Google präsentiert Pläne für Handy-OS
Das neue Google-System für Mobiltelefone hört auf den Codenamen Android und soll mit Partnern wie der Deutschen Telekom, HTC und Motorola auf den Markt gebracht werden. Die Betriebssystem-Komponente baut auf dem Linux-Kernel auf.
Der Internet-Konzern steigt in das Mobilfunkgeschäft ein. Geplant sei ein Handy-Betriebssystem namens Android, das in Zusammenarbeit mit über 30 Technologie- und Telekomkonzernen entwickelt werden soll, teilte Google am Montag in New York mit.
Zu den Kooperationspartnern der Open Handset Alliance gehören neben der Deutschen Telekom unter anderem der taiwanesische Gerätehersteller HTC und Motorola, aber auch das Auktionshaus eBay und natürlich Google selbst.
Erste Geräte bereits 2008
Mit der neuen Plattform könnten neue Produkte schneller und günstiger auf den Markt gebracht werden, hieß es. Die Deutsche Telekom will bereits 2008 Handys und Dienste auf Android-Basis anbieten, sagte deren Chef Rene Obermann in einer Telefonkonferenz.
Obermann begrüßte Googles Einstieg in das Mobilfunkgeschäft. Die Plattform sei eine gute Möglichkeit, das mobile Internet zu einem Massenmarkt zu entwickeln, sagte er.
Über die Mobilfunkpläne von Google war seit Wochen heftig spekuliert worden. Google dominiert bereits das Geschäft mit Internet-Werbung und stößt nun mit seinem Geschäftsmodell in den Mobilfunk vor.
Entwicklertools schon nächste Woche
Android soll aus einem Betriebssystem, Middleware, einer benutzerfreundlichen Oberfläche und Anwendungen bestehen. Android wird, so Google, "unter einer der fortschrittlichsten und entwicklerfreundlichsten Open-Source-Lizenzen bereitgestellt". Gemeint ist damit die Apache Open Source Licence v2.
Bereits am 12. November will die Android-Allianz ein Paket mit Tools für Entwickler veröffentlichen.
"Tausende Handymodelle"
Google-Chef Eric Schmidt bezeichnete den Plan für ein offenes Betriebssystem für Mobiltelefone als "weitaus ambitionierter" als die immer wieder kolportierten Pläne für ein Google-Handy. "Unsere Vision ist vielmehr die, dass die heute bekanntgegebene Plattform Tausende verschiedener Handymodelle hervorbringen wird", lässt sich Schmidt in seiner Aussendung zitieren.
Das Google-Projekt tritt damit in unmittelbare Konkurrenz zur freien Mobiltelefonplattform OpenMoko, die gemeinsam mit dem taiwanesischen Hersteller FIC bereits im Juli dieses Jahres eine Entwicklungsplattform mit dem Namen Neo 1973 veröffentlicht hatte.
Für Google selbst geht es bei der Allianz darum, sein Geschäftsmodell mit pesonalisierter Werbung weg vom PC hin zum ständigen Begleiter Handy zu erweitern.
Selbstbestimmung für Handys
Auch Apples iPhone-Konzept gerät damit stärker unter Druck, denn es ist noch dem klassischen geschlossenen Mobilfunkparadigma verhaftet, während Googles Initiative darauf hinausläuft, eine dem IBM-PC vergleichbare offene Technologieplattform zu schaffen.
Die Hersteller von Android-Handys sollen Aussehen und Verhalten des Systems auf Grundlage standardisierter Bibliotheken weitestgehend selbst bestimmen können. Laut Website sollen auch proprietäre Funktionen eingebaut werden können.
Die ersten Anwendungsideen, die auf der Website der Open Handset Alliance präsentiert werden, laufen auf Geolocation-Dienste und mobile Soziale Netzwerke hinaus.
Dem Thema Linux auf dem Handy widmen sich unter anderem auch die Linux Foundation, das Linux Phone Standards Forum und die LiMo Foundation, der Motorola und NTT DoCoMo ebenfalls angehören.
Konkurrenz reagiert gelassen
Konkurrierende Handybetriebssystem-Hersteller reagierten gelassen. "Wir sehen das nicht als Bedrohung", sagte ein Sprecher des Handyweltmarktführers Nokia.
Ein Manager von Symbian sagte: "In den vergangenen neun Jahren wurden wohl ein Dutzend neue Plattformen auf den Markt gebracht, die uns attackieren wollten." Allerdings habe Symbian bisher immer noch die Nase vorne.
"Es hört sich so an, als ob sie versuchen, eine Gruppe von Leuten zusammenzukriegen, um ein Telefon zu bauen - das machen wir aber schon seit fünf Jahren", war von Microsofts Windows Mobile zu hören.
Der Handysoftware-Hersteller UIQ - die Firma gehört Sony Ericsson und Motorola - erklärte, der Schritt von Google sei ein Zeichen dafür, dass die Branche insgesamt vorankomme.
(APA | Reuters | dpa | futurezone)