Google schwindelt sich in Soziale Netze

31.10.2007

Über eine Plattform unter dem Namen "OpenSocial" will der Internet-Konzern Google Widgets von verschiedensten Entwicklern für Soziale Netzwerke anbieten - plattformunabhängig. Über Werbeschaltungen in diesen Programmen könnte Google seinen Wirkungsbereich deutlich ausweiten.

Google ist zwar ein Tausendsassa im Internet und in vielerlei Hinsicht ein Vorreiter. In Sachen Social Networking - der wichtigste Trend dieser Tage - hinkt der Konzern aber hinterher.

Die hauseigene Plattform Orkut hat den ganz großen Durchbruch nie geschafft, für MySpace verkauft Google lediglich Werbung, und bei Facebook wurde man bei einem möglichen Einstieg von Microsoft überboten.

Widgets für alle

Doch nun hat Google ein neues Projekt bestätigt, das für die Sozialen Netzwerke von großer Bedeutung sein könnte - plattformunabhängig.

Unter dem Titel "OpenSocial" ist ein Vertriebsnetzwerk für kleine Anwendungen, auch Widgets genannt, die in die Portale eingebettet werden können, in Planung.

Genau diese Anwendungen haben maßgeblich zum Erfolg von Facebook beigetragen, nachdem die Betreiber vor über einem Jahr beschlossen hatten, sich für die Anwendungen Dritter zu öffnen.

Social-Networking-Sites wie MySpace, Facebook und Bebo konnten ihre Besucherzahlen im vergangenen Jahr kräftig steigern.

Neuer Standard für alle Plattformen

OpenSocial soll den Entwicklern standardisierte Tools zur Verfügung stellen, mit denen Anwendungen, einmal entwickelt, in alle Partner-Sites eingebettet werden können.

Zu den Kooperationspartnern zählen vorerst Netzwerke wie LinkedIn, hi5.com, Frindster, Ning, Xing, Plaxo, Newsgator und Googles Orkut. Zudem sind auch Salesforce.com und Oracle, Hersteller von Business-Software, mit von der Partie.

Google will Werbung einbetten

Die Reichweite der Plattform soll laut Google rund 100 Millionen Nutzer betragen. Auf Entwicklerseite konnten unter anderem beliebte Widget-Anbieter wie Slide, Rock You und iLike gewonnen werden.

Google wird zwar nicht sofort mit OpenSocial verdienen können, aber dadurch die Popularität seines Orkut-Netzwerkes steigern. Außerdem wird der Konzern als nächsten Schritt Werbung in die Applikationen einbauen und sein Werbegeschäft weiter ausbauen.

Erst hatte Google MySpace nahezu ohne Widerstand am eigenen Ableger Orkut vorbeiziehen lassen. Während MySpace den englischsprachigen Markt dominiert, ist Orkut in Lateinamerika, Indien und Fernost mittlerweile auf der Überholspur.

Facebook zu wenig offen?

Für Facebook, das nach dem Microsoft-Einstieg für 240 Millionen Dollar neues Kapital hat, um zu expandieren, könnte die Plattform durchaus gefährlich werden.

Medienberichten zufolge beschweren sich Entwickler immer wieder darüber, dass Anwendungen für das Portal so anspruchsvoll zu programmieren sind, weil Facebook eine eigene Markup-Sprache verwendet. Dennoch gibt es bisher rund 5.000 Widgets für das Portal.

Aufgrund der hohen Summe, die Microsoft für 1,6 Prozent an Facebook bezahlt hat, wird der Gesamtwert des Unternehmens derzeit auf 15 Milliarden Dollar taxiert.

(AP | Reuters | NYTimes)