische und die niederländische Piratenpartei die Methoden der Behörden in Frage. Dabei wurde auch die Beteiligung der Industrieverbände an den Ermittlungen kritisiert.
Es sei zumindest ungewöhnlich, dass vermeintliche Opfer krimineller Handlungen aktiv an der Verfolgung der Täter mitwirken könnten.
IFPI-Botschaft an Oink-Nutzer
Kurz nach der Schließung der Site war auf Oink.cd eine Mitteilung der IFPI und des nationalen britischen Verbandes BPI zu lesen.
Darin wiesen die Verbände darauf hin, dass die Site nach "kriminalistischen Ermittlungen der IFPI, der BPI, der Cleveland Police und der niederländischen Finanzpolizei wegen des Verdachts des illegalen Musikvertriebs" geschlossen worden sei und dass nun die Identitäten und Aktivitäten der Oink-User ausgeforscht würden. Unter der Mitteilung prangen die Logos der IFPI und der BPI.
"Warum wurde IFPI und BPI erlaubt, die Domain der Torrent-Tracker-Site zu übernehmen?", fragte die P2P-Nachrichtenplattform TorrentFreak.
Im Rahmen von Razzien in Middlesbrough und Amsterdam hatten die britische und die niederländische Polizei am Mittwoch die Musiktausch-Website Oink geschlossen und einen 24-jährigen Mann verhaftet, der sich mittlerweile jedoch wieder auf freiem Fuß befindet.
Unschuldsvermutung ignoriert?
Durch das Vorgehen der Behörden und der Industrieverbände sei die sowohl im britischen als auch im niederländischen Recht geltende Unschuldsvermutung ignoriert worden, so die Piratenparteien.
Die Unschuldsvermutung werde auch durch die von internationalen Medien wiedergegebenen Presseaussendungen der Industrieverbände, die voller Übertreibungen und Unwahrheiten seien, untergraben, so die Piraten.
Die IFPI hatte die Torrent-Tracker-Site als die "weltgrößte Quelle illegaler Pre-Releases" bezeichnet. In Pressemeldungen war danach sogar von der "weltgrößten illegalen Internet-Musikbörse" die Rede.
"Halboffizielle Marketingmaßnahmen"
Die Tonträgerindustrieverbände sollten sich auch die Frage stellen, wie die Vorveröffentlichungen ins Netz gelangen konnten, hieß es in der Aussendung.
Das geschehe in der Regel durch unzufriedene Mitarbeiter der Labels. Nicht selten würden Pre-Releases jedoch auch "halboffiziell" von den Plattenfirmen selbst zu Marketingzwecken ins Netz gestellt, so die Piratenparteien.
Rege Diskussionen in Weblogs
Im Netz wird die Schließung der Torrent-Tracker-Site unterdessen lebhaft diskutiert. Der Oink-Memorial-Weblog verfolgt aktuelle Entwicklungen. Auf dem Community-Weblog Metafilter werden Alternativen zu Oink diskutiert.
Rawkblog warf den Branchenverbänden vor, mit der Oink-Schließung neuerlich eine Gelegenheit verpasst zu haben, das Interesse der Nutzer an ihren Produkten zu Geld zu machen: "Anstatt sich zu überlegen, wie ein funktionierendes System monetarisiert werden könnte, hat sich die Industrie neuerlich dazu entschlossen, es zu zerstören."