Facebook-Deal erinnert an Dot.com-Ära

29.10.2007

Beobachtet man die jüngsten Milliardenübernahmen in der IT-Branche, werden Erinnerungen an den Dot.com-Boom vor dem Platzen der Internet-Blase im Jahr 2000 wach. Microsofts Investition in Facebook provoziert in der Branche unterschiedlichste Reaktionen.

Google kauft YouTube und DoubleClick für insgesamt rund fünf Milliarden Dollar. EBay kauft Skype für rund vier Milliarden Dollar und bereut das bereits öffentlich. Und Microsoft kauft aQuantive für rund sechs Milliarden Dollar und steigt nun bei Facebook ein.

Die Summe von 240 Mio. Dollar mag zwar auf den ersten Blick gering erscheinen. Dass das der Preis für 1,6 Prozent der Social-Networking-Plattform sein soll, verwundert aber sehr wohl. Das bedeutet nämlich, dass Microsoft den Gesamtwert von Facebook mit rund 15 Milliarden Dollar bewertet. Microsoft erklärte, dieser Preis basiere auf der Annahme, dass Facebook irgendwann 300 Millionen Mitglieder haben wird.

"Party like it's 1999"

"Microsoft is partying like it's 1999", hieß es vergangene Woche etwa im "Wall Street Journal". Manche Analysten sehen den Preis aber durchaus gerechtfertigt und bewerten auch einige der anderen Mega-Deals der letzten Zeit als durchaus sinnvoll.

In den meisten Fällen sei nämlich in Bereiche investiert worden, die noch signifikantes Wachstumspotenzial aufweisen.

Nach dem Einstieg des IT-Riesen Microsoft bei Facebook ist die Internet-Kontaktbörse offenbar weiter auf der Suche nach Kapital.

Wachstumschance Online-Werbung

Microsoft hatte in den letzten Monaten klargemacht, dass es einen starken Fokus auf Internet-Werbung legen will. Schon in wenigen Jahren sollen rund 25 Prozent der Umsätze mit Online-Werbung machen, verkündete Konzernchef Steve Ballmer unlängst.

Als Teil der Vereinbarung darf Microsoft nun exklusiv Werbung auf Facebook auch außerhalb der USA verkaufen. Die rund 50 Millionen Facebook-Nutzer kommen vor allem aus den USA und Europa.

Analysten sehen etwa in Asien noch starke Wachstumsmöglichkeiten. Und Facebook ermöglicht mit seiner Fülle an verfügbaren persönlichen Daten, die die Nutzer bereitstellen, sehr zielgerichtete Werbemöglichkeiten, die den Werbern wiederum eine hohe Erfolgsquote versprechen.

Konkurrenzkampf mit Google

Weniger optimistische Analysten werten den ewigen Konkurrenzkampf mit Online-Werbepionier Google als Grund für die Spendierfreudigkeit Microsofts bei Facebook. Google ist Microsoft bei seiner Expansion auf dem Werbemarkt immer wieder in die Quere gekommen. Im vergangenen Jahr kam Google

mit der Übernahme der Videoseite YouTube Microsoft zuvor, auch bei DoubleClick war Google schneller.

Auch Google soll für Facebook geboten haben, was Microsoft zusätzlichen Ansporn gegeben haben könnte. "Microsoft hat darin investiert, Google rauszuhalten", urteilte Analyst Rob Enderle laut "Time". Immerhin verspreche Facebook heuer einen Gewinn von gerade einmal 30 Millionen Euro.

Facebook war vor drei Jahren vom heute 23-jährigen Studienabbrecher Mark Zuckerberg während seiner Zeit in Harvard gestartet worden. Im vergangenen Jahr hatte Yahoo versucht, Facebook für eine Milliarde Dollar zu kaufen, doch Zuckerberg winkte ab. Der Umsatz des Unternehmens im kalifornischen Palo Alto beträgt knapp 150 Millionen Dollar.

Schwieriges Geschäftsmodell Skype

Schwieriger ist die Situation beim VoIP-Anbieter Skype, mittlerweile in Besitz von eBay. Vor kurzem hat eBay zugestanden, das Potenzial von Skype deutlich überschätzt zu haben. Die beiden Skype-Gründer Niklas Zennstrom und Janus Friis sind aus der Geschäftsleitung des Unternehmens zurückgetreten. EBay reduzierte den Kaufpreis von ursprünglich 4,3 Mrd. Dollar nun um 1,2 Mrd. Dollar.

Das Skype-Geschäftsmodell, über Gespräche ins Festnetz und "Premium"-Dienste Geld zu verdienen, hat sich bisher nicht wirklich bewährt.

Laut Analysten nahm die Zahl der bezahlten Minuten 2007 im Vergleich zum Vorjahr sogar ab und stagniert, manche sehen die Implementierung von Online-Werbung als einzige Chance, doch noch Geld aus Skype zu holen, das im vergangenen Quartal 90 Millionen Dollar umgesetzt hat.

Ob eBay es schaffen wird, mit Umstrukturierungen noch die Kurve zu kratzen, wird sich zeigen.

(futurezone | AFP | Reuters | Time | BBC)