OLPC-Verkaufsstart für Sponsoren
Noch vor dem US-Verkaufsstart für Endverbraucher hat Nicholas Negropontes Initiative One Laptop per Child damit begonnen, Bestellungen größerer Zahlen von XO-Notebooks aufzunehmen.
Am Montag begann One Laptop per Child [OLPC] damit, Sponsoring-Großbestellungen seines Notebooks vom Typ XO entgegenzunehmen. Die bereits mehrfach angekündigte Aktion, bei der Privatpersonen zwei dieser Notebooks kaufen können, wobei einer dann gespendet wird, startet allerdings, wie vorgesehen, erst am 12. November - und nur in den USA und nur für kurze Zeit.
Während die Bedingungen für den Verkauf an Privatleute recht einfach sind - man zahlt 400 US-Dollar und bekommt dafür einen XO, während der zweite in der Regie der OLPC-Initiative an ein Entwicklungshilfeprojekt geht - dürfen sich Großspender nach einer Kontaktaufnahme per E-Mail aussuchen, wohin sie die Notebooks liefern lassen.
Produktionsstart im November
Agenturberichten zufolge soll die Produktion der XOs im November anlaufen. Die Geräte werden in China vom Quanta-Konzern hergestellt, die Produktionskosten betragen nach Angaben von OLPC 188 US-Dollar pro Stück. Bisher haben Behörden in Uruguay, Peru und der Mongolei größere Stückzahlen des XO geordert. Wie viele es genau sind, hat die Initiative noch nicht bekanntgegeben.
Auch das österreichische Bildungsministerium hat zu Testzwecken 100 XOs bestellt, die in je einer Volksschule in Wien, Niederösterreich, Oberösterreich und dem Burgenland zum Einsatz kommen sollen. In Österreich wird das Projekt durch die von Simon Dorner und Aaron Kaplan angestoßene Initiative OLPC Austria vertreten.
Gestaffelte Preise
OLPC nimmt Sponsorenbestellungen ab 100 Notebooks entgegen. Bei einer Menge von 100 bis 999 XOs kostet eine Maschine 299 US-Dollar [ca. 207 Euro]. Von diesem Preis zwackt OLPC pro Maschine 99 Dollar ab und nutzt sie dazu, nochmals 50 Prozent der Anzahl bestellter Geräte nachzuproduzieren. Der Sponsor kann sich dann entscheiden, in welches Land diese Extra-Notebooks gehen sollen.
Bei einer Menge von 1.000 bis 9.999 bestellten Maschinen kostet ein XO den Sponsor 249 US-Dollar. Von diesen gehen 49 Dollar pro Gerät nach dem oben skizzierten Muster in ein vom Sponsor ausgewähltes Land, wobei allerdings nur 25 Prozent der Gesamtbestellmenge nachproduziert werden. Je größer die Bestellmenge, desto schwächer also der karitative Effekt.
Ab einer Bestellmenge von 10.000 Notebooks kosten die Maschinen nur noch 200 US-Dollar pro Stück. Ab dieser Menge werden gar keine Geräte mehr zusätzlich produziert. Auch hier bestimmt der Sponsor, wohin die Geräte gehen sollen.
Erfolg im Scheitern
OLPC-Gründer Negroponte hatte in jüngerer Vergangenheit viel Kritik einstecken müssen. Der von ihm geprägte Begriff des 100-Dollar-Laptops hat sich schnell gegen die Initiative gewendet, als klar wurde, dass aufgrund zugesagter, aber nicht eingelöster Bestellungen seitens einiger Regierungen Preis und Vertriebskonzept nicht mehr zu halten waren.
Das neue Konzept, in dessen Rahmen Individuen und Institutionen auch kleinere Mengen an XOs bestellen können, dürfte jedenfalls besser funktionieren als der ursprünglich angepeilte "Big Government"-Ansatz. Die Bestellungen müssen verpflichtend abgegeben werden, die Initiative muss nicht mehr auf vollmundige Versprechen von Politikern bauen.
Davon abgesehen bieten die XOs auch zum Stückpreis von 299 US-Dollar viel Technik fürs Geld und ihr Einsatz ist auch in hoch entwickelten Industrienationen sinnvoll, in denen sich auch längst nicht jede Familie ein Schul-Notebook für ihre Kinder leisten kann. Der XO ist weder Notlösung noch Spielzeug, sondern ein vollwertiges pädagogisches Werkzeug für das Informationszeitalter.
Und selbst wenn Negropontes neuer Anlauf scheitern sollte, so hat der XO doch eine neue Klasse von Notebooks definiert, in der sich jetzt auch der von Asus produzierte Intel-Classmate und seine demnächst auch in Europa frei verkaufte Massenmarkt-Version Eee PC positionieren.
(futurezone | Günter Hack | Reuters)