Big Brother Awards in Wien vergeben
Heuer haben u. a. die US-Fernsehserie "C.S.I.", "Krone"-Herausgeber Hans Dichand und die Taxi-Innung einen Big Brother Award erhalten. Den Positivpreis bekam der Präsident des Verfassungsgerichtshofs, Karl Korinek.
Donnerstagabend fand im Wiener Rabenhof Theater die Verleihung der Awards statt, die Behörden und Unternehmen gewidmet sind, die sich durch besonderes Interesse an Daten und deren Überwachung hervorgetan haben.
Die Preisverleihung wurde von quintessenz, dem Verein für Internet-Benutzer Österreichs [vibe.at] und der Linux User Group Austria [LUGA] veranstaltet.
Die Awards wurden in insgesamt sechs Kategorien vergeben.
Die Preisträger
Im Bereich "Business und Finanzen" konnte sich Heinrich Frey von der Taxi-Innung für die Einführung der Videoüberwachung in den Taxis geehrt fühlen. Die Daten sollen nach 48 Stunden gelöscht werden, Garantien gibt es aber nicht, so die Datenschützer. Für die Jury war das ein besonders krasses Beispiel, wie Schritt für Schritt die totale Überwachung in einem vordem doch sehr privaten Bereich eingeführt wird.
Schmied in Evidenz
In der Kategorie "Politik" wurde Unterrichtsministerin Claudia Schmied [SPÖ], für die "Skandalkosmetik der Bildungsevidenz" vorgeschlagen.
Aufgrund der jüngsten Entwicklungen - eine entschärfte Version der des Bildungsdokumentationsgesetzes passierte vor kurzem den Ministerrat - wurde der Preis vorerst nicht verliehen. Er wurde aber "in Evidenz gehalten", wie es auf der Website der Big Brother Awards hieß.
In der Kategorie "Behörden und Verwaltung" erhielt Peter van der Arend von der niederländischen Telekom KPN für die grenzenlose Rasterfahndung in Telefonnetzen den Award. Er ist als Vorsitzender im European Telecom Standards Institute dafür zuständig, alle gültigen Standards für digitale Telefonie vom Festnetz über GSM bis UMTS einheitlich überwachbar zu machen.
"C.S.I.": "Bürgerrechte smart übergehen"
Der Autor der Krimiserie "C.S.I.", Anthony E. Zuiker, bekam im Bereich "Kommunikation und Marketing" die Auszeichnung für die "Aushebelung von Bürgerrechten als Unterhaltungsprogramm". Die C.S.I.-Beamten würden unter anderem mit Hilfe von Rasterfahndung und DNA-Analysen zeigen, wie "smart" sie ihre Arbeit erledigen, indem sie alle Bürgerrechte übergehen, so die Jury.
Dichand "Manipulator der Republik"
Als "lebenslanges Ärgernis" wurde "Krone"-Herausgeber Dichand für sein "Leben als Manipulator der Republik" geehrt. In den fast 50 Jahren seiner Regentschaft habe er es mit seiner Zeitung verstanden, Politik und öffentliche Meinung in Österreich mehr als einmal entscheidend zu manipulieren, so die Begründung.
Publikumspreis an Platter
Innenminister Günter Platter [ÖVP] heimste den Publikumspreis ein. Die Teilnehmer an der jurylosen Volkswahl entschieden sich mehrheitlich für ihn.
Positivpreis an Korinek
Der diesjährige Positivpreis "Defensor Libertatis" ging an Verfassungsgerichtshofpräsident Korinek. Er warnte im September 2007 im Zusammenhang mit der Terrorbekämpfung mit den Worten "Ich habe manchmal den Eindruck, wir werden ähnlich stark überwacht wie seinerzeit die DDR-Bürger von der Stasi", vor einem Abrutschen in einen totalen Überwachungsstaat und verhalf der Debatte so in die Medien.