Neue Festnetztarife bei Telekom Austria
Nachdem das Kartellgericht die Aufhebung des bisherigen TikTak-Tarifs in Verbindung mit den Gratisminuten veranlasst hat, hat die Telekom Austria [TA] nun neue Tarife vorgestellt.
Insgesamt drei neue Tarifmodelle "TikTak Neu" sollen Firmen- wie Privatkunden niedrigere Verbindungsentgelte in der Lokal- und Österreichzone bringen und so Mobilfunknutzer wieder zurück ins Festnetz holen.
"Goodies" wie Gratisminuten und günstigere Tarife zu ausgewählten Freunden sind nicht mehr in der Grundgebühr inkludiert, sondern müssen zugekauft werden.
Die Tarife wurden laut Angaben der TA vier Monate lang geprüft und schließlich von der Telekom Control Kommission [TKK] genehmigt.
Die rund eine Million bisherigen TikTak-Kunden werden mit 22. Juli 2004 automatisch auf den neuen Tarif umgestellt. Ein vorzeitiger Wechsel ist ab sofort möglich.
Kartellgericht hebt TikTak-Tarif aufAuch Clip-Entgelt eingeführt
"Mit den neuen Tarifen sind wir erstmals Preisbrecher im Festnetz", so Festnetz-Chef Rudolf Fischer. Der Standardtarif bleibt von den Änderungen unberührt.
Unverändert bleiben auch die Preise für Inlandstelefonate zu Mobiltelefonen und die Grundgebühren.
Verändert haben sich auch die Zuteilungen der einzelnen Staaten zu den verschiedenen Auslandszonen. So sind nun auch Frankreich, Großbritannien und die USA in die erste Auslandszone vorgerückt.
Desweiteren hat die Telekom Austria ein Entgelt von 0,99 Euro pro Monat für Clip [Nummernanzeige des Anrufers] eingeführt.
Der neue Privattarif
Beim Massentarif TikTak Privat Neu mit 15,98 Euro Grundgebühr
kostet Telefonieren am Abend und am Wochenende in der Lokalzone
künftig 1,35 statt zwei Cent. Ein Anruf in der Inlandszone kostet
unter Tags 5,90 statt 6,70 Cent.
Zweifelhafte Vereinfachung
Laut Telekom soll das neue Tarifschema auch eine Vereinfachung bringen. Bei drei verschiedenen Tarifmodellen und über zehn verschiedenen "Bonuspaketen" kann der Kunde aber schnell mal den Überblick verlieren.
Wer sich für TikTak Privat Neu entscheidet, kann beispielsweise zwischen 13 Paketen wählen.
So gibt es etwa ein Paket für 100 Freiminuten monatlich um zwei Euro, 500 Freiminuten kosten acht Euro und für Sondertarife zu Freunden muss der Kunde in Zukunft pro Monat mindestens 70 Cent zahlen.
Personalabbau plangemäß
Zufrieden zeige sich Fischer mit dem Personalabbau der
vergangenen Jahre, den man Ende 2003 mit dem Ausscheiden von 5.000
Mitarbeitern nahezu abgeschlossen habe. Heuer sollen noch 200 bis
300 Mitarbeiter im Festnetzbereich gehen müssen.
Günstige Gebühr für ADSL-Nutzer geplant
Fischer versprach, dass es Überlegungen gebe, in der zweiten Jahreshälfte 2004 einen günstigere Grundgebühr für Internetnutzer anzubieten. Hintergrund: Wer Breitband-Internet via ADSL nutzt, braucht einen Telefonanschluss.
Wie viele Österreicher zwar die Grundgebühr bezahlen, aber nicht über die Telekom telefonieren, wollte die TA nicht verraten. Nur soviel: 820.000 Telekom-Kunden nutzen Carrier Pre-Selection, telefonieren also automatisch über einen alternativen Anbieter wie UTA oder Tele2.
Derzeit hat die TA nach Eigenangaben bei Telefonie und Internet einen Marktanteil von 54 Prozent.
Regulierungsbehörde abschaffen
Fischer kritisierte einmal mehr die Telekom-Regulierung in
Österreich. Er wäre "glücklich", wenn die Regulierungsbehörde
abgeschafft würde, so der TA-Vorstand. Sie sei indirekt der Auslöser
für die neuen Tarife.
Konkurrenz kritisiert und reagiert
Von Seiten der Konkurrenz wird das neue Tarifmodell heftig kritisiert. Es sei unverständlich, wie die Telekom-Control-Kommission den Tarif genehmigen konnte, so UTA-Sprecher Martin Halama.
Zwar wurde mit der Entkoppelung der Grundgebühr von den Gesprächsgebühren eine zentrale Forderung der Alternativen erfüllt, jedoch würde stattdessen die Grundgebühr de facto erhöht, was - nach der Abschaffung des Minimumtarifs - abermals zu einer massiven Mehrbelastung für alle Telefonie-Kunden führe.
Tele2 kündigte an, auf die Preissenkung des Mitbewerbers "angemessen innerhalb kurzer Zeit" reagieren zu wollen.